Fröndenberg. . Der Ruhrtal-Radweg feiert Zehnjähriges. Die Fernstrecke brachte Fröndenbergs Tourismus in Schwung. Der Stadt reicht das nicht. Sie will mehr.
- Seit zehn Jahren besteht der Ruhrtal-Radweg.
- Fröndenberg war von Anfang an dabei.
- Mehr als ein Drittel der Stadt-Touristen sind sattelfest.
Der Ruhrtal-Radweg besteht seit zehn Jahren. Für Fröndenberg erwies sich die Hobbysportler-Piste als Glücksfall. Mehr als jeder dritte Tourist in der Stadt tritt die Pedale. Doch Bürgermeister Friedrich-Wilhelm Rebbe gibt sich damit nicht zufrieden.
Rundkurs durchs Stadtgebiet
Die Rathaus-Deko ist Programm. Vorn, am Parkplatz, werden Radler auf einen Rundkurs durchs Stadtgebiet geschickt, der nach Fröndenbergs berühmtesten Radler benannt ist: Vor genau 20 Jahren gewann Ex-Profi Erik Zabel zum ersten Mal das Grüne des Trikots des besten Sprinters. Am Ende sollten es sechs grüne Leibchen sein – Rekord. Folgerichtig hängt am Rathaus II ein stilisiertes Metall-Fahrrad.
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Drinnen, im ersten Stock, hat sich der Bürgermeister auf das Gespräch über die Hobbysportler-Strecke auf seine Weise vorbereitet. Fröndenbergs Stadt-Patron Mauritius ziert T-Shirts – mit Fahrradhelm. Rote Mauritius-Klingeln liegen auf dem Tisch: „Das sind begehrte Artikel“, schwärmt Sozialdemokrat Rebbe mit leichtem Augenzwinkernd, „sie werden auch von Senioren gern genommen – für den Rollator.“ Und dann hat Friedrich-Wilhelm Rebbe von einem US-Urlaub ein Metallschild mit nostalgischen Velo-Design mitgebracht.
Besitzer eines schlichten Tourenrades
Da versteht es sich beinahe von selbst, dass Fröndenbergs oberster Stadtverwalter selbst gern die Kurbel kreisen lässt. Seine Lieblingsstrecke führt über Menden, Kloster Oelinghausen und Neheim zurück: „47 Kilometer“, weiß der Besitzer eines schlichten Tourenrades, „die Hälfte führt über den Ruhrtal-Radweg.“
Dass der Fernradweg eine Chance sein würde: Das hat Fröndenberg sofort begriffen. Die Stadt liegt in der Mitte zwischen den Ausgangspunkten Duisburg und Winterberg, Obendrein ist Fröndenberg aus allen Himmelsrichtungen gut per Bahn erreichbar.
Dazu kam, dass das Engagement für die Gemeinde ein günstiges Vergnügen war. Das Gros der Kosten stammte aus außerkommunalen Fördertöpfen. Fröndenberg blieb nur ein kleiner Rest. Auch heute halten sich die Kosten für Pflege und Instandhaltung, wie der Bürgermeister betont, in überschaubaren Grenzen.
Weitere Chance
Nachdem der Rad-Tourismus gut anlief, nutzte Fröndenberg 2008 eine weitere Chance. „Die AWo“, erinnert sich Friedrich-Wilhelm Rebbe, „hat damals den Bahnhof übernommen, und sie hat preisgünstige Zimmer angeboten.“
Tour über Ruhrtalradweg
Das war die Geburtsstunde des Bike-Hotels direkt an den Gleisen. Überdies befinden sich drei weitere Herbergen in der Nähe der Strecke, die sich selbst für mäßig trainierte Aktive flach anfühlt.
Die Rechnung geht auf. Von den mehr als 21 000 Touristen, die voriges Jahr in Fröndenberg übernachteten, waren 8000 Radler.
Eine Volksbewegung
Obendrein bittet die Stadtverwaltung einmal im Jahr, am ersten Mai-Wochenende, zum Volksradfahren. „In diesem Jahr zum 25. Mal“, fügte Friedrich-Wilhelm Rebbe hinzu, „wir hatten 700 bis 800 Teilnehmer.“ Radsport als Volksbewegung.
Ruhr-SerieAber auch im Alltag soll Radverkehr wichtiger werden. Derzeit liegt bei Anteil der Tret-Mühlen am Gesamtverkehr bei lediglich drei Prozent. „Die Topografie“, meint Friedrich-Wilhelm Rebbe entschuldigt und wendet seinen Kopf in Richtung Eule, der 13-prozentigen Steigung in Richtung Unna. Dennoch will er seine Stadt mit dem Rad-Schnellweg verbindet, der in absehbarer Zeit von Hamm nach Duisburg führen soll.
Technologischer Wandel
Dass sich der Stadt-Chef so ins Zeug legt, hat mit technologischem Wandel zu tun: „Bisher waren die Steigungen nach Unna ein psychologisches Hemmnis. Doch das gilt nicht mehr. Jetzt gibt es ja E-Bikes.“