Fröndenberg. Zur Auftaktveranstaltung zum Neustart des Netzwerks „Alter, Pflege und Demenz“ wurde in den Sitzungssaal des Stiftsgebäudes eingeladen.

„Die weiterhin steigende Zahl von pflegebedürftigen oder an Demenz erkrankten Menschen auch in Fröndenberg erfordert den Aufbau eines Netzwerks, um den damit einhergehenden Herausforderungen entgegenzuwirken“, erklärt Ramona Jakobs-Reichert. Sie ist seit Oktober 2023 in der Stadtverwaltung für Familien und Senioren zuständig und sieht ihre Aufgabe unter anderem darin, bereits bestehende stationäre Einrichtungen und Institutionen, wie ambulante Pflegedienste, Pflegeberatungen, Apotheken, Seniorenkreise, Selbsthilfegruppen, unter einem Dach zusammenzufassen. Weitere Unterstützung bekommt die Aktion durch Theresa Rosenberg aus dem Regionalbüro „Alter, Pflege, Demenz“ Dortmund.

Wir wissen aber auch, dass die Versorgung pflegebedürftiger oder an Demenzerkrankter Menschen besonderen Bedingungen unterliegen
Sabina Müller - Bürgermeisterin

Bürgermeisterin Sabina Müller begrüßte persönlich die anwesenden Akteure, und erklärte, dass dieses Thema bei der Leitungsebene im Rathaus eine hohe Priorität innehat: „Fröndenberg ist eine lebenswerte Stadt für alle Generationen, wir wissen aber auch, dass die Versorgung pflegebedürftiger oder an Demenz erkrankter Menschen besonderen Bedingungen unterliegt.“ Deshalb müssen Strukturen geschaffen werden, um die Versorgung sicherzustellen und Lebensqualität zu garantieren. „Somit sind diese Treffen mit nachfolgender Konzepterstellung mehr als wichtig“, ist die Bürgermeisterin überzeugt, dass der Neustart der richtige Weg ist.

Möglichst lange im vertrauten Umfeld selbstbestimmend leben

Die Ziele sind klar definiert: „Wir wollen die Beratung und Unterstützung für Menschen mit unterschiedlichen Pflegebedarfen und ihrer pflegenden Angehörigen sicherstellen.“ Es soll ermittelt werden, wie sich die verschiedenen Angebote unterschiedlicher Einrichtungen auf kurzen Wegen so vernetzten lassen, dass bei Problemen die entsprechenden Möglichkeiten erkannt und genutzt werden: „Es muss Transparenz herrschen, wer wo was zum Wohl der Erkrankten beitragen kann.“ Im Wohnumfeld sollen Angebote vorgehalten werden, damit die Menschen möglichst lange in ihrem vertrauten Umfeld selbst bestimmt und ressourcenorientiert am sozialen Leben teilhaben.

Schon bei der Auftaktveranstaltung wurde engagiert diskutiert und einige Probleme aufgezeigt.
Schon bei der Auftaktveranstaltung wurde engagiert diskutiert und einige Probleme aufgezeigt. © WP Menden | Peter Benedickt

„Dazu sollte eine zentrale Stelle geschaffen werden, die den Überblick hat und die erforderlichen Verknüpfungen herstellen kann“, fordert Norbert Zimmering, Ombudsmann Pflege im Kreis Unna und Vorsitzender der Seniorenkreise in Fröndenberg. Nur so sei sichergestellt, dass tatsächlich die größtmögliche Hilfe bereitgestellt werden kann, auch die Bündelung der Ressourcen wäre wichtig.

Die Öffentlichkeit sensibilisieren

Die Ruhrstadt mit ihren weitläufigen Dorfgemeinschaften stellt bei der Koordination eine spezielle Herausforderung dar, weil oft die Wenigsten wissen, was an unterstützenden Einrichtungen überhaupt im gesamten Stadtgebiet vorhanden ist: „Da könnte in einem Ortsteil Unterstützung geleistet werden, weil nur ein Stadtteil weiter die richtigen Leute sitzen, aber niemand weiß etwas davon.“

Dazu sollte eine zentrale Stelle geschaffen werden, die den Überblick hat und die erforderlichen Verknüpfungen herstellen kann
Norbert Zimmering - Vorsitzender Seniorenkreise

Wichtig war den Teilnehmern der Auftaktveranstaltung die Öffentlichkeit für die Themen „Alter, Pflegebedürftigkeit und Demenz“ zu sensibilisieren.

Wünsche und Vorstellungen wurden beim Auftakt formuliert und schriftlich festgehalten: Die Ergebnisse werden in nächster Zeit ausgewertet.
Wünsche und Vorstellungen wurden beim Auftakt formuliert und schriftlich festgehalten: Die Ergebnisse werden in nächster Zeit ausgewertet. © WP Menden | Peter Benedickt

„Wir wissen aber auch, dass oft Hilfe, die einer Person zustehen würde, nicht eingefordert wird, weil die Schamgrenze nicht überwunden wird.“ Auch hier ist Aufklärung wichtig, Älterwerden und damit einhergehende Gebrechlichkeit sind kein Grund, um sich zurückzuziehen.

Bereits in der Diskussion wird ein Problem gelöst

Wie einfach Problemlösungen gefunden werden, zeigte sich in der Diskussion, als eine Teilnehmerin klagte, dass es schwierig sei, in Fröndenberg einen Hausarzt zu finden: „Es herrscht Aufnahmestopp.“ Da schüttelte Dr. Thomas Huth den Kopf: „Ich schicke niemanden weg, kommen Sie vorbei.“ Das beste Beispiel, dass sich auf einfachste Art bereits in Gesprächen Lösungsansätze ergeben können.

Ich schicke niemanden weg, kommen Sie vorbei.
Dr. Thomas Huth - Hausarzt

In weiteren Treffen (erster Termin: Mittwoch, 31. Juli, 14 Uhr) sollen nun Strategien und die zukünftige Abläufe festgelegt werden. Eine Bestandsaufnahme wird den aktuellen Stand der Dinge ermitteln, was fehlt, was wird benötigt, wo sind die Hebel anzusetzen, was sind Fragen, die geklärt werden sollen. Die Erstellung von Infomaterial und Flyer wurde von der Runde bereits angeregt. Ramona Jakobs-Reichert hat konkrete Vorstellungen über eine weitere Maßnahme: „Wir sind auf dem Bauernmarkt am 6. Oktober mit einem Informationsstand vertreten.“