Hagen-Kuhlerkamp. Der Kuhlerkamp in Hagen ist für Lkw über 3,5 Tonnen nicht befahrbar. Grund sind Serpentinen. Die Anwohner sind seit langem sauer über die Regelung.

Damit hatte Marco Blumenthal nicht gerechnet. Kurz bevor der erwartete Möbelwagen der Firma Zurbrüggen aus Unna mit der neuen Schlafzimmer-Einrichtung in der Philippstraße eintraf, meldete sich der Fahrer per Handy und sagte die Zustellung von Bett, Kleiderschrank und Kommoden ab. Den Kuhlerkamp fahre er nicht hinauf, erklärte der Lieferant dem verdatterten Blumenthal kurz und bündig, die Straße sei ja für Laster über 3,5 Tonnen gesperrt. Und einen Strafzettel wolle er nicht riskieren. Stattdessen fuhr der regelsichere Mann nach Unna zurück.

„Die Stadt kann doch nicht einfach ein ganzes Wohngebiet abschnüren“, regt sich Blumenthal über die bei den Bewohnern des Kuhlerkamps seit langem umstrittene Beschilderung auf. Denn weder von Vorhalle noch von Wehringhausen noch vom Tücking aus dürfen Lkw, die mehr als 3,5 Tonnen wiegen, das Gebiet anfahren. Grund sind die Serpentinen am Wolfskuhler Weg, die in der Vergangenheit schon so manchem Laster und auch Pkw zum Verhängnis geworden sind. Große Lastwagen sind für die Kurvenradien zu lang und können die engen Kehren nicht durchfahren.

Noch kein neuer Termin für Anlieferung

Das Schlafzimmer ist für die Eltern von Marc Blumenthal bestimmt. Trotz der neuen Beschilderung ist für sie die Posse noch nicht beendet. Denn nach der gescheiterten Anlieferung haben sie sich bislang vergeblich um einen neuen Termin bemüht.

Wer die erneute Anlieferung nun letztlich bezahlt, ist ebenfalls ungeklärt.

Immer wieder blieben Fahrzeuge liegen oder im Morast neben dem Fahrbahnrand stecken. Verständlich, dass die Strecke für die Brummis gesperrt wurde. Aber warum ist die Zufahrt zum Kuhlerkamp auch von den beiden anderen Stadtteilen her nicht erlaubt? „Ganz einfach, weil die Lastwagen aus der anderen Richtung den Wolfskuhler Weg ansteuern und dabei das Wohngebiet als Schleichweg missbrauchen würden“, erläutert Hans Sporkert, Leiter des Ordnungsamtes. Dafür würden schon Navigationsgeräte sorgen, die die Abkürzung über den Tücking als „kürzesten und schnellsten Weg“ zwischen dem Hagener Westen und Norden empfehlen.

Also dürfen sich die Kuhlerkämper nicht mit Möbeln, Heizöl oder Baumaterialien, die nur von größeren Lastwagen transportiert werden können, beliefern lassen? Keineswegs, wehrt Sporkert ab: „In begründeten Fällen erteilen wir natürlich eine Ausnahmegenehmigung.“ Das funktioniere unbürokratisch, ein Anruf im Rathaus genüge zumeist. Schließlich dürften die Kuhlerkämper nicht dafür bestraft werden, dass sie Kuhlerkämper sind. Obendrein gibt es die Genehmigung kostenlos.

Wer trägt mögliche Zusatzkosten?

Eine Regelung, die Marco Blumenthal nicht bekannt war. Und als er sich im Ordnungsamt über die Beschilderung beschwerte, befand sich der Möbellieferant bereits auf dem Rückweg. Nun muss er möglicherweise ein zweites Mal die Anfahrtskosten bezahlen, um die ersehnten Möbel endlich zu erhalten. Inzwischen hat die Stadtverwaltung auf die Posse reagiert und vorgestern an der Tückingschulstraße neben dem Verbots- das Zusatzschild „Lieferverkehr frei“ anbringen lassen. Von hier aus darf der Kuhlerkamp nun sogar ohne Ausnahmegenehmigung angefahren werden.