Hagen. . Nach Überfällen auf eine Spielhalle und einen Discounter muss sich jetzt der 55-jährige Täter vor Gericht verantworten.
Der Mann (55) hat etwas, das ihn nahezu unverwechselbar macht: einen wuscheligen, grauen Kinnbart. Beim Überfall auf eine Spielhalle an der Bahnhofstraße und einen Discounter in Altenhagen hatte er sich gut getarnt – eine schwarze Wollmütze mit Löchern diente als Maskierung. Der markante Bart war aber deutlich zu sehen.
Jetzt steht der Lastwagenfahrer vor dem Landgericht. Vorwurf: schwere räuberische Erpressung in zwei Fällen. Die Kammer hat bereits ihr angedachtes Strafmaß öffentlich gemacht: Bei Geständnis Haftstrafe – zwischen drei Jahren und neun Monaten (Untergrenze) und vier Jahren drei Monaten (Obergrenze).
Kassiererin völlig unbeeindruckt
Seit dem 21. Juli befindet sich der Angeklagte in Untersuchungshaft. Es war der Tag, an dem sein Überfall auf den Aldi-Markt an der Zollstraße scheiterte. Um 17.05 Uhr stand er dort an der Kasse. Die Wollmütze mit den eingeschnittenen Sehschlitzen übergestreift, zückte er plötzlich eine schwarze Pistole und richtete sie gegen die Kassiererin: „Aufmachen! Geld jetzt!“
Doch die Frau blieb äußerlich völlig unbeeindruckt, öffnete die Kasse nicht, betätigte stattdessen die Klingel und rief den Filialleiter um Hilfe. Als dieser sofort herbei geeilt kam, war für den Räuber mit dem unverwechselbaren Kinnbart der Zeitpunkt gekommen, erfolglos zu verschwinden.
Das Fluchtauto, seinen Lkw, hatte er in Tatortnähe geparkt. Kaum sei er dort eingestiegen, berichtet der Mann aus der Anklagebank, „da hat mich die Polizei auch schon festgenommen.“
Angeklagter: "Ich schäme mich so"
Bereits drei Tage zuvor, am 18. Juli, war eine Spielhalle an der Bahnhofstraße überfallen worden. Um 22.35 Uhr hatte ein Mann mit gezückter Pistole das Casino betreten und 560 Euro erbeutet. Der Räuber hatte zur Tarnung eine schwarze Wollmütze mit Sehschlitzen übergezogen, sie reichte bis unter die Nasenspitze. Der auffällige wuschelige Kinnbart blieb jedoch unverhüllt.
Beide Überfälle hat der Angeklagte gestern reumütig eingestanden. Mehrmals betonte er: „Ich schäme mich so.“ Seit nahezu 40 Jahren sei er rauschgiftabhängig – Haschisch, Heroin, Kokain, Amphetamin. Das Geld hätte er für Drogen gebraucht.
Bei der verwendeten Waffe handelte es sich um einen Westerncolt aus Plastik. Gekauft im Supermarkt.