Hagen. . Anke Lambert organisiert seit elf Jahren in Hagen die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“. Nun war sie erstmals in der Ost-Slowakei bei der Verteilung der Geschenke dabei und weiß: „Die Hilfe kommt an.“
Seit elf Jahren organisiert Anke Lambert die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ in Hagen, bei der viele Bürger Jahr für Jahr 700 bis 800 Päckchen für arme Kinder in Osteuropa packen. Seit der vergangenen Woche ist die Hasperin überzeugter denn je, dass sie sich für eine gute Sache engagiert. Die 49-Jährige war erstmals auch bei der Verteilung der Kartons in der Ost-Slowakei mit dabei. Und sie hat in dankbare Kinderaugen geschaut.
Die Slowakei? Ist das Land nicht Mitglied in der Europäischen Union? Kann da wirklich so große Not herrschen, dass bei uns Hilfspakete geschnürt werden müssen? „Ja, das ist so“, weiß Anke Lambert nun auch aus eigener Anschauung. „Da gibt es Dörfer, da leben die Menschen in Bretterverschlägen. Auch das Klo ist nur eine Bretterhütte.“ Straßen in unserem Sinne gebe es meist überhaupt nicht. Jetzt im Winter gebe es oftmals nur Schlammpisten.
Kinderheim und Krankenhaus
Und diese Armut trifft auch die Kinder ganz bitter. Ihre Dankbarkeit ist umso größer. Auch für Dinge, die bei uns selbstverständlich sind: „Die Kinder haben sich am meisten über die Zahnbürsten gefreut. Noch mehr als über das Spielzeug“, hat Anke Lambert erlebt. „Und auch die Hefte und die Stifte haben ihnen so gut gefallen. Da haben viele Kinder gleich drin rumgeblättert, obwohl sie doch noch leer waren.“ Aber Kinder bleiben auch Kinder und so haben sich Jungen und Mädchen auch sehr über Süßigkeiten gefreut.
Anke Lambert ist am Montag vergangener Woche mit der Regionaleiterin der Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ und den Sammelstellenleiterinnen aus Hannover und Bochum zu der Reise angetreten. Per Flugzeug ging es zunächst bis ins ungarische Budapest, dann noch 300 Kilometer weiter über die slowakische Grenze in die Gegend rund um Kosice.
Unter anderem in einem Kinderheim sowie in einem Kinderkrankenhaus in Kezmarek wurden die Kartons verteilt, die zuvor per Lkw in die Gegend gebracht worden waren. In einem Roma-Dorf gingen die Frauen zudem von Haus zu Haus, um Geschenke zu verteilen. „Wir sind unendlich freundlich aufgenommen worden“, sagt Anke Lambert. „Gebäck ist uns angeboten worden, obwohl die Menschen dort doch selbst nichts haben.“
Viele Helfer unterstützen Aktion
Kritik an Broschüre
Die deutschlandweite Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ hat Kritiker. Sie bemängeln, dass den Kindern mit den Kartons christliche Missionierungsschriften übergeben würden.
Anke Lambert widerspricht: „Die Broschüren erklären kindgerecht den christlichen Glauben. Sie sind nicht Teil des Pakets, die Kinder können sie bei Interesse bekommen. Aber ehrlich gesagt: Groß war das Interesse nicht.“
Besonders eindrücklich war für Anke Lambert die Begegnung mit einem elfjährigen Mädchen in einem der Häuser: „Sie konnte nicht laufen, krabbelte wie ein Kleinkind durch die Wohnung. Aber sie hat sich ganz wahnsinnig gefreut über die Geschenke in dem Karton.“ Es ist eine Freude, die die Kinder nur einmal erfahren. Die Aktion ist so organisiert, dass jedes Jahr andere Kinder profitieren.
Die Reise in die Ost-Slowakei motiviert Anke Lambert, die als Betreuerin an der Freien evangelischen Schule (FeSch) arbeitet, noch mehr, sich für die Aktion zu engagieren: „Ich weiß, dass die Sachen ankommen, dass die Hilfe gut tut.“ Auf die Aktion aufmerksam geworden war sie an der Schule ihrer Tochter in Wetter. Vor elf Jahre beschlossen sie und ihr Mann Dirk dann, das Ganze auch in Hagen zu organisieren. Zunächst war der Keller das Sammellager, doch der reichte schnell nicht mehr aus. Heute wird das Wohnzimmer während der Sammelphase vom Spätsommer bis zum 15. November wochenlang zweckentfremdet. Für die Lamberts kein Problem. „Wir erfreuen uns an den schönen Kartons und schauen sie uns immer wieder an“, lacht die 49-Jährige.
Nicht nur ihre Kinder Stephanie, Marco und Hanna sowie eine Reihe von Freunden sind fest eingespannt. Es sind vor allem die vielen einzelnen Spender, die die Aktion am Leben halten. „Es gibt Frauen, die stricken das ganze Jahr über Mützen und Schals, die dann in die Kartons kommen. Oder es gibt eine ältere Dame, die im Seniorenheim lebt, mich aber jedes Jahr anruft und zwei Päckchen packt.“ Es gibt Schulen, Vereine, Kirchengemeinden und viele mehr, die die Kartons packen. Ihnen kann Anke Lambert nun aus eigener Anschauung versichern, dass ihre Hilfe auch im nächsten Jahr ankommen wird.