Menden. Fröndenberg drohte 2021 nach dem Unwetter eine Katastrophe. Der eingerissene Damm wurde nicht wieder aufgebaut. Warum die Behörden zögern.

Das Wasser plätschert leise in dem kleinen Bächlein, das den Hirschberg hinunterfließt. Im Fischteich oberhalb ist mittlerweile Schilf gewachsen. Ein paar Kaulquappen wachsen in den kleinen Pfützen zu Fröschen heran. Fische schwimmen hier keine mehr, seit der Damm oberhalb von Westick im vergangenen Jahr zu brechen drohte. Allerdings: Seit der Beinahe-Katastrophe am 6. Juli 2021 hat sich baulich eher wenig getan. Die Behörden warten dringend auf ein Gutachten.

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Lawine aus Schlamm und Geröll drohte unkontrolliert ins Tal zu rollen

Der Weg über den Damm ist weiter unpassierbar. Es klafft weiter eine tiefe Furche. Diese hatte ein Bagger damals eilig gegraben, um das Wasser aus dem Teich gezielt abzulassen. Nach dem Jahrhundert-Unwetter drohte der Damm zu brechen. Eine Lawine aus Schlamm und Geröll wäre dann unkontrolliert ins Tal Richtung Westick geflossen, hätte Häuser und Autos und vor allem die Menschen am Fuß des hinteren Hirschberges bedroht. Das Technische Hilfswerk fällte eiligst Bäume, platzierte so genannte Big Packs – mit Sand und Schotter gefüllte große Säcke. Die Barrieren sollten im Fall des Falles die Schlammlawine zumindest abbremsen. Holz und Big Packs liegen weiter wie vergessen im Wald.

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Der Zustand ist aber Absicht. Tatsächlich hat sich doch mehr getan als es aussieht. „Die Gräben wurden vertieft“, sagt Volker Meier, Sprecher des Kreises Unna, der mit seiner Unteren Wasserbehörde für den Hochwasserschutz zuständig ist. Über die Gräben soll das Wasser schneller abfließen können, falls es noch einmal zu einem Starkregen kommt. Die Arbeiten wurden im Rahmen der Gewässerunterhaltung durchgeführt.

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Ein Jahr nach drohendem Dammbruch in Fröndenberg: Das Foto vom Fischteich bei Westick zeigt den nahezu unveränderten Fischteich bei Fröndenberg.
Ein Jahr nach drohendem Dammbruch in Fröndenberg: Das Foto vom Fischteich bei Westick zeigt den nahezu unveränderten Fischteich bei Fröndenberg. © Westfalenpost | Arne Poll

Ergebnisse einer Untersuchung für Herbst erwartet

Was dagegen mittelfristig aus dem Teich wird, ist aktuell noch offen. Die Stadt Fröndenberg hat ein sogenanntes Starkregenmanagement in Auftrag gegeben. Dazu gehört auch eine entsprechende Risikoanalyse. Dabei soll herauskommen, welche Bereiche besonders gefährdet sind. Die Kernfrage: Was kann bei welchem Szenario passieren?

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„Die Ergebnisse werden im Herbst vorliegen“, erklärt Maier. „Ob der Damm wieder aufgeschüttet wird, hängt sehr vom Gutachten ab.“ Aktuell habe die Situation den Vorteil, dass Wasser schnell abfließe und der Damm nicht bersten könne. Gleichzeitig sei das aber auch der Nachteil: „Die Retentionsfläche steht nicht zur Verfügung.“ Das heißt: Niederschläge können sich nicht zunächst sanft aufstauen, um dann langsam Richtung Ruhr abzufließen. Das könnte dann an anderen Stellen zu Hochwasser führen.

Stadt betont: Untersuchung schon vor dem Unwetter beauftragt

Auch die Stadt Fröndenberg wartet weiter auf die Ergebnisse einer Untersuchung. Mit Landesmitteln sei das Konzept in Auftrag gegeben worden, sagt der Erste Beigeordnete Günter Freck. Er betont, dass man sich in Fröndenberg schon vor dem Starkregen im vergangenen Juli intensiv Gedanken um den Hochwasserschutz gemacht habe.

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Welche Baumaßnahmen das Gutachten nach sich ziehen könnte, bleibt noch völlig offen. Mit beteiligt müssen außer der Stadt und der Unteren Wasserbehörde letztlich auch die Eigentümer des Grundstücks. Der Teich und die umliegenden Flächen sollen einer Erbengemeinschaft gehören. In dem Teich wurden vor dem Unwetter im vergangenen Jahr Fische gezüchtet. Einige wurden mit der Fut bis auf den Parkplatz des Discounters in Westick gespült.

Die Barrieren unterhalb des Deichs sollen weiter ihre Funktion erfüllen – für den Fall des Falles.
Die Barrieren unterhalb des Deichs sollen weiter ihre Funktion erfüllen – für den Fall des Falles. © Westfalenpost | Arne Poll

Auch wenn die Schilder mittlerweile verwittert sind: Die Behörden warnen weiter dringend davor, den abgesperrten Bereich zu betreten. Die eilig aufgestapelten massiven Baumstämme wurden ausdrücklich nicht zum Klettern aufgestapelt. Sie könnten ins Rutschen geraten. Und auch die Flächen rund um den Teich sind nicht ungefährlich. Im schlammigen Boden besteht die Gefahr, dass übereifrige Abenteurer steckenbleiben. Der Wald wird intensiv von Besuchern der Justizklinik genutzt.

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