Hagen.. Auf Kontrollfahrt mit den Mitarbeitern des Bundesamtes für Güterverkehr auf der A 1 zwischen Hagen und Gevelsberg. Jedes fünfte Fahrzeug mit Beanstandungen. Keine Besserung in Sicht.

Willi Leduc weiß: „Mit Kusshand werden wir nicht empfangen.“ Der 50-Jährige ist Straßenkontrolleur beim Bundesamt für Güterverkehr (BAG), Außenstelle Münster. Am Dienstagvormittag ist er mit dem Kollegen Waldemar Kempa (53) auf der A 1 zwischen den Abfahrten Gevelsberg und Hagen-West Richtung Bremen unterwegs. Wer als Fahrer auf die beiden trifft, ahnt: Das kann dauern.

Das Duo fischt Lastwagen aller Art, ab 2,8 Tonnen aufwärts, von der Bahn. Es prüft Lenk- und Ruhezeiten der Fahrer, ihre Frachtpapiere, die Sicherung der Ladung und wirft einen Blick auf den technischen Zustand. Reifen. Bremsen. Wer kontrolliert wird? Leduc: „Das geht nach dem Zufallsprinzip.“ Nicht ganz. „Der Spanier da vorne ist nicht der Richtige. Sie halten sich meistens an die Regeln.“

Feuerlöscher fehlt

Leduc setzt sich mit dem Bulli vor einen Gefahrguttransporter aus Belgien. Die Leuchtschrift aus dem Dach signalisiert: „Lkw-Kontrolle“, follow me, bitte folgen.“ Im Seitenspiegel beobachtet er das Verhalten des Fahrers. „Er wird langsamer und setzt den Blinker.“ Vorläufige Endstation Parkplatz Funckenhausen. Am Steuer Erwin Kuypers. Er kommt aus Genk und will nach Lüdenscheid. Auf der Ladefläche drei hoch gefährliche Chemikalien. „Für das Krankenhaus, für die Waschküche“, sagt der 50-Jährige. Entspannt kramt er in den Papieren. Seine vermeintliche Schutzbehauptung, „ich bin gestern erst kontrolliert werden“, überhören die BAG-Mitarbeiter. Belegen kann er das nicht.

Alles in Ordnung. Fast. Ein Problem taucht auf. Der Zwölf-Kilo-Feuerlöscher ist leer. „Ohne Feuerlöscher fährt er nicht einen Meter weiter“, sagt Waldemar Kempa. „Bei einem Gefahrguttransporter gibt es keinen Spielraum.“

Der Fahrer kramt im Führerhaus, präsentiert zwei Drei-Kilo-Exemplare zum Löschen. Zur Weiterfahrt reicht es, für ein Verwarnungsgeld auch. 178,50 Euro darf der Belgier per Karte zahlen. Sein Unternehmen muss mit dem doppelten Betrag rechnen. Alles wird dokumentiert und, wie der leere Feuerlöscher, fotografiert. Das Prozedere dauert fast eineinhalb Stunde. Viel Zeit für einen Fernfahrer, der keine hat. Ohne äußere Regung lässt Kuypers die Kontrolle über sich ergehen. „Die sind die Chefs“, sagt er und weiß: Wer bockig wird, darf sich auf einen längeren Aufenthalt am Parkplatz einstellen. Ruhig und klar sind die Ansagen der Straßenkontrolleure. „Wir sind keine Sheriffs, unbewaffnet“, sagt Leduc, „und keine Weltverbesserer. Wir stellen nur fest. Ein dickes Fell haben wir auch.“

Frustriert sind die beiden im Arbeitsalltag nicht. Mehr Druck vom Gesetzgeber auf die Speditionen wäre aus ihrer Sicht nicht verkehrt. Warum? Die Mitarbeiter vom BAG können so viel kontrollieren, wie sie wollen, es ändert sich nichts - seit Jahren: „Es gibt keine Verbesserung. Bei jedem fünften Lkw gibt es auch bislang in diesem Jahr Beanstandungen. Um das zu ändern, sind die Gesetzgeber gefordert.“

Angesichts vieler schwerer Unfälle mit Lkw-Beteiligung, nicht selten ist Übermüdung der Fahrer die Ursache, liegen die Kontrolleure nicht falsch. Ihr Chef, Bernd Krekeler wird deutlicher. Er fordert höhere Strafen, um rollende Zeitbomben mit tonnenschwerer Ladung zu verhindern: „Wenn die Geldbußen nicht weh tun, wird sich nichts ändern.“ Auch würde er sich wünschen, Unternehmen, die auf Kosten ihrer Fahrer Geschäfte machen, mit dem Entzug der Lizenz für gewerblichen Güterverkehr zu drohen: „Das wäre eine konsequente Verfolgung der vielen Verstöße.“

Tachoscheiben unvollständig

Einen 20-Tonner aus Polen nehmen sich die Straßenkontrolleure als nächstes unter die Lupe. Der 37-jährige Fahrer kommt leer aus Kerpen, fährt zurück in die Heimat. Seine Tachoscheiben der letzten 28 Tage sind nicht vollständig. Es gibt Lücken an zwei Tagen. Leduc: „Wenn er diese Zeit nicht belegen kann, wird es eng für ihn.“ Er kann. Der Pole taucht hinter seinem Sitz ab und wird fündig. Alles im grünen Bereich. Gute Fahrt.