Hagen. . Nach einer eskalierten Pressekonferenz im vergangenen September will das Forum der Religionen in diesem Jahr wieder den Dialog suchen. Der Oberbürgermeister will moderierend dabei helfen.

„Kritische Atempause“ nennt der evangelische Pfarrer Johann-Christian Grothe den Zustand, in dem sich das von Ex-Dechant Dieter Osthus entwickelte Forum der Religionen aktuell befinde. Nach einer völlig aus dem Ruder gelaufenen Pressekonferenz Anfang September, bei der die jüdischen Vertreter auf einem kurzfristig verteilten Handzettel eine unglückliche Verbindung zwischen der Ideologie der islamistisch-palästinensischen Organisation Hamas und den Entwicklungen vor Ort in Hagen hergestellt hatten, herrscht Funkstille im interreligiösen Zirkel der Stadt. 2015 will man sich aber wieder annähern.

Symbolisch für das Nebeneinander der Religionen in Hagen: die Lutherkirche und die Moschee an der Körnerstraße.
Symbolisch für das Nebeneinander der Religionen in Hagen: die Lutherkirche und die Moschee an der Körnerstraße. © WP Michael Kleinrensing

Versuche eines Mediators, zwischen den Vertretern zu vermitteln, führten bislang zwar zu nichts. Aus allen Gemeinden sind mittlerweile aber wieder versöhnlichere Töne zu vernehmen. Zudem will Oberbürgermeister Erik O. Schulz den nächsten Dialogversuch moderieren. „Es gibt keine Alternative zum Dialog“, sagt Superintendentin Verena Schmidt. Der Frieden in der Welt beginne im Kleinen, hier in Hagen. Betroffenheit durch die politische Situation im Nahen Osten dürfe nicht dazu führen, Generalanschuldigungen auszusprechen. „In keine Richtung“, so Schmidt.

Eine vermittelnde Person fehlt

Aktuell ruht der Dialog im Forum der Religionen wegen der Vorkommnisse im September. Ex-Dechant Dieter Osthus hatte das Forum vor rund fünf Jahren aus der Taufe gehoben und entscheidend mitgeprägt. Eine vermittelnde Person wie Osthus fehlt in der aktuellen Konfliktsituation.

Sein Nachfolger Norbert Bathen interpretiert seine Rolle bislang anders als der mittlerweile in Südafrika tätige Osthus, der in Hagen sehr öffentlichkeitswirksam agierte und auch zwischen den verschiedenen Religionsgemeinschaften vermittelte. Bathen zeigte sich im Forum der Religionen bislang nicht. Als das „Bündnis für eine sozial gerechte Stadt“, in dem sich die beiden christlichen Kirchen gemeinsam mit dem DGB unter anderem für eine bessere Einnahmesituation arbeitender Menschen in Hagen und eine herzliche Willkommens-Kultur für Flüchtlinge einsetzen, jüngst mit einer gemeinsamen Erklärung vor die Presse trat, war Bathen auch nicht dabei. Dafür aber der stellvertretende Dechant Dieter Aufenanger.

Bei der eskalierten Pressekonferenz des Forums der Religionen war hingegen überhaupt kein Vertreter von katholischer Seite dabei. „Nach Herrn Osthus ist nie jemand von katholischer Seite im Forum gewesen“, sagt Petra Held von der Bahá’í-Gemeinde, die dem Gremium ebenfalls angehört. „Es braucht wieder jemanden, der die Initiative ergreift.“

Forum weiterhin erhalten

„Wir wollen und müssen das Forum der Religionen weiter erhalten“, sagt Dekanatsreferent Rafael Gehrmann. Auch wenn man noch nicht wisse, wer die Katholiken dort künftig vertrete. Zuletzt habe es Versuche gegeben, zwischen den jüdischen und muslimischen Vertretern wieder für Annäherung zu sorgen.

Konstruktive Töne

Trotzdem hört man auch von muslimischer Seite konstruktive Töne. „Wir sind offen für Gespräche“, sagt Ziya Cakmak, dem die Pressekonferenz im September ziemlich übel aufgestoßen war. „Mit Zeit und Geduld ändern sich die Sichtweisen. Wir fänden es gut, wenn der Dialog im Jahr 2015 weitergeht. Das ist wichtig für Hagen.“

Eine Entschuldigung habe es in ihre Richtung zwar nicht gegeben. „Aber das Thema hat sich für mich jetzt auch erledigt“, sagt Cakmak.

Das wird sicherlich auch die jüdische Seite gerne hören. Hagay Feldheim von der jüdischen Gemeinde ging im Telefonat mit unserer Zeitung jüngst noch davon aus, „dass die Verletzungen bestimmt noch vorhanden sind.“

Oberbürgermeister Erik O. Schulz hat jüngst angekündigt, alle Vertreter bald an einen Tisch zu ­bitten und die nächste Runde zu moderieren.