Hagen. . Das Budget für die Unterhaltung der Hagener Brückenbauwerke in Höhe von 3,5 bis 5 Millionen Euro wird in den nächsten Jahrzehnten verdoppelt werden müssen.

Das lässt sich angesichts der ersten vorliegenden Untersuchungsergebnisse zum baulichen Zustand der 30 Spannbeton-Konstruktionen schon heute sagen. „Das kostet richtig was“, lässt Baudezernent Thomas Grothe keinen Zweifel daran, dass andernfalls im gesamten Stadtgebiet schrittweise weitere Tempo-Reduzierungen und Sperrungen für Schwerlastverkehre drohen.

Anlässlich neuer Richtlinien aus dem Bundesverkehrsministerium wird aktuell bundesweit die Traglast von Brückenbauwerken systematisch unter die Lupe genommen. Dabei richten die Prüfer den Fokus vor allem auf Bauwerke aus den 60-er und 70-er Jahren, in denen zum Teil so genannter Sigma-Oval-Stahl mit einem zu hohen Kohlenstoffanteil verbaut wurde. Einige Chargen dieses korrosionsanfälligen Spezialstahls weisen nicht mehr jene Zugfestigkeit auf, um der heutigen Verkehrsbelastung gewachsen zu sein. „Früher ging es lediglich um Tonnagen, heute auch um Außentemperaturen, Lastwechsel, Verkehrsfrequenzen und dadurch entstehende Schwingungen“, erläutert Matthias Hegerding vom Wirtschaftsbetrieb Hagen den viel weitergehenden Anforderungsstandard: „Mit jeder Untersuchung werden wir schlauer, wie groß das Elend tatsächlich ist.“

Die Problematik

Extratouren queren die Stadt

Straßen NRW überprüft zurzeit 400 Brückenbauwerke auf ihre Tragfähigkeit.

Weil viele Querungen für Schwerlasttransporte nicht mehr nutzbar sind, gibt es inzwischen 400 Anfragen pro Jahr, ob diese Lkw durchs Hagener Stadtgebiet rollen dürfen. Früher war es lediglich 60.

Somit werden die Hagener Brücken nicht nur durch zusätzliche Verkehre strapaziert, sondern die Verwaltung auch durch die Genehmigungsverfahren.

Konkret wird die Problematik für die Bürgerschaft bereits an der Autobahnbrücke Berchumer Straße (A 46) offensichtlich: Hier gilt für Lkw seit über einem Jahr Tempo 60 und der Standstreifen ist ebenfalls gesperrt. In zwei Jahren soll die Betonkonstruktion für 2,7 Millionen Euro für die nächsten 40 Jahre ertüchtigt werden.

Noch offen ist derweil die Zukunft der Brückenkonstruktion Volmetalstraße zwischen Stadthalle und Delstern. Dort ist die Spannrisskorrosion so weit fortgeschritten, dass nicht mehr schneller als 50 km/h gefahren werden darf. Außerdem wurden bereits Brückenlager erneuert und als akute Sicherungsmaßnahmen zusätzliche Betonabstützungen installiert. Wie es langfristig weiter geht, ist noch ungeklärt. Experten prüfen hier bereits im Vierteljahresrhythmus, dass keine weiteren Schäden auftreten.

Quartalsweise Prüfungen

Ähnlich am Ischeland: Auch hier wird mittlerweile der Zustand des Betons quartalsweise gecheckt, und Lkw jenseits der 30 Tonnen dürfen schon nicht mehr passieren. Kürzere Prüfungsintervalle gelten zudem an der Fuhrparkbrücke, an der Volme-Brücke Eilper Straße und an der Gleisquerung Eckeseyer Straße. Die Ergebnisse für die „Ebene 2“ sowie die Rampe am Arbeitsamt stehen noch aus. Doch in allen Fällen gilt: „Wenn Risse im Beton auftreten, ist dort für Lkw Schluss“, betont Hegerding.

Die nächsten Schritte hängen vom Ergebnis der weiteren Prüfungen ab. Die dafür spezialisierten Ingenieure arbeiten derzeit bundesweit unter Volllast und sind nur schwer zu bekommen. Doch der flüchtige Blick in die Schatulle des Kämmerers macht deutlich, dass die Mittel für ein schnelles Sanierungsprogramm ohnehin fehlen – und die Gelder für immer kurzfristigere Sicherheitschecks ebenso.