Fröndenberg. Die Fröndenberger Organistin Daria Burlak reist normalerweise für Konzerte um die Welt. Jetzt macht auch sie Homeoffice.

Gerade Künstler sind von den Corona-Auswirkungen getroffen, wo jetzt quasi das gesamte öffentliche und gesellschaftliche Leben still steht. Die Fröndenberger Organistin Daria Burlak reist normalerweise für Konzerte um die Welt (genauso wie auch in die nähere Umgebung). Nun macht auch sie Homeoffice.

Streamen und CD

Konzerte, Gottesdienste, Theaterstücke, Lesungen. Vieles wird derzeit im Internet gestreamt. Daria Burlak denkt auch darüber nach. „Vielleicht bin ein bisschen Nachzügler damit, aber wahrscheinlich werden wir ja noch ein bisschen zuhause sein müssen."

Musikalische Eindrücke aus ihrem Schaffen, etwa von der neuen Bach-CD, könnte sie auf ihrer Orgel zuhause in die heimischen Wohnzimmer bringen. Wenn es so weit ist, gibt es Informationen auf ihrer Homepage www.dariaburlak.com

Sie hat dabei aber ihren Humor nicht verloren. Unzählige Bilder und Videos kreisen im Moment durch das Netz und sorgen trotz dieses sehr ernsten und tödlichen Virus dafür, dass man auch weiter lachen kann. Daria Burlak hat vor kurzem so einen Spaß entdeckt. Kerngedanke darin: „Wie ist das aktuell notwendige Social Distancing für Organisten? Eigentlich alles wie immer.“ Klar, die Königin der Instrumente bedient man in aller Regel alleine (natürlich gibt es auch spannenden Kombinationen mit anderen Instrumenten) und der Arbeitsplatz liegt meistens auf einer Empore weit ab von den anderen Kirchenbesuchern (dafür mit toller Aussicht auf diese).

Corona wirft alle musikalischen Pläne über den Haufen

Für die nächsten Wochen hat die Ausbreitung des Virus auch alle musikalischen Pläne von Daria Burlak über den Haufen geworfen. Ein Kantatengottesdienst mit Solisten und Chor am vorletzten Wochenende in der Stiftskirche, Konzerte in Unna, Schmallenberg oder Paris sind abgesagt. Gleiches gilt für den Auftritt, der am 5. April (Palmsonntag) in der Mendener St.-Vincenz-Kirche geplant war.

Ein Konzert mit speziellen Lichtinstallationen und vor allem einer neuen CD, die Daria Burlak an dem Tag der Öffentlichkeit vorstellen wollte. Aufgenommen mit Orgelwerken von Johann Sebastian Bach hat sie diese in einer Kirche in Welschen Ennest (zwischen Olpe und Siegen gelegen). Am 13. März spielte sie das letzte reguläre Konzert, in Dortmund und noch mit erstaunlich viel, auch älterem Publikum. Ebenso gab es da noch einige Proben. Aber damals auch schon mit einem unguten Gefühl, wie sie erzählt. Auch, weil zu dieser Zeit erstaunlich viele Menschen immer noch nicht auf das Händeschütteln verzichten wollten.

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Nun ist aber wirklich Abstandhalten das oberstes Gebot. Ihre Klavier- und Orgelschüler trifft sie natürlich nicht mehr. „Erstmal sollen die alleine üben.“ Fragen beantworten und Tipps geben kann man auch anderweitig. Dauerhaft aber ist aus ihrer Sicht der direkte Kontakt zwischen Lehrer und Schüler am gleichen Instrument durch nichts zu ersetzen. Üben kann die Profimusikerin, die in Langschede wohnt, natürlich auch alleine.

Die Klänge berechnet ein Hochleistungscomputer

Ihr „Homeoffice“ hat sie sich schon vor der Corona-Ausbreitung eingerichtet. Es ist eine sogenannte virtuelle Orgel. Der Spieltisch mit drei Manualen (Klaviaturen) und die Klangvielfalt entsprechen einem Instrument, wie es nur in großen Kirchen zu finden ist. Die Klänge, die von echten Pfeifenorgeln abgenommen sind, berechnet ein Hochleistungscomputer. Daran sitzt Daria Burlak täglich. Wenn auch etwas ziellos, wie sie nachvollziehbarerweise erläutert: „Für welches Konzert soll ich denn üben?“, fragt sie rhetorisch.

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Wann Kulturveranstaltungen überhaupt wieder anlaufen können, ist im Moment völlig unklar. Auch ein Konzert im Mai im russischen St. Petersburg wird wahrscheinlich nicht stattfinden. Sie hofft aber noch auf die Termine im Sommer und Herbst in Deutschland. Für jedes hat sie ein anderes Programm geplant, und verschieben kann man Konzerte in der Kirchenmusik meist auch nicht, weil sie ja an die entsprechenden liturgischen Feste gebunden sind. „Oh du fröhliche“ singt ja auch niemand im Juli. Daria Burlaks Eltern und der Bruder wohnen in Russland, wo die Organistin 1986 geboren wurde. Da ist der Kontakt meistens sowieso elektronisch.

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Aber auch ihre hochbetagten Schwiegereltern, die nur in Laufweite entfernt wohnen, muss sie im Moment schützen. „Dafür kann ich im Moment so viel Sport machen wie schon lange nicht mehr“, lacht sie. Joggen gehen (was ja weiter erlaubt ist) und die eigenen Fitnessgeräte im Haus nutzen ist eine willkommene Abwechslung für die Profimusikerin, die auch schon Tourneen durch die USA und Frankreich absolvierte. Je nachdem, wie lange der „Shutdown“ des öffentlichen Lebens andauert, kann das natürlich auch für sie, wie für so viele andere Künstler und Selbstständige, zur existenziellen Frage werden. Vor allem, da auch ihr Mann im Bereich Arbeitsschutz und Sicherheitsunterweisungen selbstständig und damit ebenfalls betroffen ist.

Daria Burlak hat schon von Veranstaltern Solidarität erfahren

Viele Konzerte beruhen nur auf mündlichen Absprachen. Aber sie habe auch schon von Veranstaltern Solidarität erfahren, sagt Burlak. Dass die Bundesregierung Maßnahmen für all die Betroffenen angekündigt hat, nennt sie erst einmal vorbildlich und lässt sie hoffen. Daria Burlak bleibt optimistisch. „Warten wir noch ein bisschen ab. Ich hoffe, dass die Hilfen unkompliziert sein werden.“