Hagen-Hohenlimburg. Mit einem Kostenvolumen von rund 105 Millionen Euro ist der Neubau der Lennetalbrücke der derzeit größte und kostenintensivste seiner Art. Straßen.NRW-Projektleiter Michael Neumann (53) erläutert im Interview den aktuellen Stand.

Mit einem Kostenvolumen von rund 105 Millionen Euro ist der Neubau der Lennetalbrücke der derzeit größte und kostenintensivste seiner Art. Seit Jahresbeginn sind stetige Baufortschritte erkennbar und lassen erahnen, welche „Mammutaufgabe“ vor Straßen.NRW-Projektleiter Michael Neumann (53) liegt. Im Gespräch mit dieser Zeitung zieht er eine erste Bilanz und äußert sich zu den kommenden Bauphasen.

Herr Neumann, die Baufortschritte an der neuen Lennetalbrücke sind unverkennbar. Wie ist der aktuelle Stand der Dinge?

Michael Neumann: Wir sind mit der Errichtung der Hilfspfeiler auf westlicher Seite so gut wie fertig. Neben der Autobahn 45 ist sowohl am nördlichen als auch am südlichen Ende zu erkennen, dass die Taktkeller errichtet wurden. Das sind quasi überdachte Werkstätten. Am südlichen Ende werden derzeit die ersten Stahlhohlkästen, auf denen später der Fahrbahnbelag aufgetragen wird, zusammengeschweißt. Rund 80 dieser einzelnen Elemente werden benötigt, um die Stahlkonstruktion dieser Stahlverbundbrücke zu errichten. Davon bekommen die meisten Bürger allerdings nichts mit, da diese nachts via Schwerlastverkehr aus Elster und Zwickau angeliefert werden.

Was ist für die kommenden Wochen geplant?

Neumann: Im November werden wir mit dem Taktschiebeverfahren beginnen. Das bedeutet, dass wir die jetzt zusammengeschweißten Stahlhohlkästen auf den ersten Hilfspfeiler schieben werden und dabei rund 25 Meter überbrücken. Pro Stunde schaffen wir etwa acht bis zehn Meter. Damit überwinden wir auch das erste Hindernis, denn unter diesem Brückenabschnitt verläuft eine Bahnlinie. Wir haben dies bereits vor rund fünf Jahren bei der Bahn angemeldet und hoffen den Termin halten zu können. Rund ein Jahr werden wir für den gesamten Schiebeprozess, der von zwei Seiten erfolgt, benötigen.

Wird der Zeitplan eingehalten?

Weitere Informationen zum Brückenneubau

Wenn das Taktschiebeverfahren 2015 abgeschlossen ist, beginnt die zweite Bauphase.

Eine Sprengung der alten Autobahnbrücke kommt auf Grund von Umweltschutzauflagen nicht in Frage. Sie wird in Einzelteile zerlegt.

Die enormen Schuttmassen werden wiederverwertet.

Es sind umfangreiche Maßnahmen für den Tier- und Pflanzenschutz vereinbart worden.

Neumann: Bislang liegen wir im Plan. Auch wenn dieser sehr eng gestrickt ist. Da die Hauptarbeiten derzeit im überdachten Taktkeller stattfinden und wir diesen auch im Winter beheizen können, sollten wir auch bei schlechten Witterungsverhältnissen keine Probleme haben. Unvorhergesehene Schwierigkeiten gibt es auf jeder Baustelle. Allerdings sind wir bisher davon verschont geblieben. Ich hoffe, dass wir den Fertigstellungstermin in viereinhalb Jahren halten können. Für ein Brückenbauprojekt dieser Größenordnung wäre das eine überaus sportliche Leistung.

Mit Spannung darf man die vierte von fünf Bauphasen erwarten. Was wird dann geschehen?

Neumann: Nachdem die erste Brückenhälfte auf den Hilfspfeilern fertiggestellt ist, wird der gesamte Verkehr fünfstreifig auf diesen Brückenteil umgeleitet. Danach wird die alte Autobahnbrücke abgetragen und die östlich gelegene, zweite Brückenhälfte auf neuen Bückenpfeilern erbaut. An die Stelle der alten Brücke werden dann neue Brückenpfeiler gesetzt. Die erste, fast 1000 Meter lange Brückenhälfte wird dann im Ganzen von den Hilfspfeilern auf die neuen Pfeiler gezogen. Dafür werden zwischen den Pfeilern Verschubträger errichtet. Die jetzt im Bau befindliche Brückenhälfte wird dann über Edelstahlplatten und Teflonfett in ihre endgültige Position gezogen. Das ist ungefähr so, als wenn man einen Pfannkuchen in einer Teflonpfanne bewegt. Wir werden für die rund 45.000 Tonnen schwere Brücke verhältnismäßig wenig Kraft aufbringen müssen. Das ist auch für mich spannend, weil man eine so lange Brücke noch nie in einem Stück verschoben hat.