Hagen-Mitte. . Traumwetter, tolle Wagen und viele gute Ideen bei den Fußgruppen. Der Rosenmontagszug in der Innenstadt wurde gestern von rund 70 000 Menschen besucht.

Wie schön für die, für die das Brauchtum eine Verpflichtung darstellt. Wie schön für die, die wochenlang in Scheunen, Hinterhöfen und Fabrikhallen bauen, damit der Rosenmontagszug das wird, was er ist: ein kreativer, ein bunter Zug, der Themen anspricht, Lokalpolitik auf die Schippe nimmt und den Menschen am Straßenrand Freude bereitet. Wie schön, wenn für sie alle die Sonne so scheint wie sie es gestern und schon tags zuvor in Boele getan hat. 70.000 Menschen kamen gestern zum Rosenmontagszug in der Innenstadt.

Die Zukunft des Karnevals

Die Zukunft des Karnevals spielte gestern gleich in zweierlei Hinsicht eine zentrale Rolle. Zum Beispiel auf den Wagen des Hagener Prinzenpaares und des Boeler Oberloßrockpaares. „Wir danken euch“, rief Zugmoderator Sven Söhnchen den Protagonisten vor der Ehren- und VIP-Tribüne auf dem Friedrich-Ebert-Platz zu, wo jene Hagener auf aufgebauten Stufen stehen, die den Karneval sponsern oder zum Beispiel Lokalpolitik mitgestalten. Applaus brandete auf im närrischen Volk. Weil die von Söhnchen angesprochenen Paare den Karneval in gewisser Weise gerettet hatten. Das Prinzenpaar Thorsten und Melanie genau so wie das Oberloßrockpaar Marcel und Lorena. Beide Paare hatten sich gemeldet, als sowohl die Loßröcke und das Festkomitee Hagener Karneval keine Symbolfiguren gefunden hatten.

 Ein Drache feiert Karneval und die Kinder des KCH Hagen führten ihn durch die Stadt.
Ein Drache feiert Karneval und die Kinder des KCH Hagen führten ihn durch die Stadt. © WP Michael Kleinrensing

Brandschutz, Mieten und Verordnungen

Der Themenwagen „Karneval der Zukunft“ legte den Finger in die zweite närrische Wunde. Darauf zu sehen: NRWs Ministerpräsidentin Hannelore Kraft in einer übergroßen Kloschüssel steckend (Paragrafentrichter). Auf der Klorolle, an der sie zog, waren lauter Dinge zu lesen, die es den Karnevalsvereinen immer schwieriger machen, ihre Feiern und Sitzungen zu veranstalten. Brandschutz, Gebühren, Saalmieten und, und, und.

Auf manchem Wagen schlossen sich familiäre Kreise. Zum Beispiel auf dem der KG Grün-Weiß Vorhalle, wo Bauer Dennis I. von seinem Vater Berni als Adjutant begleitet wurde. Berni war selbst einst Vorhaller Bauer gewesen. Genau wie sein Bruder Heinz es schon war. Und auch Stukenförster Ludger aus der Boelerheide machte seinen wie immer bonbonreichen Wagen zur Familiensache. Sein Eleve heißt ebenfalls Ludger und ist sein Sohn.

 Vor Zugbeginn hatte OB Erik O.Schulz dem hagener Prinzenpaar den Schlüssel zur Stadt übergeben.
Vor Zugbeginn hatte OB Erik O.Schulz dem hagener Prinzenpaar den Schlüssel zur Stadt übergeben. © WP Michael Kleinrensing

Andere Symbolfiguren hingegen kränkelten etwas. So wie Obermolly Barabara vom KCH 77. „Am schönsten Tag im Hagener Karneval liegt sie krank im Bett“, rief Moderator Söhnchen als Pagin Monika tapfer für ihre Obermolly mit in die Massen winkte.

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Ungerecht eigentlich bei so viel Engagement der Vereine, Fußgruppen und Wagenbauer, jemanden herauszuheben. Dennoch: Die Heidefreunde mit ihren Wagen „Räuber Hotzenplotz“, „Im Westen geht die Sonne auf“ (großer Saloon“), die Loßröcke mit „Der kleine Prinz“ oder die originellen Fußgruppen „Würfelwahnsinn: Zeit, dass sich was dreht!“, „Hagens beste Steuerzahler“ oder „Dufte Bienen“ sorgten, flankiert von Musikzügen wie der Showband Viebergo aus Enschede oder den „Hasper Old Stars“, für einen guten Mix im Zug, tolle Hingucker und viele Details.

Man sollte meinen, dass zwei solch prächtige Tage wie in Boele und in der Innenstadt Magnetwirkung für die zu besetzenden Posten der Symbolfiguren haben sollten. Thorsten und Melanie Dähne strahlten von ihrem Prinzenwagen und symbolisierten in diesem Augenblick das, was die beiden zum Antritt ihrer Session gesagt hatten: „Für uns geht ein riesiger Traum in Erfüllung“.

 Der Zug als rasante Achterbahnfahrt. Diese Loßrock-Gruppe ging in den Straßen auf Berg- und Talfahrt.
Der Zug als rasante Achterbahnfahrt. Diese Loßrock-Gruppe ging in den Straßen auf Berg- und Talfahrt. © WP Michael Kleinrensing

Rund 70.000 Menschen säumten gestern die Straßen am Ebert-Platz, an der Karl-Marx-Straße, am Theater und auf dem Weg nach Wehringhausen. Kinder wirbelten an den Bordsteinkanten auf der Jagd nach Bonbons, während an anderen Ecken getanzt wurde zu der Musik, die zum Beispiel vom Radio-Hagen-Truck schallte. Im Promi-Gehege, der eingangs erwähnten Tribüne für Gönner und Verantwortungsträger, waren viele Ex-Prinzen wie zum Beispiel der Vor-Vorjahres-Würdenträger Erdinc mit dabei. „Wir sind rundum zufrieden mit diesem Tag“, sagt Festkomitee-Schatzmeister Michael Lehr, „das Wetter, die Menschen, das Prinzenpaar. Rundum gelungen.“