Hagen/Fröndenberg. . Konzertorganistin aus Fröndenberg und Rockmusiker aus Hagen werden von der Stiftung der Märkischen Bank geehrt. Preis ist mit 10.000 Euro dotiert

Als sich der Bankchef unerwartet am Telefon meldet, denkt Serjoscha Huff zunächst erschrocken, mit seinem Konto sei etwas nicht in Ordnung. Junge Musiker sind ja selten reich. Doch Hermann Backhaus hat im Gegenteil eine frohe Botschaft zu überbringen. Serjoscha Huff, Hagener Rockmusiker, ist Preisträger des Förderpreises Instrumentalmusik der Stiftung der Märkischen Bank. Er teilt sich die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung mit der jungen Konzertorganistin Daria Burlak aus Fröndenberg. Mit dem Preis möchte die Stiftung begabte Nachwuchs-Künstler und -Kulturschaffende unterstützen. Bedingung: Sie müssen aus der Region kommen. Die Auszeichnung wird am Donnerstag in Hagen verliehen.

Kein Dienstleistungsmusiker

Preis will hochbegabten Nachwuchs fördern

Der Kunstpreis der Stiftung der Märkischen Bank wird zum zweiten Mal verliehen. Gefördert werden hochbegabte junge Künstler unterschiedlicher Sparten aus der Region. Die erste Auflage richtete sich an bildende Künstler. Die Malerin Jette Flügge aus Iserlohn und der Fotograf Andy Spyra aus Hagen waren die Preisträger 2014.

„Das ist eine Anerkennung, mit der ich nicht gerechnet habe“, freut sich Serjoscha Huff, besser bekannt als Josh von den Blackbirds. Der 36-jährige wuchs in Balve-Beckum auf und lebt seit vielen Jahren in Hagen. Er schreibt Musik und Texte, spielt Gitarre, Bass sowie Schlagzeug in verschiedenen Band und ist Sänger; seine Band „Josh and the Blackbirds“ ist regional bekannt.

Würde er sich entschließen, Titel bekannter Gruppen zu covern, könnte er gut auf den Stadtfesten der Region auftreten. Aber Serjoscha Huff hat seine eigene Stimme. „Ich wollte immer versuchen, möglichst gute Lieder zu schreiben“, sagt er. „Musikmachen ist heute nur noch ein Vehikel, um sich öffentlich zu machen, auf Instagram, auf Facebook, jedenfalls hat man manchmal den Eindruck.“ So will Josh Huff nicht arbeiten. Er ist kein Dienstleistungsmusiker. Ihm geht es um Kommunikation. Er hat in seinen Liedern etwas zu erzählen. Das wird auch in seinem Film „Loner“ klar, in dem er die Musikszene in Hagen-Wehringhausen porträtiert. Zum Überleben arbeitet er unter anderem als Bühnentechniker für „Extrabreit“ und „Green“.

Außergewöhnliche Karriere

Daria Burlak hat sich ebenfalls für eine außergewöhnliche Karriere entschieden. Schon mit fünf Jahren erhielt die 33-Jährige ersten Klavierunterricht in Moskau und absolvierte in der Folge ein außerordentlich umfassendes Studium in Russland und Deutschland. Heute tritt sie als freiberufliche Konzertorganistin und Pianistin international auf und räumt alle großen Preise ab. Sie ist in der Kölner Philharmonie ebenso zu Gast wie in der Philharmonie Essen und im Konzerthaus Dortmund.

Berühmte Frauen in der Musik

Ihr Können und ihr weit gespanntes Repertoire beeindrucken ­Publikum, Juroren und Kollegen gleichermaßen. Die junge Organistin erobert gerne Neuland. So hat sie die Soundtracks für den Film „Verlorene“ von Felix Hassenfratz (Weltpremiere auf der Berlinale 2018) mit Orgel- und Klavierwerken von Johann Sebastian Bach eingespielt. Ihre jüngste CD „La Femme et le Dragon“ beschäftigt sich mit berühmten Frauen in der Musik, Wagners Walküren, Debussys Sirenen und Edouard Sennys Jeanne d’Arc.

Anerkennung tut gut

Beide Musiker brauchen viel Liebe zur Sache, um ihren Traum überhaupt leben zu können. Deshalb tut Daria Burlak und Serjoscha Huff neben dem Preisgeld vor allem die Anerkennung gut, die mit dieser Auszeichnung verbunden ist. Eine hochkarätig besetzte Jury hat sich mit ihrem Werk beschäftigt und sie aus einer Reihe von Kandidaten ausgewählt. Das hilft gegen die Ängste, die unweigerlich mit einer Musikerlaufbahn verbunden sind. Und es hilft auch, wenn innerhalb der Familie gefordert wird, die Kinder sollten doch mal was Sozialversicherungspflichtiges machen. Josh Huff: „Für Mama spiele ich bei der Preisverleihung ein extra Lied.“