Fröndenberg/Menden. Ein Mendener (20) verkauft Drogen in Fröndenberg und ist mit seinem Roller unterwegs. Bei einer Kontrolle fliegt sein Handel auf.
Er finanzierte seinen Eigenkonsum und verdiente ein nettes Zubrot zum Ausbildungsgehalt. Ein junger Mann verkaufte immer wieder Drogen in Fröndenberg. Geschnappt wurde er auch, weil sein E-Scooter nicht versichert war. Nun musste er sich vor Gericht verantworten. Den Willen, es zukünftig besser zu machen, sah das Gericht zwar noch als wackelig, aber durchaus glaubwürdig an. Aus gutem Grund.
Traurige Kindheit erlebt: Vater nimmt auch Drogen
Die Geschichte seiner Kindheit und Jugend, die der heute 20-Jährige vor dem Mendener Amtsgericht erzählte und die auch Teil der Schilderungen durch die Jugendgerichtshilfe war, ist durchaus traurig und tragisch. Durch seinen abhängigen Vater sei er schon früh in Berührung mit Drogen gekommen. „Seit ich elf Jahre alt bin bekomme ich das mit“, sagte der 20-Jährige, der früher in Fröndenberg lebte, mittlerweile in Menden. Irgendwann habe der Vater wegen Rauschgiftvergehen sogar ins Gefängnis gemusst, der Sohn sei dann in eine Wohngruppe gekommen. Keine guten Voraussetzungen, und schließlich wurde auch der Sohn drogenabhängig. Um seine Sucht zu finanzieren wurde er selber zum Dealer. Schließlich aber von der Polizei gleich mehrfach erwischt.
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Im Dezember 2021 hielt man ihn auf der Ardeyer Straße an. Erstes Problem: Der E-Scooter, auf dem der junge Mann unterwegs war, war nicht versichert. Zweites Problem: Der Fahrer hatte fast zehn Gramm Marihuana dabei. Nur zwei Tage später viel er wieder auf: Man kontrollierte ihn in Fröndenbergs historischem Ortskern, rund um die Stiftskirche. Nun hatte er über 20 Gramm Marihuana dabei, außerdem Haschisch. An beiden Tagen zusammengenommen stellten die Beamten auch fast 1000 Euro Bargeld sicher. Mutmaßlich soll es aus dem Verkauf von Drogen stammen.
Angeklagter zeigt sich einsichtig vor Gericht
In der Verhandlung vor dem Mendener Amtsgericht zeigte sich der 20-Jährige einsichtig. Mit seinem alten, kriminellen Leben, habe er mittlerweile gebrochen, beteuert er. Und auch mit dem eigene Drogenkonsum. „Ich bin seit drei Wochen clean.“ Noch keine allzu lange Zeit, wie auch der Jugendrichter Martin Jung befand. „Das ist alles noch sehr wackelig.“ Da nämlich auch die berufliche Situation des jungen Mannes noch keinen Grund für uneingeschränkten Optimismus liefere.
Eine Ausbildungsstelle, so erzählte er selber, habe er aufgegeben weil er mit der Arbeit und auch mit den Kollegen und Vorgesetzten nicht klargekommen sei. Im Moment arbeite er als Hilfskraft, wolle sich aber wieder um eine richtige Ausbildung bemühen.
Mit Faust ins Gesicht geschlagen
Hinzu kam neben dem Fahren ohne Versicherung und dem Besitz von Betäubungsmitteln noch ein anderer Vorwurf. Im März 2021 war der Mendener zu Besuch bei zwei Bekannten in einer Fröndenberger Asylbewerberunterkunft. Eigentlich verstand er sich mit den Männern gut, dann aber entwickelte sich eine hitzige Diskussion und der junge Mann schlug einen der beiden mit der Faust ins Gesicht. „Das war im Eifer des Gefechts. Wir haben das mittlerweile geklärt, ich habe mich entschuldigt und es ist alles wieder gut“, beteuerte der Angeklagte, der sich für all das wegen seines Alters vor dem Jugendschöffengericht verantworten musste.
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Am Ende kam dieses Gericht zu der Einschätzung, dass man dem Mendener seine Bemühungen um ein besseres Leben glauben möchte. Und auch die Jugendgerichtshilfe unterstrich, er arbeite sehr zuverlässig und bemüht mit ihr zusammen. Eine mögliche Jugendstrafe wurde deshalb zur Bewährung ausgesetzt. Antrieb und Motivation soll dem 20-Jährigen vor allem sein, dass er kürzlich Vater geworden ist. Um seine positive Entwicklung zu beweisen, muss er demnächst einmal im Monat einen Drogentest machen. Für sich und seine junge Familie soll er außerdem verschiedene Beratungs- und Hilfsangebot bekommen.