Wehringhausen. . Seit Jahren gibt es Beschwerden über die Situation am Fußgängertunnel Augustastraße. Dort ist ein Treffpunkt von Süchtigen entstanden. Mit einem neuen gestalteten Platz in direkter Nähe könnte zumindest die Präsenz der Süchtigen ein wenig eingeschränkt werden.
Es sind bemerkenswert offene Worte von Betroffenen. „Ich will doch selbst nicht, dass die Kinder uns hier so sehen“, sagt ein junger Mann, der schon lange drogensüchtig ist, am Methadon-Programm teilnimmt und zu den langjährigen Patienten von Dr. Gabriel Fertsch gehört. Ein anderer, älterer Süchtiger pflichtet bei: „Es muss nicht sein, dass uns die Kinder auf dem Schulweg schon morgens mit der Flasche Bier sehen. Ich habe doch selbst eine Tochter.“
Die beiden gehören zu der Gruppe, die meist am Fußgängertunnel steht, der Augustastraße und Bodelschwinghplatz unterhalb der Bahnlinie verbindet. Mal zehn, mal zwanzig, nach Berichten von Anwohnern aber auch bis zu 50 Alkohol- und Drogensüchtige treffen sich dort. Viele sind Patienten von Dr. Gabriel Fertsch, der um die Ecke an der Wehringhauser Straße vor gut zehn Jahren eigene Praxisräume für die Methadon-Patienten eingerichtet hat. Und seitdem gibt es auch Beschwerden über die starke Präsenz der Süchtigen dort. Und über Verunreinigungen.
Mobiltoilette und Bushaltstelle
Die Hagener Polizei, der städtische Fachbereich für öffentliche Sicherheit, die Drogenberatung und Dr. Fertsch selbst wollen diesen Zustand ändern – zunächst mit kleinen Schritten. Die kleine, bislang noch recht steile Grünfläche, die an der Augustastraße zwischen der Rampe zum Tunnel und den Bahnschienen liegt, könnte nach diesen Vorstellungen dafür umgestaltet werden. Ein mobiles Toilettenhäuschen und ein ausgedientes Bushäuschen könnten installiert werden. Das Ziel: Die Süchtigen sollen nicht mehr in so einer großen Zahl direkt in dem Durchgang stehen.
Denn gerade diesen Umstand empfinden Anwohner als störend. Das wird deutlich, als die Pläne im Wehringhauser Stadtteilladen diskutiert werden. Anwohner, Immobilienbesitzer, aber auch Süchtige sitzen an einem Tisch. Das Auffällige bei diesem Treffen: Es wird engagiert diskutiert, es werden auch schonungslos Probleme benannt. Aber es wird auch gegenseitiges Verständnis geäußert. Ein Immobilienbesitzer berichtet, dass er rund um den Bodelschwinghplatz keine Wohnung mehr vermietet bekommt, obwohl er mit dem Quadratmeterpreis schon auf Minimalniveau herunter gegangen ist. Ein Anwohner erzählt, dass seine Frau einen weiten Umweg in Kauf nimmt, um nicht den Tunnel nutzen zu müssen. Die Süchtigen fühlen sich oft falsch beurteilt: „Wir tun niemandem etwas. Wir machen Platz, wenn Leute kommen, helfen Alten beim Tüten-Tragen.“ Von den Süchtigen gehe tatsächlich keine wirkliche Bedrohung aus, sagen Anwohner unisono. Es sei nur eine gefühlte Angst wegen der vielen Leute.
Die konkreten Vorschläge von Polizei, Stadt, Drogenberatung und Dr. Fertsch stoßen nicht auf uneingeschränkte Gegenliebe: Das Gelände sei nicht geeignet, die Mobiltoilette werde schnell verschmutzt oder umgeworfen. Aus dem Kreis der Süchtigen selbst kommt der Vorschlag, doch besser einen neuen Treffpunkt auf dem alten Schlachthofgelände einzurichten – abseits der öffentlichen Blicke.
Das Ergebnis des Abends klingt zunächst wenig greifbar: Man will weiter sprechen, nach den Ferien soll es einen Ortstermin geben. Für den Polizei-Bezirksbeamten Roland Tripp ist aber der Weg das Ziel: „Der Dialog hat begonnen.“