Hagen. . GMD Florian Ludwig und die Hagener Philharmoniker gehen neue Wege bei der beliebten Choraktion, die Laien-Sänger und Profi-Orchester zusammenbringt.
Einmal mit einem großen Profiorchester zusammen auftreten: Davon träumen viele begeisterte Chorleute. Die Hagener Philharmoniker machen dies mit ihrem beliebten Scratch-Projekt möglich. An einem einzigen Tag treffen sich Hunderte von Sängerinnen und Sängern aus der ganzen Region und weit darüber hinaus in der Hagener Stadthalle und studieren mit GMD Florian Ludwig ein Programm ein, das sie abends im Konzert aufführen.
Der Generalmusikdirektor betritt am 30. Mai Neuland. Erstmals überhaupt bei einem Scratch-Projekt stehen Volkslieder im Mittelpunkt. „Volkslieder sind wieder im Trend“, betont der GMD. „Sie werden längst nicht mehr mit Kitsch oder tümelnder Rückwärtsgewandtheit in Verbindung gebracht. Wir möchten zeigen, dass die deutschen Volkslieder eine außergewöhnliche Qualität haben, schön zu singen sind und herausragende Texte haben.“
A-cappella-Ensembles wie Maybebop haben „Am Brunnen vor dem Tore“ und „Muss i denn“ aus der verstaubten Ecke herausgeholt und einem jüngeren Publikum nahe gebracht. Das Ensemble Amacord unterstützt entsprechend den Hagener Scratch-Chor 2015 und wird auch solistische Beiträge liefern. Das Leipziger Vokalquintett zählt zu den herausragenden Interpreten in dieser Stilrichtung.
„Da die Amacords gerade eine CD mit internationalen Volksliedern aufgenommen haben, wollte ich sie gerne einladen“, so Ludwig. Der Komponist Andres Reukauf hat die überlieferten Melodien für großen Chor und Orchester arrangiert. „Wir werden viel daran arbeiten, dass man den rhythmischen Schwung in den Volksliedmelodien erkennt und dass man die Texte gut rüberbringt, die Sänger und das Publikum sollen merken, wieviel musikalische Qualität darin steckt“, freut sich Ludwig.
Liebe und Abschied
Es sind die großen Menschheitsthemen, die im Volkslied in poetischer Verdichtung angesprochen werden: Heimat, Liebe, Abschied, Verlust, Wanderschaft. Echte Volkslieder bejubeln keine heile Welt, sondern erzählen von Ängsten und Sorgen. „Muss i denn zum Städtele hinaus“ handelt von einem jungen Mann, der seine Liebste verlassen muss, um in der Fremde Arbeit zu suchen. Auch „Das Wandern ist des Müllers Lust“ ist kein unbeschwertes Wanderlied, es beschreibt vielmehr den Zwang zur Wanderschaft von Handwerksgesellen und deren Sehnsucht, Ruhe und Heimat zu finden – Themen, die eigentlich ganz aktuell sind, wenn man genau hinhört.
Eine Schatztruhe
„Volkslieder sind eine unglaubliche Schatztruhe, hier kann man viele Entdeckungen machen, vor allem, wenn man mal mehr als die erste Strophe singt und dann merkt, wie die Geschichte eigentlich geht“, so Florian Ludwig. Neben bekannten deutschen Titeln stehen zudem einige populäre internationale Lieder auf dem Programm des Scratch-Chores 2015.
Damit sind ausdrücklich auch alle Männerchöre der Region angesprochen, beim Volkslieder-Scratch mitzumachen. Ludwig: „Die Sätze sind relativ einfach gehalten, einige hat Andres Reukauf auch mit ein paar fantasievollen Lautmalereien aufgelockert, zum Beispiel bei der klappernden Mühle. Es ist ein Programm, das jeder mitsingen kann.“ Es darf bereits verraten werden, dass die Orchesterschlagzeuger bei einigen Stücken gut zu tun haben.
Falsche Töne sind keine Katastrophe. Florian Ludwig macht geübten und ungeübten Sängerinnen und Sängern Mut – Volkslieder mit einer großen Orchesterbesetzung kann man schließlich nicht überall erleben. „Alle, die gerne singen, und alle, die sonst Angst haben, alleine zu singen, sind herzlich eingeladen. Beim Scratch wird man an die Hand genommen und kann gar nicht anders als mitsingen.“
Volkslieder-Scratch, Samstag, 30. Mai, Stadthalle Hagen. Die Proben beginnen um 9.30 Uhr, das Konzert um 18 Uhr. Am Freitag, 29. Mai, wird eine freiwillige Vorprobe ab 19 Uhr angeboten. Wie immer stehen die Lerndateien für die einzelnen Stimmen auf der Heimseite des Theaters Hagen zum Herunterladen bereit. In der Anmeldegebühr (35 Euro) sind alle Noten sowie das Mittagessen inbegriffen. Anmeldung: 02331 / 2073257 oder www.theaterhagen.de/scratch2015