Fröndenberg. Nach der Evakuierung ihrer Wohnhäuser wollen sich zwei Rentner-Paare in der Gesamtschule nicht von ihren Hunden trennen. Es gab eine Lösung.

Die Unwetter-Katastrophe in Fröndenberg schreibt viele Geschichten, und sie hat viele Gesichter. Zum Beispiel die der Rentnerin Waltraud Auferkamp, ihrem Lebengefährten Siegfried Dahmen und der gemeinsamen Hündin „Esta“. Alle drei wohnen an der Schillerstraße und zählten damit zu den Anliegern, die am Montagabend ihre Wohnungen wegen der Gefahr eines Erdrutsches verlassen mussten. Denn da hatten Krisenstab und Einsatzleitung entschieden, dass im Sperrbezirk an und um die Westicker Straße – nach den bereits ausgezogenen Bewohnerinnen und Bewohnern der Erdgeschosse – nun auch alle weiter oben wohnenden Nachbarn raus mussten.

Wohnhäuser der Rentner am späten Montagabend komplett evakuiert

Der Hintergrund: Anfangs hatte man noch befürchtet, der große Teich könnte bei einem Dammbruch sein Wasser, das vier Schwimmbäder füllen würde, über die Westicker- und die angrenzenden Straßen in einer gefährlichen Flutwelle ergießen. Als das Wasser abgepumpt war, bestand jedoch akute Erdrutschgefahr. Und wenn ein Haus von Schlamm und Geröllmassen umgerissen wirft, dann hilft es auch nichts mehr, im dritten Stock zu wohnen.

Im Reisebus zur Gesamtschule – und die Hunde durften nicht rein

Dieser Einsicht folgend, ließen sich Waltraud Auferkamp und Siegfried Dahmen am Montagabend gegen 21 Uhr zur Total-Tankstelle führen, wo schon ein Bus der Fröndenberger KS-Reisen auf sie und andere Anlieger wartete. „Und dann sind wir hierher gebracht worden“, berichten sie. Sie wissen aber auch von einem Nachbarn, der seine Wohnung nicht verlassen wollte. Einmal angekommen, wurde rasch klar: Die Hunde würden auf keinen Fall mit ihren Menschen gemeinsam in den Räumen der Schule bleiben können. „Das ist eine glasklare Regel: Hier könnten ja auch Allergiker untergebracht sein. oder Verletzte, die absolut hygienische Zustände brauchen“, begründet der Mendener Rüdiger Morena.

DRK ideenreich: Zelt für Hunde, Herrchen und Frauchen hergerichtet

Der DRK-Leiter des Ortsvereins Menden hatte am Montagnachmittag die Order erhalten, die Gesamtschule zur Betreuung von bis zu 500 Evakuierten vorzubereiten. Damit, dass dann so spät am Abend eine ganze Busladung voller Anlieger ankommen würde, hatten sie in der Schule nicht mehr gerechnet. Aber sie waren vorbereitet – und für die Hundebesitzer ließen sich Morena und seine Mitstreiter etwas einfallen.

Nach durchwachter Nacht: „Wir wollen nur noch nach Hause“

Damit die Hunde bei ihren Frauchen und Herrschen bleiben konnten, bauten sie hinter dem Schulgebäude kurzerhand ein eigenes Zelt auf, in das sie für die Menschen Feldbetten stellten. „Auf den Dingern kann man aber nicht wirklich schlafen“, stellte Waltraud Auferkamp fest. So verbrachten die beiden Rentnerpaare die Nacht in bereitgestellten Klappstühlen, während nebenan in den Schulräumen mehr als 30 Menschen tief und fest schlafen. Die allermeisten Evakuierten hatten bei Verwandten oder Freunden Unterschlupf gefunden. Und während die Hunde an diesem Dienstagmorgen einen quietschfidelen Eindruck machten, sieht man den Rentnern die Strapazen der Nacht deutlich an. „Wir wollen jetzt nur noch nach Hause.“