Fröndenberg. Im doppelten Sinne auftanken können Besucher der Kirche St. Josef zukünftig. Das Gotteshaus in Westick wird bald zur Fahrradkirche.
Zwei innovative Konzepte für Gotteshäuser in Fröndenberg: Der katholische Pastoralverbund baut in der Westicker St. Josefskirche sowie in Herz Jesu auf der Hohenheide um. An der einen Kirche soll man vor allem (aber nicht nur) mit dem Zweirad auftanken können, und das gleich in mehrfacher Hinsicht, an dem anderen Ort geht es besonders um die ganz Kleinen.
Ruhrtalradweg boomt besonders in wärmeren Monaten
Die St. Josefskirche in der Graf-Adolf-Straße liegt direkt am Ruhrtalradweg, der besonders in den warmen Monaten seit seiner Eröffnung vor bald 15 Jahren boomt. "Und es halten immer wieder Radfahrer an und schauen nach ob die Kirche offen ist", hat Mona Schomers beobachtet. Sie ist Gemeinderefentin im katholischen Pastoralverbund Fröndenberg, welcher aktuell in einem längeren Prozess mit den Gemeinden in Unna und Holzwickede zu einem Pastoralen Raum zusammengeführt wird. Bislang stand man aber außerhalb der Gottesdienstzeiten in Westick vor verschlossenen Türen. Mit Beginn des Sommerhalbjahres soll sich das ändern.
"Die Radfahrer können dann hier an der St. Josefskirche anhalten, Pause machen und aufladen, und zwar in mehrfacher Hinsicht", so Schomers weiter. Für das Material, sprich die Zweiräder, sind in den vergangenen Wochen einige wichtige Helferlein vor der Kirche aufgestellt worden: Steckdosen um das E-Bike aufzuladen, eine Säule mit Luftpumpe und verschiedenem Reparaturwerkzeug, Fahrradständer sowie Bänke und Tische zum verweilen.
Multimediales Meditationsangebot
Das Angebot zum Aufladen des Geistes wiederum befindet sich in dem Gotteshaus, und es ist natürlich auch für all die verfügbar, die nicht auf dem Rad unterwegs sind. Ein multimediales Meditationsangebot soll demnächst den Kirchenbesuchern außerhalb der Gottesdienstzeiten zur Verfügung stehen: Bunte Strahler schaffen verschiedene, wechselnde Lichtstimmungen unter der hohen Decke, dazu kommen Musik oder Texte vom Band. Gesteuert wird das Ganze durch den Besucher selber von einem Terminal aus, indem er die verschiedenen Angebote, die meisten ungefähr fünf bis zehn Minuten lang, ansteuert.
Inhaltlich richten sich sich die kurzen Meditationsandachten an unterschiedliche Stimmungen oder (kirchliche) Jahreszeiten. "Themen sind zum Beispiel Freude oder Traurigkeit", erklärt Mona Schomers. Manche Angebote sind bereits vom Hersteller mitgeliefert, man kann aber auch selber noch etwas aufnehmen. Und vor allem: "Die Bedienung des Terminals ist kinderleicht." Scheinwerfer und Lautsprecher, außerdem eine große Leinwand für Projektionen stehen schon in der Josefskirche, das Terminal kommt demnächst.
Holzbänke gegen Stühle ausgetauscht
Außerdem ist ein Teil der klassischen Holzbänke aus der Kirche entfernt worden. Stattdessen stehen hier Stühle (so lange es Corona noch notwendig macht, natürlich auf Abstand), die eine größere Flexibilität erlauben, entweder Kreise für kleinere Zusammenkünfte oder auch mal kompletten Freiraum. Somit, erklärt Mona Schomers, wäre etwa auch eine Ausstellung möglich.
Kirchenräume mit digitalen Meditationsangeboten werden in letzter Zeit immer beliebter, ein ähnliches Angebot wie in Fröndenberg gibt es schon länger in Werl-Holtum. Heiner Redeker, ebenfalls Gemeindereferent im Pastoralverbund, ordnet dieses Projekt in einen größeren Kontext ein: "Wir haben uns die Frage gestellt, wie wir die Kirchen für die Zukunft aufstellen. Durch den allgegenwärtigen Priestermangel, der auch die größeren Pastoralen Räume notwendig macht, können nicht mehr so viele Messen gefeiert werden." Aber so wie mit der Fahrrad- und Meditationskirche schaffe man an bekannten Orten neue, eigenständige Angebote.
Gerade bezüglich der Josefskirche habe es unter den Gläubigen immer wieder Sorgen gegeben, dass das Gotteshaus irgendwann geschlossen werden könnte, erklärt Redeker. Nun habe die Gemeinde aber ein klares Statement in die andere Richtung setzen können.
Herz Jesu wird zur Kinderkirche
Gleiches gilt für die deutlich kleinere Herz-Jesu-Kirche auf der Hohenheide. Auch da laufen im Moment die Arbeiten. Statt der alten Bänke kommen Stühle (in verschiedenen Größen) und Sitzkissen. Denn dieses Gebäude wird zur Kinderkirche. "Seit einigen Jahren machen wir hier regelmäßig Gottesdienst für Kindergartenkinder, die auch sehr gut angenommen werden", erklärt Redeker. Auch dank der Zusammenarbeit mit den Kindergärten. "Aber ab der dritten, vierten Bankreihe sehen die Kinder halt kaum noch, was vorne passiert." Deshalb wird es demnächst viel einfacher, dass sich der Nachwuchs ganz vorne versammelt.
Um etwa biblische Geschichten wirklich anschaulich erzählen zu können, schafft die Gemeinde große Erzählfiguren an. Die Planungen für all das begannen vor gut einem Jahr, neben den Gemeindereferentin engagieren sich viele Gläubige ehrenamtlich. "Eine große Eröffnungsfeier für diese Projekte werden wir ja erstmal nicht machen können", sagt Gemeindereferentin Mona Schomers. Aber die Fahrradkirche, dann mit Öffnungszeiten von Vormittag bis in den späten Nachmittag, soll noch im Frühjahr, vielleicht nach Ostern, an den Start gehen.
>>>Info: Einen großen Teil der Kosten jeweils 50 000 Euro pro Kirche gibt das Erzbistum Paderborn dazu, aus einem Fördertopf für innovative Projekte in seinen Gemeinden, der Rest kommt aus dem Pastoralverbund selbst.
Im Gegensatz etwa zu Menden und Balve finden in Fröndenberg weiterhin Präsenzgottesdienste statt. Für die Feiern an den Wochenende soll man sich nach Möglichkeit vorher über die Homepage der Gemeinde anmelden.<<<
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