Hagen. Die fetten Jahre im Hagener Nachtleben sollen vorbei sein? Die Djs Marvin Saake und Andreas Meißer steuern mit einer außergewöhnlichen Idee dagegen.

Als Marvin Saake und An­dreas Meißer am 31. Januar die Zeitung aufgeschlagen haben, da war ihnen längst klar: so nicht. „Warum die fetten Jahre im Hagener Nachtleben vorbei sind“, titelten wir damals und zogen mit drei erfahrenen Gastronomen die Bilanz, dass die Party-Szene in Hagen nur noch ein Schatten vergangener Zeiten ist. Was die beiden daraufhin in kürzester Zeit auf die Beine gestellt haben, klingt nicht nur absolut kurios. Es ist auch der Versuch, dem Bericht vom 31. Januar einen weiteren Absatz hinzuzufügen. Einer, der darüber handelt, dass jetzt Schluss sein soll mit toter Hose. Zwei DJs, die auszogen, in 120 Minuten das Nachtleben zu verändern.

Zack. Musik aus. Licht an. Ab nach Hause. Komischer ­Moment, in dem die beiden DJs die Party abwürgen. Aber genau so ist das gewollt. Das Bergfest, wie die beiden ihre Party nennen, geht genau zwei Stunden. Von 22 bis 0 Uhr. „Bergfest deshalb, weil die Mitte der Woche an diesem Mittwoch erreicht ist“, sagt Marvin Saake, der den Party-Quickie musikalisch gemeinsam mit seinem DJ Kollegen Andreas Meißer schmeißt. In der Szene sind beide besser bekannt als Marvin S. und ND.M.

Bitte nicht groß rausputzen. Kein Sehen-und-Gesehen-werden. „120 Minuten feiern, tanzen und schwitzen und danach höchstens noch ­duschen gehen, bevor man sich hinlegt“, sagt Meißer. Es geht um nicht mehr als eine kleine Runde Spaß nach Feierabend und vor dem nächsten Arbeits- oder Uni-Tag.

So sah der erste Durchgang des Bergfestes aus. Volles Haus im Exact-Club an der Hindenburgstraße.
So sah der erste Durchgang des Bergfestes aus. Volles Haus im Exact-Club an der Hindenburgstraße.

Sofort von Null auf 180

Um 21.30 Uhr gingen beim ersten Versuch des ungewöhnlichen Formats im Exact-Club (rund 200 Besucher) in der Hindenburgstraße die Türen auf. Musikalisch einzuordnen ist der Club (ehemals Red Rooster) eigentlich eher in der elektronischen ­Undergound-Ecke. „Bei unserer Party kommen aber völlig unterschiedliche Menschen vorbei. Alle Genres sozusagen“, sagt Saake. Um 22 Uhr geht dann plötzlich von Null auf 180 die Musik an, ehe sie genau so plötzlich ­u­m 0 Uhr wieder ausgemacht wird. In den 120 Minuten dazwischen legen die beiden DJs auf, was ihnen gefällt. „Nur nicht Helene Fischer“, sagt Andreas Meißer.

Mittwoch, die Hälfte der Woche ist rum. Morgen ist der kleine Freitag und dann ja auch schon wieder Wochenende. Das ist die Mentalität, mit der die DJs an den Abend ­herangehen. „Als wir den Artikel über das Hagener Nachtleben gelesen haben, da fühlten wir uns ­direkt angesprochen. Wir hatten das schon lange vor. Aber dann war uns klar: Wir machen das jetzt.“

Sich der Ausgehkultur anpassen

Man müsse den Hagener abholen, wenn man wieder eine Nachtszene etablieren wolle, die lebendig ist und mehr als zwei Diskotkehen im Innenstadtbereich zu bieten hätte. Andreas Meißer: „Die Ausgehkultur hat sich stark verändert. Als Veranstalter muss man sich mit verändern. Es gab eine Zeit, da brummte es donnerstags im Funpark zur 1-Euro-Party. Heute sind da donnerstags mehrere Flächen dicht.“

Um unverwechselbar, individuell und gefragt zu bleiben, würden die beiden ihr Format auch nicht häufiger als einmal pro Monat (jeden ersten Mittwoch) stattfinden lassen. „Nicht länger, nicht öfter. Sonst ist es nichts Besonderes mehr.“

Und deshalb findet der nächste 120-Minuten-Aufschlag unter der Woche am Mittwoch, 1. April, ab 22 Uhr statt. Der Eintritt beträgt vier Euro. Und einige Cents für eine ­Dusche danach zu Hause sollte man auch einrechnen.

Zack. Licht an. Musik laut. Zwei DJs versuchen das Nachtleben unter der Woche wieder anzukurbeln. Auf dass die fetten Jahre doch noch wiederkommen . . .