Hamburg. Bettina Landgrafe aus Hagen hat in Hamburg im Schauspielhaus den Marion-Dönhoff-Förderpreis für ihr Engagement in Ghana erhalten. Der Hauptpreis ging an Ex-Außenminister Genscher.

Die Bühne gehörte alleine einer Königin. Weil der König, der hier sonst auf den Brettern steht, am Sonntag frei hatte. Und weil die Ärzte den ehemaligen Außenminister, der neben der Königin geehrt werden sollte, in eine Klinik eingewiesen hatten.

„König Artus“ wird gerade im Schauspielhaus Hamburg aufgeführt. Königin Bettina aus Hagen aber stand im Mittelpunkt. Denn Bettina Landgrafe und ihr Verein Madamfo Ghana erhielten den renommierten Marion-Dönhoff-Förderpreis, den die Wochenzeitschrift Die Zeit mit ihrer eigenen Stiftung und der ihrer ehemaligen Herausgeberin alljährlich vergibt. Der Hauptpreis ging an Hans-Dietrich Genscher, der Probleme mit dem Herzen und der Wirbelsäule hat.

Yama im Nirgendwo

Hamburg, wo die oberen 10.000 der Stadt sich im Schauspielhaus versammelt haben und bewegende Bilder des einzigartigen Engagements von Bettina Landgrafe auf einer Leinwand verfolgen, ist die eine Bühne. Ein kleiner Ort namens Yama mitten im ghanaischen Nirgendwo einer der vielen anderen. Bettina Landgrafes Herzen, ihre Gedanken sind bei den Menschen auf dem schwarzen Kontinent. Im kleinen Yama, wo sie gerade ein Waisenhaus saniert und ein Trinkwasserprojekt anstößt und an all den anderen Orten, wo sie Gutes tut.

„Ich habe in den 13 Jahren Ghana viel gesehen und erlebt – aber als ich das erste Mal nach Yama gekommen bin, das war ein Schock“, sagt die Krankenschwester. Und doch tut sie das, was sie seit Jahren tut. Sie hilft und sie handelt. Sie besorgt Matratzen, damit die Waisenkinder nicht länger auf dem Fußboden schlafen müssen. Sie beschafft Lebensmittel. Und sie startet ein Projekt, das die Menschen im Dorf mit Trinkwasser versorgt, damit sie Mais und Erdnüsse anbauen können. Nachhaltige Hilfe zur Selbsthilfe.

Neue Klinik in Planung

„Im Grund müssen wir in einem nächsten Schritt eine Klinik bauen, um die medizinische Versorgung in der Region sicherzustellen“, so Bettina Landgrafe. Die Kosten allerdings sind für afrikanische Verhältnisse immens. Rund 500.000 Euro bräuchte es für den Bau. „Yama liegt im Norden des Landes, weit abseits der großen Städte. Das Problem sind die langen Transportwege. Aber wir können die Menschen dort doch nicht sich selbst überlassen.“

Yama ist ein Projekt. Ein Heim am Voltasee ein anderes. Hier hat sie mit ihrem Verein ein großes Haus gebaut, in dem Kinder leben, die als Sklaven auf Fischerbooten arbeiten mussten. „Es ist schade, dass ich an Weihnachten in diesem Jahr nicht bei ihnen sein kann“, sagt Bettina Landgrafe, „sie fehlen mir.“

Für ihren Einsatz, für ihre Hilfe hat der Stamm der Ashanti sie schon vor mehr als zehn Jahren zur Königin gewählt. Das ist die Art der Afrikaner, danke zu sagen und ein einzigartiges Engagement zu würdigen. Auszeichnungen wie der Marion-Dönhoff-Preis sind die Art der Deutschen, Anerkennung auszusprechen. „Ich bin sehr bewegt“, sagte Bettina Landgrafe, als sie auf der Bühne stand und mit Blick auf jene, die in den letzten zwölf Jahren diesen Preis gewonnen hatten: „Das sind riesige Fußstapfen, in die ich trete. Ich bin mir sehr bewusst, was das für eine Ehre ist.“

Neudeck war Preisträger

Marion Gräfin Dönhoff gilt als die „Grande Dame“ des deutschen Nachkriegsjournalismus. Sie war Chefredakteurin und Herausgeberin der Wochenzeitschrift Die Zeit.

Der Marion-Dönhoff-Preis würdigt Dienste im Namen der internationalen Verständigung und Versöhnung.

Den ersten Preis im Jahr 2003 erhielt als Hauptpreisträger der ebenfalls aus Hagen stammende Rupert Neudeck (Cap Anamur). Weitere Preisträger waren u.a. Michail Gorbatschow und Bischof Tutu.

„Handeln zutiefst human“

Eine Ehre, die sie verdient – wie die Laudatoren, die Kinderbuchautorin Kirsten Boie und der für seinen Ziehvater Hans-Dietrich Genscher gekommene ehemalige Außenminister Klaus Kinkel (FDP) unterstreichen. „Ihr Handeln ist nicht nur zutiefst human, es ist in Zeiten der Rationalisierung auch rational“, so Boie. Oder wie Kinkel erklärte: „Afrika ist mein Lieblingskontinent. Sie sind dort unterwegs, wo ich mich Ihnen und Ihrer Arbeit besonders verbunden fühle.“

Unterwegs aber ist Bettina Landgrafe nicht allein. Sie hat in Deutschland und in Ghana ein Team. Und die Königin begleitet ein kleiner Prinz – in Hamburg ebenso wie in Afrika. Sohn Klaus Kwaku ist drei Monate und elf Tage alt.