Hagen/Boelerheide. Jürgen Gieseler ärgert sich über die neue Unterflur-Müllentsorgung in seinem Wohnquartier. Doch der Hagener Entsorgungsbetrieb (HEB) nennt gute Gründe, das moderne System auszubauen.

Jürgen Gieseler (67) versucht vergeblich, die Luke des neuen Müllcontainers vor seiner Wohnung in der Fritz-Reuter-Straße zu öffnen. Doch weil der Behälter bis zum Rand gefüllt ist, lässt sich die Klappe nicht mehr aufsperren. Der ehemalige Polizeibeamte muss seine Abfalltüten wieder mit ins Haus nehmen: „Trotz erhöhter Abfuhrgebühr werde ich meinen Müll nicht los“, ärgert er sich. „Das ist mit der alten Mülltonne in über 40 Jahren nicht passiert.“

Die Zeit der guten alten Mülltonne, der Gieseler nachtrauert, ist im September abgelaufen. Vor drei Monaten versenkte der Hagener Entsorgungsbetrieb (HEB) drei große Container in der Erde, in denen die Anwohner seitdem ihren Abfall verschwinden lassen können. Mit diesen Unterflur-Systemen hat das Abfuhrunternehmen grundsätzlich gute Erfahrungen gemacht, berichtet HEB-Sprecherin Jacqueline Jagusch: „Die Nachfrage ist so groß dass wir gewiss weitere Unterflur-Standorte einrichten werden.“

Müllspeicher regelmäßig überfüllt

55 Standorte in der Stadt

Unterflur-Entsorgung ist auf dem Vormarsch: Der Hagener Entsorgungsbetrieb hat in der Stadt bislang 180 Systeme an 55 Standorten eingerichtet.

Der Müll wird getrennt entsorgt, es bestehen Einwurfklappen für Altpapier, Gelbe Säcke und Restmüll.

Die großen Hagener Wohnungsgenossenschaften haben gute Erfahrungen mit dem System gemacht. Das bestätigte zum Beispiel Christoph Rehrmann, Vorstand der GWG.

In der Fritz-Reuter-Straße sind die drei Kubikmeter Material fassenden Müllspeicher nach Feststellung von Jürgen Gieseler jedoch regelmäßig überfüllt. Vor allem Wertstoffe und Restmüll müssten er und die Nachbarn bis zum fälligen Abfuhrtermin tagelang im Keller lagern. Sobald der Müllwagen vorfahre und die Container leere, seien diese schon wieder pickepackevoll, weil die Anwohnerschaft nun umgehend die gestapelten Müllsäcke hervorhole und entsorge – das Spiel beginne wieder von vorn: „Das kann es doch nicht sein“, klagt Gieseler.

Dass die Container, die alle 14 Tage geleert werden, jetzt nach den Feiertagen randvoll seien, wolle sie nicht ausschließen, sagt Jacqueline Jagusch, doch ansonsten widerspricht sie der Darstellung des Rentners: „Der Vermieter hat das System gewünscht, die meisten Anwohner sind ausgesprochen zufrieden.“ Das Prinzip der unterirdischen Müllentsorgung sei barrierefrei und altengerecht, da Senioren die vollen, schweren Tonnen nicht mehr über Stock und Stein ziehen müssten: „An den Unterflursystemen kann jedermann seinen Abfall bequem entsorgen, zumal die Einwurfhöhe optimal ist.“

Hemmschwelle gegen wilde Müllablagerungen

Jeder Haushalt habe, um die Behältnisse zu öffnen, einen Schlüssel erhalten. Die HEB-Sprecherin möchte Gieseler auch die Sorge nehmen, dass die verschlossenen Klappen manchen Zeitgenossen dazu verleiten könnten, seinen Abfall einfach auf der Straße abzustellen: „Die Unterflursysteme sind ja aus den Wohnungen gut einsehbar.“ Und das sei eine wirksame psychologische Hemmschwelle gegen wilde Müllablagerungen.