Emst. . Hagener, Redakteur, Buchautor: Kajo Fritz war zu Gast im Kulturhof auf Emst und las aus seinem Buch „Kokain: Eine deutsche Dealerkarriere.“ Sein Freund Robin Hiermer begleite ihn.
Alkohol und Nikotin sind typische Alltagsdrogen – dass mittlerweile aber auch Kokain dazugehört, darüber sprach der Hagener Autor Kajo Fritz am Samstagabend im Kulturhof Emst. Er las aus seinem Buch „Kokain: Eine deutsche Dealerkarriere“, das die Geschichte des Drogenverkäufers Stefan Liebig erzählt. Doch nicht nur das: Das Buch zeigt auch, wie verbreitet Kokain nicht nur in höheren gesellschaftlichen Kreisen mittlerweile ist.
Im Blick: der Hamburger Kokainmarkt
„Mich hat bei der Recherche am meisten überrascht, dass unter den Kunden sowohl Bauarbeiter als auch Promis sind“, erzählt Fritz. Die Passagen, aus denen er liest, zeichnen ein Bild vom Hamburger Kokainmarkt: Ein fester Kreis von Anwälten, Ärzten, Medienleuten und Unternehmern, die mit exklusiven Partys umgarnt werden, aber auch ein Netz aus so genannten „Läufern“, die die teure Droge auf der Straße verkaufen.
Während der Lesung sitzt Kajo Fritz entspannt auf der Bühne, immer wieder fallen ihm spontane Anekdoten und Ergänzungen zum Buchtext ein. Neben ihm steht sein Kumpel Robin Hiermer, Radio-Hagen-Moderator und Musiker. Er ist für den lockeren Teil des Abends zuständig: Seine Lieder über irische Pubs und den Rausch einer durchzechten Nacht trennen die Kapitel der Lesung voneinander. Thematisch abgestimmt, allerdings ohne Kokain – schließlich ist der Alkohol die Droge, die in der irischen Kultur am ehesten verwurzelt ist.
Launiges Duo
Zusammen sorgen Hiermer und Fritz für einen unterhaltsamen Abend, trotz des ernsten Themas. In der Pause scherzen die Gäste zaghaft über mögliche Nebenverdienste und juckende Nasen, doch das auch nur vordergründig: Schnell werden Verwunderung und Abscheu über eine Parallelwelt deutlich, die nicht nur voll von Partys und Drogenrausch ist, sondern auch voll von Bedrohungen und Gewalt. Die Pausen-Unterhaltungen laufen ähnlich wie die Erzählung im Buch: oft locker, fast scherzhaft im Ton, doch bisweilen ernst im Inhalt.
Denn auch die Texte, die Kajo Fritz an diesem Abend vorträgt, nehmen keine Rücksicht auf schüchterne Gemüter: In deutlichen Worten beschreibt Fritz eine Szene, in der sich ein koksender Anwalt mit irrem Blick an einer Prostituierten abarbeitet. Immerhin: Galant überreichte der Autor seiner Mutter vorher einen Blumenstrauß, um sich für diese schlüpfrige Passage zu entschuldigen.
Szenen mit ausschweifenden Partys und Prostituierten, aber auch Schlägereien und Mafia-Kontakte kamen in den Recherche-Gesprächen mit dem Drogendealer Stefan Liebig immer wieder vor. Sie zeigen, wie enthemmt sowohl Kokain-Konsumenten als auch die Verkäufer werden. Für Fritz eine Warnung: „So reizvoll es zunächst klingen mag, einen Kokainrausch mal selbst zu erleben: Wenn man hinter die Kulissen des Marktes schaut, vergeht einem schnell die Lust darauf.“