Hagen-Wehringhausen. . Der heruntergekommene Bodelschwinghplatz in Hagen wird im Rahmen des Projektes „Soziale Stadt Wehringhausen“ in einen Garten verwandelt.

Bei blühenden Gärten, frischem Gemüse und fröhlichen Kindern denkt man an vieles. Aber sicher nicht an den Bodelschwinghplatz in Wehringhausen. Doch gerade dieser Umstand treibt die Initiative „Garten.Reich!“ an, die den Platz an diesem Wochenende tatsächlich zu einem öffentlichen Garten machte.

Die Aktion, die Teil des Projektes „Soziale Stadt“ ist, soll zeigen: Wehringhausen ist lebendig und lebenswert. „Wir wollen den öffentlichen Raum mit Hilfe der Anwohner so gestalten, dass man sich hier wieder wohlfühlen kann“, sagt Stephan Peddinghaus. Er wohnt selbst hier und engagiert sich ehrenamtlich als eine Art Vermittler zwischen allen Akteuren. Und das sind einige: Bürger, die Stadt Hagen, das zuständige Planungsbüro und die Unterstützer und Sponsoren.

Teilweise erschreckend

Auf dem Bodelschwinghplatz packten sie an diesem Wochenende alle gemeinsam an. Bei bestem Frühlingswetter säuberten sie den Platz, stellten hölzerne Pflanzkübel auf und brachten Blumen und Gemüse in die Erde. „Ich bin ganz überrascht, dass so viele Leute gekommen sind, um zu helfen“, so Peddinghaus mit einem Blick über den Platz. Fast 40 Leute tummelten sich am Samstagmittag dort, viele Kinder aus der Nachbarschaft sammelten Müll ein und befüllten die Schubkarren mit Blumenerde. Anwohner brachten Plätzchen und Tee vorbei, legten einen Gartenschlauch zu ihrem Wasseranschluss und halfen da, wo Hilfe gebraucht wurde.

Initiative als Netzwerk

Die Initiative „Garten.Reich!“ setzt sich für ein grüneres Wehringhausen ein.

Sie will das „Urban Gardening“, also die Nutzung von städtischem Raum als Garten, in Wehringhausen etablieren.

Die Initiative versteht sich als Netzwerk und ist Teil des Projektes „Soziale Stadt Wehringhausen“, mit dem Stadt und Anwohner das Viertel lebenswerter machen wollen

Einer von ihnen war Aleksej Berezin-Lachtenberg: Er wohnt seit mehr als zehn Jahren direkt am Platz und hat die Entwicklung hautnahe miterlebt. „Es war teilweise erschreckend, was sich hier abgespielt hat. Die Drogen, der Alkohol, wir mussten wirklich aufpassen“, sagte er. Wirkliche Unterstützung von Polizei oder der Stadt hat er selten erlebt. Aber aufgegeben hat er nicht, im Gegensatz zu vielen anderen: „Viele sind von hier weggezogen. Aber ich finde, wenn ich hier wohne, kann ich auch etwas dafür tun, dass es wieder besser wird.“ Die Gärtner-Aktion sieht er mit einer Mischung aus Realismus und verhaltenem Optimismus: „Das kann natürlich funktionieren. Aber dafür müssen sich viele Leute über längere Zeit darum kümmern. Sonst ist der positive Effekt schnell wieder vorbei.“

Der Bodelschwinghplatz scheint für viele ein Symbol für den Niedergang der Stadt zu sein: Ein öffentlicher Ort, der über die Jahre verfallen ist, zum Anziehungspunkt für Gestrandete und ein Tummelplatz für Drogenabhängige geworden ist. Die Methadon-Ausgabestelle um die Ecke spielt dabei eine wichtige Rolle, doch alles darauf zu schieben, ist zu einfach. Die Entwicklung des Bodelschwingh­platzes ist nicht nur ein von außen herangetragenes Problem. Denn zu so einer Entwicklung gehören immer mehrere Seiten: Sie wurde auch von den Bürgern und der Stadt zugelassen.

Vom Angst- zum Lebensraum

Das ist allerdings kein Vorwurf, sondern ein Ausblick auf die Chance: Genau so, wie der Platz sich zum Negativen entwickelt hat, kann er durch das Engagement von Stadt und Anwohnern auch wieder vom Angst- zum Lebensraum werden. „Wir sehen diese Aktion als einen ersten Schritt, der an anderen Stellen in Wehringhausen aufgegriffen werden sollte“, sagt Stephan Peddinghaus. „Wenn das funktioniert, dann ist das ein wichtiges Signal für Wehringhausen und auch für die ganze Stadt. Nach dem Motto: Es geht doch!“