Fröndenberg. Vom 16. bis 19. September gibt’s wieder Fliegenkirmes in Fröndenberg. Was sich verändert – und was den Schaustellern aufs Gemüt drückt.

Es scheint, als hätten Stadt und Schausteller aus der Not inzwischen eine Tugend gemacht. Zunächst nur als coronabedingte Maßnahme angedacht, wird die Fliegenkirmes auch 2022 wieder im Himmelmannpark stattfinden (16. bis 19. September). Allerdings machen Inflation, Energiekrise und Personalsorgen den Standbetreibern zu schaffen. So blicken sie in die Zukunft.

Erfolgreiches Pilotprojekt

Eigentlich ist die Fliegenkirmes nur aufgrund der Coronabeschränkungen im vergangenen Jahr in den Himmelmannpark ausgewichen. Mehr Platz, mehr Abstände, mehr Sicherheit. Doch während der Manöverkritik mit der Stadt im Nachgang zu dem Pilotprojekt zeigte sich, dass es bei den Besuchern scheinbar angekommen ist, nicht mehr zwischen Bahndamm und Einzelhandelsgeschäft auf den Autoscooter zu steigen. Für die Anwohner der Graf-Adolf-Straße war es zu Beginn jedoch auch ein ungewohnter Anblick, dass die Fahrgeschäfte in den Park gerollt wurden. Damit es zwischen Schaustellern und Anwohnern nicht zum großen Knall kommt, reicht man sich die Hände, wie Organisator und Schausteller Andreas Alexius sagt. Wie wichtig dieser Austausch ist, macht auch Hubert Sallamon vom Stadtmarketing deutlich: „Durch die Gespräche erfahren wir, wo der Schuh drückt.“ Damit spielt er vor allem auf die erhöhte Lärmbelästigung während der Kirmestage an.

Anders als im vergangenen Jahr allerdings, als das gesellschaftliche Leben größten Teils durch Verordnungen geregelt wurde, erhalten die Schausteller in diesem Jahr „deutlich mehr Autonomie“, so Alexius. Gleichwohl habe sich dadurch gezeigt, „dass die Kirmes auch veränderlich ist“, ergänzt Hubert Sallamon. Schon alleine deshalb wolle man am neuen Standort im Himmelmannpark festhalten. „Die neue Umgebung hat auf jeden Fall Interesse geweckt“, sagt Sallamon.

Die Herausforderungen

Und tatsächlich werden die ersten Vorboten, die die Fröndenbergerinnen und Fröndenberger noch interessierter werden lassen könnten, bereits Mitte kommender Woche zu beobachten sein. Dann nämlich rollen die ersten Fahrgeschäfte in den Park. Allerdings könnte auch genau hier eine Schwierigkeit der vergangenen Monate zutage treten. „Es gibt bei vielen Schaustellern personelle Probleme. Karussells bleiben teilweise auf den Höfen stehen“, sagt Alexander Alexius. Dieses Schicksal könnte auch die eigentliche Attraktion der Fliegenkirmes 2022, den Base Jumper, treffen. Noch stehe Alexius mit dem Schausteller in Verhandlungen, eine Zusage ergebe sich kurzfristig.

Neue Jobs gesucht

Zahlreiche Saisonkräfte hätten sich in Pandemie-Zeiten schlichtweg neue Jobs etwa in der Logistikbranche oder der Landwirtschaft gesucht. Weiterer Knackpunkt: steigende Energiekosten. Die Kilowattstunde kostet die Schausteller inzwischen statt 29 satte 54 Cent; eine Propangasflasche, die 2021 noch rund 17 Euro kostete, liegt nun bei 36; ähnliche Steigerungen habe man beim Frittierfett zu verzeichnen. Lángos, Backfisch und Pommes gibt es daher längst nicht mehr an allen Ständen. „Ich weiß von einem Schausteller, der deswegen keinen Fisch mehr anbietet“, erklärt Alexander Alexius. Gleichwohl: Bislang seien die Schausteller vergleichsweise kulant gewesen, hätten die Preissteigerungen nicht direkt an die Kunden weitergegeben. „Wir suchen uns da lieber andere Einsparmöglichkeiten bei uns“, sagt Schausteller Danny Joldrichsen. Schließlich solle die Fliegenkirmes ein Ausflug für alle Familien sein. Noch dazu sind die Nebenkosten wie die Standmiete in der Ruhrstadt vergleichsweise gering, betont Alexius. Einen festen Plan, wie die Stände und Fahrgeschäfte angeordnet werden, gibt es allerdings nicht. „Wir haben einen Aufbau ohne Schema“, erklärt Hubert Sallamon. Die Besucher sollen sich wild verteilen können – und das habe sich zuletzt bewährt.