Hagen. . Rettungssanitäter der Feuerwehr schlüpften in die Rolle von Geburtshelfern und transportierten eine hochschwangere Frau mit Blaulicht ins Krankenhaus.
Rettungssanitäter der Hagener Feuerwehr sind in die Rolle von Geburtshelfern geschlüpft. Sie transportierten eine hochschwangere Frau, die mit starken Wehen auf der Verbandsstraße im Stau stand, mit Blaulicht ins Hasper Krankenhaus. Zwei Stunden später brachte die Mutter dort einen gesunden Jungen zur Welt.
„Ich hatte schon befürchtet, dass ich das Kind im Auto bekommen würde“, erzählte Ülkü Erzurum (33) und drückte den neu geborenen Murat fest an ihr Herz. Auf der Fahrt von Hohenlimburg nach Haspe war ihr Mann Attila (35) infolge des heftigen Schneefalls, der überall in Hagen für chaotische Verhältnisse im Berufsverkehr sorgte, in einen Stau geraten. „Auf der Verbandsstraße ging es nicht mehr vor noch zurück“, berichtete er. Währenddessen wurden die Wehen seiner Frau, die neben ihm auf dem Beifahrersitz saß, immer stärker.
Schließlich wusste das Ehepaar sich nicht anders zu helfen und rief über Handy die Polizei an, die wiederum die Hagener Rettungssanitäter anforderte. „Die haben mich dann in die Klinik gefahren“, so Ülkü Erzurum. „Das war supernett, ich möchte mich herzlich bedanken.“ Kurz darauf war die Familie zu fünft, nach Hamid (9) und Mert (5) ist der kleine Murat der dritte Sohn der Familie.
150 Mitarbeiter im Einsatz
Nicht nur auf der Verbandsstraße ging gestern nichts mehr. Zwischen 7 und 10 Uhr registrierte die Polizei 39 Unfälle, auf vielen Hauptverkehrsstraßen kam der Verkehr zum Erliegen. Auch auf den Autobahnen 1, 45 und 46 rund um Hagen kam es zu langen Staus.
Die Mitarbeiter des für den Winterdienst zuständigen Hagener Entsorgungsbetriebs (HEB) hatten schon ab 4 Uhr nachts eine erste Räumschicht gefahren. Als es gegen 6.30 Uhr erneut zu schneien begann, rückten abermals 150 Einsatzkräfte aus. Doch in den sich nun schnell bildenden Staus gab es selbst für die Streufahrzeuge kein Durchkommen mehr. Auf dem leichten Anstieg vom Emilienplatz hinauf zum Kegelcasino stellten sich zwei Lastwagen quer und blockierten die Fahrbahn. „Die Kreuzung am Emilienplatz ist der neuralgische Punkt in Hagen“, so Detlev Liedtke, Leiter des Winterdienstes: „Wenn der Verkehr dort steht, dann läuft in ganz Hagen nichts mehr."
Polizei kontrolliert Reifen
Auch an anderen Stellen kam es infolge von Eis- und Schneeglätte zu Verkehrsbehinderungen. In der Grundschötteler Straße stieß ein Lastwagen mit einem Auto, dessen Fahrer leicht verletzt wurde, zusammen, im Wasserlosen Tal waren gleich vier Autos in einen Auffahrunfall verwickelt. Auf der A46 rutschte ein Lkw-Fahrer aus, der im Stau sein Cockpit verlassen hatte. Er zog sich eine Platzwunde am Kopf zu und musste ärztlich versorgt werden. Auch einem Mann in der Borgenfeldstraße, der ausgeglitten war und sich einen Oberschenkelhalsbruch zugezogen hatte, kam ein Notarzt zu Hilfe.
An der Feithstraße kontrollierte die Polizei am Nachmittag die Reifen der Autos. Polizeihauptkommissar Norbert Starost winkte zahlreiche Verkehrsteilnehmer an den Fahrbandrand: „Busse und Lastwagen haben meist Winterreifen aufgezogen“, sagte er: „Das Problem sind die Autofahrer.“
Winterreifen sind vorgeschrieben
Bei winterlichen Verhältnissen (Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis oder Reifglätte) sind Winterreifen bzw. Allwetterreifen vorgeschrieben.
Wer gegen diese Vorschrift verstößt, wird mit 60 Euro Bußgeld und einem Punkt in Flensburg bestraft. Wird der Verkehr behindert, sind 80 Euro fällig, bei einer Verkehrsgefährdung 100 Euro, bei einem Unfall 120 Euro plus Anzeige.
Die Gummimischung von Winterreifen bietet im Winter eine bessere Fahrbahnhaftung. Die Profiltiefe muss dagegen nicht mehr als 1,6 mm betragen.
Viele würden an der Sicherheit sparen und versuchten, mit Sommerreifen durch den Winter zu kommen. Wer von Starost und seinen Kollegen erwischt wurde, musste zahlen: 60 Euro Bußgeld wurden fällig und einen Punkt in Flensburg gab es obendrauf.