Fröndenberg. „Die Arbeit als Gleichstellungs- sowie als Familien- und Seniorenbeauftragte macht mir viel Spaß“, freut sich Ramona Jakobs-Reichert.
Seit dem 1. Oktober 2023 ist die Nachfolgerin von Birgit Mescher als Gleichstellungsbeauftragte im Fröndenberger Rathaus gefunden: Ramona Jakobs-Reichert übernahm. „Zuerst musste ich mir einen Überblick verschaffen, da ich aber in der Ruhrstadt bestens vernetzt bin und die meisten Kontakte auch während meiner Zeit in Neheim nicht verloren habe, konnte ich schnell Einblick in die Situation bekommen“, so die 50-Jährige. „Inzwischen bin ich schon so weit, zu sagen, ich kann mir durchaus vorstellen, hier alt zu werden.“
Die Ur-Fröndenbergerin, nach der Overbergschule ging es zum Abi in die Gesamtschule, ist in der Ruhrstadt bekannt durch ihr jahrelanges Wirken im Treffpunkt Windmühle. Nach ihrem Studium an der Fachhochschule Dortmund mit Abschlussdiplom in Sozialarbeit sammelte sie „Auf dem Mühlenberg“ ihre ersten beruflichen Erfahrungen: „Ich war glücklich, dort eine Anstellung zu bekommen.“
„In bin in der Windmühle sozialisiert worden“
Hier war sie häufig zu Gast: „Ich bin dort als Jugendlicher sozialisiert worden, traf auf Erwachsene, bei denen ich das Gefühl hatte, die verstehen mich, so bin ich geprägt worden.“ Sie arbeitete im Bereich der sechs- bis zwölfjährigen, war zuständig für Aktionen, Projekte und Kooperationen. Nach zehn Jahren übernahm Ramona Jakobs-Reichert die Leitung des Kinder- und Jugendbüros der Stadt, da hatte sie erstmals Kontakt mit der Verwaltung. Die Gestaltung für Projekte gesamten Stadtgebiet gehörte zu ihren Aufgaben, als Mitorganisatorin gestaltete sie das Netzwerk Jugendarbeit mit, und auch die politische Bildungsarbeit (Jugend goes Politik) kam unter ihrer Regie ins Laufen.
„Ich habe online die Anzeige entdeckt, dass eine Gleichstellungsbeauftragte gesucht wird.“
Dann kam Unruhe in ihr auf: „Ich wollte etwas Neues ausprobieren.“ Der Weg führte als MPT (Multiprofessionelle Teams)-Fachkraft nach Neheim an die Grimmehauptschule, Unterrichtsbegleitung und die Beratung von Schülern, Eltern und Lehrern gehörten zu ihrer Zuständigkeit. „Eine tolle Zeit“, wie die zweifache Mutter rückblickend bestätigt, auch die Kolleginnen und Kollegen waren super, aber: „Ich habe online die Anzeige entdeckt, dass eine Gleichstellungsbeauftragte gesucht wird, da kam ich ins Grübeln.“ Schließlich ist sie nach eigener Aussage in Fröndenberg verortet, sie fühlt sich komplett als ein Kind dieser Stadt. Kurze Rücksprache mit ihrem Mann, dann der Entschluss: „Ich bewerbe mich.“
Alle Türen standen ihr offen
Nervös war sie zum Start nicht, hatte Respekt, wusste aber, was auf sie zukommt. Die Verwaltungsabläufe kennenzulernen, stand ganz oben auf ihrer Agenda, sie bekam jede Unterstützung, alle Türen standen offen. Als erste Maßnahme installierte sie als Gleichstellungsbeauftragte intern eine Sprechstunde.
Vieles war von ihrer Vorgängerin bereits angestoßen worden, Suspendend Coffee, die Notfalldose, das Repair-Café, die Gesundheitsfürsorge, der Alleinerziehungstreff, Ramona Jakobs-Reichert sorgte für neues Leben. „Was da bereits geleistet wurde, verdient höchsten Respekt“, gibt es große Wertschätzung.
Alte Kontakt wiederbeleben, neue knüpfen, ihre Vorstellungen. Im November folgte die Vorstellung beim Frauennetzwerk, anschließend führte der Weg in die Kindergärten: „Alte Kooperationspartner besuchen.“
Kriminalprävention für Senioren
Themen werden gesammelt, bestehende Angebote aufgearbeitet, erste Projekte sind gestartet: „Ein Workshop auf dem Mühlenberg brachte erste Ergebnisse, das neue Stadtteilcafé hatte bereits dreimal mit großer Resonanz geöffnet.“
„Die Anwesenden konnten durch den geringen Besuch intensiver aufgeklärt werden.“
Die Veranstaltung für Senioren „Sicher im Alter“, es ging um Kriminalprävention über Betrug speziell gegen die ältere Generation gerichtet, hätte besseren Besuch verdient gehabt, es war aber ein Einstieg. „Die Anwesenden konnten durch den geringen Besuch intensiver aufgeklärt werden“, zieht die Organisatorin positive Schlüsse.
Das Lokale Bündnis für Familie hat ihr erstes Treffen ebenfalls schon hinter sich, es stellte sich neu auf, rund 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sondierten erste Gedanken, brachten Ideen ein: „Erfreulich, neben etlichen Reaktivierten steigen viele neue Akteure ein.“
Geplant ist wieder der Neugeborenenempfang, der 2019 letztmals stattfand, am 1. Oktober wird in die Kulturschmiede eingeladen.
Veranstaltungsreihe thematisiert „Demenz in der Familie“
Eine Veranstaltungsreihe im Alleecafé thematisiert „Demenz in der Familie“. Start ist am 14. April mit „Mit Demenz ins Krankenhaus“, Kooperationspartnerin dabei Cornelia Büse, bekannt durch ihre Demenzsprechstunde, drei weitere Termine folgen.
Ebenfalls in der städtischen Einrichtung stellt sich die Wohn- und Pflegeberatung Kreis Unna am 14. April vor. „Im Umgang mit Handy herrscht bei Senioren noch großer Bedarf“, weiß Ramona Jakobs-Reichert. „Deshalb haben wir einen Studenten gewonnen, der ehrenamtlich aufklärt, wieder Alleecafé.“ Der „Tag gegen Gewalt gegen Frauen“ ist bereits geplant, auch wenn er erst am 25. November stattfindet. 2023 wurde das Rathaus „Orange“ angeleuchtet, eine ähnliche Aktion ist angedacht, zudem sorgt eine Themenwoche für Aufmerksamkeit bei diesem sensiblen Thema. Die Rathausmitarbeiterin hat das „Regionalbüro Alter, Pflege, Demenz“ aus Dortmund mit ins Boot geholt, an einem Aktionsstand vor der Stadtbücherei wird demnächst über „Demenz in der Familie“ aufgeklärt.
Ramona Jakobs-Reichert hat in fünf Monaten bereits vieles wiederbelebt, einiges neu installiert, manches fortgesetzt, ihr macht der Job Spaß: „Es ist unglaublich abwechslungsreich, ich bin froh, dass ich mich für diese Beschäftigung entschieden habe.“