Hagen-Emst. . Es ist eine etwas andere Stunde als die, die die Jugendlichen bislang erlebt haben, wenn es um das Thema „Bundestag“ ging. Cemile Giousouf zu Besuch an der Realschule Emst.
Schüler können sehr direkt sein. Also bringt es Edin auf den Punkt: „Was machen Sie eigentlich für Hagen?“ Cemile Giousouf lächelt und erklärt.
Politikunterricht der Klasse 9 an der Realschule Emst: Es ist eine etwas andere Stunde als die, die die Jugendlichen bislang erlebt haben, wenn es um das Thema „Bundestag“ ging. Weil jetzt jemand vor ihnen steht, der sonst im Bundestag sitzt. Cemile Giousouf, Abgeordnete der Christlich Demokratischen Union, noch dazu eine Politikerin mit Zuwanderungsgeschichte und eine Muslima.
Werben um Verständnis für den Kämmerer
Eine, die sich an diesem Vormittag viel Zeit nimmt und Edin und den anderen erklärt, dass es für sie wichtig ist, dass die Kommunen entlastet werden und mehr Geld vom Bund erhalten. Sie erklärt die schwierige Finanzsituation und wirbt um Verständnis für einen Kämmerer, der „obwohl er Kinder über alles mag, auch Schülern Wünsche nicht erfüllen kann“.
Giousouf aber erzählt auch viel über sich. Über das kleine Mädchen, das immer noch im Förderunterricht Deutsch lernen musste, obwohl sie gerade einen Lesewettbewerb gewonnen hatte. Über die Schülerin, der die Eltern kaum helfen konnten und die deshalb in einem Hort ihre Hausaufgaben erledigte. Und über die Studentin, die von einer Kommilitonin erstmals mit zu einer CDU-Veranstaltung geschleppt wurde.
Wie Politik funktioniert
Cemile Giousouf erklärt auch, wie Politik in einer Stadt funktioniert. Und die Schüler bringen die Probleme, die sie bewegen, auf den Punkt: „Wir sind hier auf einer Realschule“, sagt Nelli, „dass es auch für uns einen Weg zu einem Studium gibt, wird uns gar nicht aufgezeigt.“ – „Ich finde, es wird viel zu viel Geld in Hagen in das Museum gesteckt“, findet Lea, „stattdessen sollte die Stadt mehr in Spielplätze investieren.“
Wie aber trägt man solche Gedanken an die Politik heran? „Jeder von euch hat die Möglichkeit, sich zu engagieren“, sagt Cemile Giousouf, „die Parteien haben Jugendorganisationen.“
Plattform zum Reflektieren
Daneben geht es den Kindern, von denen der überwiegende Anteil wie Cemile Giousouf eine Zuwanderungsgeschichte hat, auch um Religion, um den Islam und um Gruppierungen, die Religion für ihre Zwecke missbrauchen. „Salafisten, die in der Innenstadt den Koran verteilen, haben auch die Jugendlichen angesprochen“, sagt Cemile Giousouf, „auch bei uns in der Stadt gibt es viele unterschiedliche Gruppen. Die große Mehrheit verurteilt jede Form von Gewalt. Gleichzeitig existieren aber auch Vorurteile gegenüber Muslimen, die einen Bart haben oder eine weite Hose tragen.“ Dabei könne man Überzeugungen gewiss nicht am Äußeren festmachen. „Es ist deutlich geworden, dass die Schüler und Lehrer eine Plattform brauchen, um diese Dinge zu reflektieren“, so Cemile Giousouf, „wir müssen gemeinsam schauen, was man dafür strukturell tun kann.“