Hagen. . Ein ehemaliger Banker aus Hagen ist auf eine Geldanlage mit angeblich wertvollen Bibeln reingefallen. Er zahlte eine Viertelmillion Euro.
Ein Hagener (70), ehemals Banker, glaubte die Mär von der lukrativen Geldanlage: Er investierte eine Viertelmillion Euro in den Ankauf angeblich wertvoller Bibeln. Doch er fiel auf zwei Betrüger herein und verlor sein Geld.
Amtsgericht, auf dem Weg zum Haftrichter. Zwei Wachtmeister führen einen Mann in Handschellen vor. Der Festgenommene T. (33) stammt aus Bad Oeynhausen, ist klein und gedrungen, hat volles schwarzes Haar und Bart. Er trägt eine schlammgraue Steppjacke sowie bunte Turnschuhe. Es soll sich um den Hauptakteur in einem unglaublichen Betrugsfall handeln.
Eine "profitable Geldanlage"
T. war einst als freier Handelsvertreter für die Tochterfirma eines großen Medienkonzerns tätig, die über hartnäckige Verkäufer angeblich wertvolle Nachdrucke von alten Bücher vertrieb. Insbesondere der Ankauf von nachgedruckten historischen Bibeln wurde als „profitable Geldanlage“ gepriesen. Den gutgläubigen Kunden wurde ein „hohes Wertsteigerungspotenzial“ und „eine ideale Möglichkeit zur Altersvorsorge“ versprochen.
Auch ein Senior aus Hagen war an das ostwestfälische Buchvertriebsunternehmen geraten. Er hatte sich eine stattliche Sammlung nachgedruckter alter Bibeln aufschwatzen lassen – im guten Glauben, etwas Wertvolles zu besitzen.
Kurz nach Weihnachten vergangenen Jahres wurde der 70-Jährige überraschend angerufen: Ein ihm unbekannter Mann, der sich als Mitarbeiter der Buchvertriebsfirma ausgab, bot ihm telefonisch an, die noch offene Restsumme von 48 .000 Euro durch einmalige Barzahlungen ablösen zu können.
Türkische Hochzeit platzt
In den folgenden Tagen bekam der Rentner mehrmals Besuch. Anrufer T. und Begleiter K. erschienen in dem Haus in guter Wohnlage, holten das Geld für die Bibeln ab: mal 18 .000 Euro, mal 15. 000 Euro, mal 3600 Euro. Der Senior zahlte.
Im März standen die beiden angeblichen Handelsvertreter erneut auf der Matte: Der Hagener könne sich mit weiteren 80.000 Euro an einem „lukrativem Geschäft“ beteiligen, es solle ein kostbares Evangeliar aus dem 16. Jahrhundert erworben werden, für das bereits ein Abnehmer vorhanden sei. Und wieder zahlte der gutgläubige alte Herr.
Überteuerte Luftbefeuchter für wertlose Bibeln
Auch der mutmaßliche Mittäter K. aus Herford konnte verhaftet werden, das Amtsgericht Dortmund ordnete U-Haft an.
Beide Verdächtige sollen noch weitere ältere Bibelkunden um hohe Summen betrogen haben. Schaden: Eine halbe Million. Zum Schutz der wertlosen Bücher hätten sie zudem überteuerte Luftbefeuchter verkauft.
Der in Hagen Inhaftierte wird von zwei Anwälten vertreten: Mario Prigge und Philippos Botsaris.
Er griff sogar noch ein weiteres Mal in die Geldkassette, als ihm Vertreter T. Tage später vorgaukelte, der angebliche Käufer aus Bayern wolle den zweiten Band des Evangeliars und sei gewillt, dafür 1,2 Millionen Euro hinzublättern. Auch dieses Buch müsste zuvor erst erworben werden. Diesmal gab der arglose Hagener 120. 000 Euro.
Amtsgericht, vor der Wachtmeisterei. 53 Minuten dauert der Haftprüfungstermin, dann fliegt die geschlossene Tür auf: Der mutmaßliche Bibelganove, der bereits am 30. Oktober verhaftet wurde, wird zurück ins Gefängnis gebracht. Haftrichter Stephan Wilms beließ ihn in Untersuchungshaft.