Hagen. . Die vier großen Wohnungsgesellschaften in Hagen fordern angesichts großer Leerstände und geringerer Einwohnerzahlen den verstärkten Abriss von Wohnraum.

Sieben Prozent Leerstand, weiter sinkende Einwohnerzahlen – die Chefs der vier großen Hagener Wohnungsbauunternehmen (GWG, HGW, Wohnungsverein Hagen und Hohenlimburger Bauverein) befürworten daher einen verstärkten Abriss von überschüssigem Wohnraum in Hagen. Das ist bei einer Gesprächsrunde unserer Zeitung im Rahmen der großen Serie „So wohnt Hagen“ deutlich geworden. Matthias Lüdecke, Geschäftsführer des Wohnungsvereins Hagen, fordert eine Schrumpfungsstrategie für Hagen und sagt: „Die Abrissquote ist noch sehr gering.“

Das Wort der vier Gesellschaften hat Gewicht. Rund 25 Prozent aller Wohnungen werden durch sie vermietet. Die Forderung aus der Runde: Es müsse mehr Wohnraum dauerhaft vom Markt genommen werden – dazu brauche es aber einen Plan für das Stadtgebiet, wo Wohnen in Hagen weiter gefördert werden solle.

Förderung: Am Stadtrand abreißen, in der Innenstadt altengerecht bauen

Zwei Fördertöpfe gibt es generell für den Abriss, die Städtebauförderung und die Wohnraumförderung.

Bei der Städtebauförderunge können auch Privatbesitzer profitieren, wenn sie den notwendigen Eigenanteil stemmen und der Abriss Teil eines größeren Gesamtplanes ist. Die Mittel fließen immer an die Stadt, diese kann sie an Private weiterleiten.

Bei der Wohnraumförderung haben sich laut Bauministerium in diesem Jahr die Fördermöglichkeiten für Städte wie Hagen weiter geöffnet. Sprecher Bernhard Meier: „Im Rahmen kommunaler Handlungskonzepte können Abrisse zum Beispiel am Siedlungsrand gefördert werden. Und zwar in Kombination mit der Förderung eines barrierefreien altengerechten Neubaus etwa in einer innerstädtischen Baulücke.“

Die großen Wohnungsunternehmen könnten einen Abriss sicherlich in einem gewissen Umfang stemmen, aber auch Privatbesitzer mit dauerhaften Leerständen seien gefragt. Für diese sei ein Abriss aber noch viel schwieriger. Auch, weil die derzeitigen Fördermittel von Bund und Land nicht passgenau seien. Denn Voraussetzung sei, dass nach einem Abriss neuer Wohnraum entstehe. Doch ist das wirklich so?

Der Abriss von Häusern kann bis zu 80 Prozent gefördert werden

Bernhard Meier, Sprecher des NRW Bau-, Wohn- und Stadtentwicklungsministeriums, relativiert: Mittel der Wohnraumförderung könnten sehrwohl in solchen Fällen greifen. „Die Mittel richten sich ja direkt an Investoren, das heißt an die Wohnungsgesellschaften, Genossenschaften und private Investoren.“ Gefördert werde Neuschaffung plus Abriss. „Die Neuschaffung kann aber auch im Bestand sein, so dass keine einzige Neubauwohnung entstehen muss. Oder aber die Zahl der neuen Wohnungen kann kleiner sein als die Zahl der abgerissenen.“

Und noch ein weiterer Topf tut sich auf, um den Abriss in Hagen zu fördern: die Städtebauförderung. Hier kann prinzipiell auch der reine Abriss gefördert werden, wenn das Grundstück absehbar dauerhaft nicht vermarktbar ist, der Abriss Teil einer größeren, durchdachten Gesamtmaßnahme ist und das Grundstück später begrünt wird.

Wenn es sich um städtische Gebäude handelt, kann der Abriss mit bis zu 80 Prozent gefördert werden. Aber auch Privatbesitzer können profitieren (siehe Infokasten). Bislang gibt es in Düsseldorf aber noch keinen Antrag auf diese Fördermittel. Wohl weil die verschuldete Stadt den Eigenanteil von 20 Prozent nicht stemmen könne, mutmaßt man im Ministerium.

Hagens Baudezernent Grothe sieht Unternehmen in Pflicht

Doch Hagens Baudezernent Thomas Grothe sieht darin gar nicht die Hauptursache und spielt den Ball zurück ins Feld der Hagener Wohnungsgesellschaften. „Natürlich sind uns die Programme bekannt, wir haben die Gesellschaften darauf auch angesprochen“, so Grothe. Aber die Stadt selbst könne nicht handeln: „Etwa 25 Prozent der Wohnungen in Hagen gehören den Wohnungsgesellschaften. Sie können Strategien für den Rückbau entwickeln“.

Für die große Masse der Privatbesitzer sei das viel komplizierter: Die Förderung setze ja Gesamtmaßnahmen voraus, in denen der Abriss ein Bestandteil sei. Das zu organisieren sei schwierig. Thomas Grothe bietet den Gesellschaften aber offensiv an: „Wir sind ansprechbar, wir kümmern uns gerne um die Programme.“