Hagen. . Mit einer Bewährungsstrafe kam eine 72-Jährige davon, die mit ihrem Bauunternehmen die Sparkasse Hagen betrogen hat. Sie hatte Kredite in Millionenhöhe über ein Haus abgesichert, das ihr gar nicht mehr gehörte.
Als das Urteil fiel, wirkte die 72-jährige Angeklagte sichtlich erleichtert und nahm es sofort an: Zehn Monate Haft, ausgesetzt zur Bewährung, das war’s. Glückliches Ende im Strafverfahren gegen die „gelernte Friseuse“ und spätere Bauunternehmerin, die laut Anklage die Sparkasse Hagen um mehr als 880 000 Euro betrogen haben soll.
Die tatsächliche Schadenshöhe musste die Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts zuletzt gar nicht mehr feststellen, denn aus Betrug (wie ursprünglich angeklagt) wurde im Urteil „Kreditbetrug in drei Fällen“.
Sparkasse völlig ahnungslos
Der gerichtlich festgestellte Sachverhalt: Die Angeklagte war zeitweise Geschäftsführerin einer 1994 gegründeten Baufirma, in der auch ihr Mann, ein Maurermeister, und der Sohn mitarbeiteten. Über viele Jahre pflegte das Gevelsberger Familienunternehmen rege Geschäftsbeziehungen zur Sparkasse Hagen.
Das kommunale Kreditinstitut gab mehrfach Kredite in Millionenhöhe zur Finanzierung von Bauvorhaben. Zur Absicherung der Darlehen wurden stets das Privatgrundstück und das Wohnhaus der Angeklagten eingesetzt, die Grundschulden im Grundbuch eingetragen.
Haus an Tochter übertragen
Doch bereits seit 1999 war die Angeklagte schon gar nicht mehr Eigentümerin der Immobilie. Sie hatte Haus und Grundstück an ihre Tochter (43) übertragen und dieses in ihren „Zweckerklärung für Grundschulden“ gegenüber der Sparkasse verschwiegen.
Das Geldinstitut war völlig ahnungslos über den Eigentümerwechsel, denn auch das zuständige Amtsgericht Schwelm hatte es darüber nicht in Kenntnis gesetzt. „Versehentlich“, wie die Vorsitzende Richterin Isabel Hoffmann betonte.
Kundenberater feierte mit
Es kam erst heraus, als ein Bauprojekt im Klosterviertel ins Stocken geriet: „Das nahm die Sparkasse zu Anlass, die Vermögensverhältnisse der Baufirma einer kritischen Überprüfung zu unterziehen.“
„Man fühlte sich getäuscht“, so die Richterin. Am 8. Dezember 2010 kündigte das Geldinstitut deshalb alle Darlehen auf und stellte die Forderungen „sofort fällig“, am 15. März 2011 erstattete die Sparkasse eine Strafanzeige wegen Betrugs .
Besonders kritisch wurde vom Gericht die Rolle eines Sparkassen-Mitarbeiters beurteilt. Der „Kundenberater für große Engagements“ habe eine besondere Nähe zu der Familie der Angeklagten gepflegt, die weit über ein übliches geschäftliches Verhältnis hinausgegangen sei: „Er besuchte die Familie regelmäßig, war sogar auf Geburtstagsfeiern mit dabei. Hier vermischten sich private und geschäftliche Kontakte.“