Hagen. . Die Klimatechnik des Kunstquartiers in Hagen hat noch keinen Tag so funktioniert, wie sie soll. Dennoch kostet die Wartung etwa 100.000 Euro pro Jahr.
Im Hagener Kunstquartier regiert in diesen Tagen die Euphorie: Die „Lebenslinien“-Ausstellung von Friedensreich Hundertwasser beschert dem Karl-Ernst-Osthaus-Museum genau jene Besucherströme und Ruhmeshymnen, die sich Hagen einst vom Emil-Schumacher-Museum versprochen hatte. Der vor 15 Jahren verstorbene Österreicher mit ausgeprägtem Sinn für Ästhetik und Ökologie wäre von der Hagener Ausstellungsstätte angesichts ihres energetischen Konzeptes sicherlich selbst begeistert gewesen: „Was die Umwelt schädigt, kann niemals schön sein“, lautete sein Credo – Nachhaltigkeit und Bewahrung der Schöpfung prägten sein Schaffen.
Die auf Geothermie fußende und als echte Innovation gefeierte Klimatechnik des Hauses hätte der Hundertwasser-Philosophie voll entsprochen. Wenn sie denn funktionieren würde. Stattdessen wurde jetzt bekannt, dass allein die regelmäßige Wartung der Anlage durch eine Fachfirma die Stadt etwa 100.000 Euro pro Jahr kostet – Ersatzteile selbstverständlich noch nicht inbegriffen. Das ist dreimal soviel wie künftig die Kulturzentren und der Muschelsalat aus ihren ohnehin knappen Budgets noch einmal herausschwitzen sollen.
Defizite noch ungeklärt
Bei der Eröffnung des Kunsttempels stellte der TÜV-Prüfer, der offensichtlich keinen Paradetag erwischt hatte, keinerlei Mängel fest. Doch wenige Wochen später legte die Gebäudewirtschaft eine 200 Punkte umfassende Pannenliste vor, die letztlich in das laufende Beweissicherungsverfahren mündete.
Nur in Teilen wurden in der Zwischenzeit einige Defizite dokumentiert und begrenzte Optimierungen der Anlage zugelassen. Diese Nachjustierungen der Wärmepumpen sparen seitdem Bares, doch die grundsätzlichen Defizite bleiben ungeklärt und ungelöst.
Keime in den Wasserleitungen machen das für das Raumklima unerlässliche Befeuchtungssystem unbrauchbar, Extra-Lüftungstechnik auf dem Dach sorgt für Ersatz und bei Hitze brummen Extra-Kältemaschinen vor dem Glaskubus zur Unterstützung der überhitzten Klimatechnik.
Trotz dieses immensen Wartungsaufwandes inklusive Online-Steuerung aus der Ferne bleibt die einst 2,5 Millionen Euro teure Klimaanlage des im August 2009 eröffneten Kunstquartiers bis heute das größte Sorgenkind der städtischen Gebäudewirtschaft, die allerdings den Preis als „marktüblich“ erachtet. „Dies ist das Resultat einer Ausschreibung“, erteilt Baudezernent Thomas Grothe allen jenen Milchmädchen-Vorrechnern eine Absage, die glauben, für 100.000 Euro besser einen Klima-Meister mitsamt Gehilfen tagtäglich im Kunstquartier zu beschäftigen.
Warten auf das Abschlussgutachten
Die Wartungsarbeiten werden nicht zuletzt aus Gewährleistungsgründen von derselben Firma erledigt, die die Technologie einst auch installierte. Ob bei der Montage oder bereits vom Planungsbüro jene Fehler gemacht wurden, die bis heute für die gravierenden Mängel der Anlage und den anhaltenden Energiefraß verantwortlich sind, soll das gerichtlich angeordnete Beweissicherungsverfahren ergeben, das bereits seit mehr als drei Jahren läuft.
„Ein Ende ist bis heute nicht absehbar“, bestätigt Grothe und erinnert daran, dass bis zum Abschlussgutachten aus juristischen Gründen auch nicht entscheidend an der Klimaanlage nachgebessert werden dürfe.
Vielleicht hätten die Erbauer des 25 Millionen Euro teuren Kunstquartiers Anleihen bei Hundertwasser nehmen sollen. Er interpretierte Dachbegrünungen als Versöhnung zwischen Mensch und Natur. Und diese sorgen auch für ein besonders angenehmes Raumklima.