Hagen-Mitte. . Gestern Abend startete der Bühnenball mit einer amüsanten Revue. 1300 Partylöwen tummelten sich im Musentempel.

Der Einstieg ist – diplomatisch ausgedrückt – nichts für prüde Betschwestern. Während sich Franzl im Lotterbett mit der Hofdame stöhnend verlustiert, klagt die zu diesem Zeitpunkt noch nichts­ahnende Sissi über Langeweile und beschwert sich stimmgewaltig: „Ich war noch niemals in New York!“.

Und das Bühnenball-Publikum? Das ist sofort mitten drin und voll dabei in der prall-bunten Revue von Werner Hahn, die den vielsagenden Titel „Sissi auf dem wilden Kaiser“ trägt.

Gestern stürmten mehr als 1300 Theaterfreunde, Kostümfreaks und Partylöwen den Musentempel, heute Abend heißt es noch einmal „Auf zum Bühnenball“.

Über allem schwebt Österreich

Natürlich dreht sich in der amüsanten Show alles um die liebreizende Elisabeth, Kaiserin von Österreich (genannt Sissi), und Kaiser Franz Josef I. (genannt Franzl). Und natürlich verballhornt der Regisseur alles und jeden, so gut es geht. Denn über allem schwebt Werner Hahns Heimatland Österreich. Und da wird kein Klischee ausgelassen: Sissi flüchtet aus Eifersucht auf eine Almhütte, trifft auf Alphornbläser und Bergbauern, verliebt sich kurze Hand in den Vogelhändler, um dann beim Happyend selbstverständlich glücklich wieder in Franzls Armen zu liegen.

Es gibt für heute Abend noch Kombi- und Balltickets

Der erste Bühnenball fand 1974 statt. Mit wenigen Ausnahmen wurde der Zwei-Jahres-Rhythmus eingehalten.

Seit den 90er Jahren inszeniert Werner Hahn die in den Ball einstimmende, unterhaltsame Revue.

Einige der Darsteller: Sissi (Tanja Schun), Franzl (Richard van Gemert), Hofdame (Marilyn Bennet, Adjutant (Rolf A. Scheider).

Für den heutigen Abend gibt es noch Karten. Die Kombikarte ­(Revue inklusive Ball) kostet je nach Kategorie zwischen 51,50 und 62,50 Euro. Für die reine Ballkarte (ohne Show) zahlt man 37,50 Euro. Die Abendkasse befindet sich am Bühneneingang.

Evergreens, Ohrwürmer, Schlager, Samba-Rhythmen, aktuelle Charts-Hits – die Musik ist so mitreißend, wie man es von den Bühnenball-Revuen der Vorjahre gewohnt ist. „New York, New York“ wird von DJ Ötzis „Anton aus Tirol“ abgelöst, Revolverheld Schmachtballade „Ich lass für dich das Licht an“ von Mozart-Klängen. Und ohne Helene Fischers „Atemlos“ (Tanja Schun stöckelt dazu als Sissi in Strapsen sexy durch die Gegend) darf die Show natürlich nicht zu Ende gehen.

Das ganze Haus ist beteiligt

Die Besucher werden von Sissis Schlafzimmer in Tirol aus mitgenommen auf eine Alm am Fuße des Wilden Kaisers und in eine Schlucht im Bergmassiv. Und das Publikum entdeckt Gesichter, die man sonst auf der Bühne nicht sieht. Denn neben den Schauspielern, Sängern, Tänzern und Musikern lassen sich es auch etliche Verwaltungsmitarbeiter nicht nehmen, kleinere Rollen zu besetzen.

Und genau das macht ihn auch aus, den Bühnenball: das ganze Haus ist beteiligt. Was im doppelten Sinne zu verstehen ist. Mitarbeiter aus allen Sparten und Abteilungen bringen sich ein, und auch (fast) alle Räumlichkeiten werden dekoriert und bespielt. So mutiert das junge Theater Lutz zu „Sissis Séparée“ und der Ladebereich hinter der Bühne zur Gastro-Ecke „Franzl’s Grillkutsche“.

Und die Theatergäste? Die bestaunen die fantasievollen Einzel- und Gruppenkostüme der übrigen Ballbesucher, tanzen zu heißer Live-Musik auf der Hauptbühne, verfolgen die Kostümprämierung und die Mitternachtsshow. Und wundern sich, wie schnell die Bühnenball-Nacht vergeht.