Fröndenberg. Die Fröndenberger Feuerwehr steht vor starken Veränderungen. Die sind auch notwendig, denn gesetzte Schutzziele werden deutlich verfehlt.
Politik und Verwaltung wollen den aktualisierten Brandschutzbedarfsplan endlich unter Dach und Fach bringen. Der Entwurf soll kommende Woche im Rat durchgewunken werden. Doch das Entwurfspapier enthält auch Zündstoff. Denn über einen Zeitraum von rund dreieinhalb Jahren hat die Fröndenberger Feuerwehr nur in rund 48 Prozent der Fälle das Schutzziel 1 erreicht – vorgenommen hatte man sich 80 Prozent.
Hilfsfrist 1 in 55 Prozent der Fälle
„Problematisch ist teilweise die hinreichend schnelle Erreichbarkeit der Einsatzstellen“, heißt es in dem durch die Firma Orgakom erstellten Entwurf des Brandschutzbedarfsplans. Schutzziele sind Qualitätskriterien, die nach Einsatzart festgelegt werden.
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Die Schutzziele unterteilen sich in die Ankunftszeit (Hilfsfrist) und die Mannschaftsstärke sowie das Geräte am Einsatzort innerhalb der Hilfsfrist. Das heißt, dass etwa bei einem „kritischen Wohnungsbrand“ nach acht Minuten (Hilfsfrist 1) eine Gruppe aus neun Feuerwehrkräften am Einsatzort sein soll; nach weiteren fünf Minuten (Hilfsfrist 2) sollen dann insgesamt 16 Einsatzkräfte, inklusive Führungspersonal, vor Ort sein.
Die Hilfsfrist 1 ist im Untersuchungszeitraum von 2014 bis Mitte 2017 in rund 55 Prozent der Fälle eingehalten worden. Allerdings sind die schutzzielrelevanten Einsätze deutlich wichtiger. Im selben Zeitraum konnte das Schutzziel 1 lediglich 254 Mal eingehalten werden – bei insgesamt 531 Einsätzen.
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Das führte natürlich auch im Hauptausschuss zu Diskussionen. Ordnungsamtsleiter Christoph Börger machte deutlich, wie wichtig der neue Brandschutzbedarfsplan für die Ruhrstadt ist. Er sprach daher auch von „einer kompletten Veränderung der Struktur“ der Feuerwehr. Künftig soll es nur noch fünf – statt wie bisher zwölf – Feuerwehrstandorte geben. „Die Zusammenlegung der Löschgruppen führt zu einer Stärkung der daraus entstehenden Löschzüge“, so der Gutachter.
Doch genau hier regt sich Widerstand. Während das Führungspersonal der Fröndenberger Feuerwehr stark in die Erarbeitung des Brandschutzbedarfsplans eingebunden war, kritisieren Ehrenamtler, dass „die zweite Reihe“ überhaupt nicht mitgenommen worden sei. Die Zusammenlegung der Standorte, etwa im Fröndenberger Westen, führe mitnichten zu einer Verbesserung. Denn künftig könnte es sein, dass Ehrenamtler aus Altendorf bis nach Langschede fahren müssen, ehe sie auf die Drehleiter steigen können. Deutlich längere Anfahrtswege, so der Vorwurf, könnten sogar zu einer Verschlechterung der Situation führen.
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Doch das, erklärt Börger auf WP-Anfrage, sei nicht der Fall. „Natürlich hat die Fahrzeit eine Auswirkung“, so der Ordnungsamtschef. Allerdings gehe es darum, möglichst viele Einsatzkräfte an einem Ort versammeln zu können, um dann schnellstmöglich auszurücken. Und genau das beabsichtige man mit weniger, aber dafür größeren Standorten. Zudem würden innerorganisatorische Fragen derzeit geklärt, um effektiver ausrücken zu können.
Stärker überprüfen
Fuhrpark soll überholt werden
Teil des Brandschutzbedarfsplans ist auch die Überarbeitung des Fahrzeugkonzepts. So soll der Fuhrpark in den kommenden zehn Jahren Stück für Stück überholt werden. Zudem ist das Fahrzeugkonzept die Grundlage für die Planung der Feuerwehrgerätehäuser, die bis 2026 voraussichtlich 18 Millionen Euro kosten werden.
„Zur Sicherstellung des Schutzzieles 1 ist jeder Standort mit einem Löschgruppenfahrzeug auszustatten“, erklärt der Gutachter in dem Konzeptpapier. Neben einem Löschfahrzeug muss jeder Standort zudem über einen Mannschaftstransportwagen (MTW) verfügen.
Damit auch die Schutzziele 2, also Eintreffen von 16 Kräften am Einsatzort innerhalb von 13 Minuten, erfüllt werden können, müsse jeder Standort ein zweites Löschgruppenfahrzeug erhalten.
„Die Gebäude mittlerer Höhe im Stadtteil Mitte machen zur Sicherstellung des zweiten Rettungsweges über die Leitern der Feuerwehr ein Hubrettungsfahrzeug zur Menschenrettung, Brandbekämpfung und Technische Hilfeleistung notwendig“, heißt es im Gutachten. Das bedeutet, dass zu jedem Wohnungsbrand das sofortige Ausrücken der Drehleiter „zu gewährleisten“ ist.
Der Investitionsaufwand für die Erneuerung des Fuhrparks wird derweil mit rund 4,5 Millionen Euro beziffert.
„Die neuen Standorte werden eine Steigerung der Leistungsfähigkeit mit sich bringen, deshalb werden wir auch viel Geld in die Hand nehmen, um das zu gewährleisten“, sagte CDU-Fraktionschef Gerd Greczka dazu im Hauptausschuss. Gleichwohl gehe mit der Aufgabe einzelner Standorte der Verlust von Dorfleben einher. SPD-Fraktionsvorsitzende Sabina Müller sprach im Zusammenhang mit der Fortschreibung des Brandschutzbedarfsplans von „einer schwierigen Geburt“. Denn schließlich zog sich die Aktualisierung nun knapp zweieinhalb Jahre. „Wir werden eine schlagfertige Truppe bekommen“, ist sich FWG-Fraktionschef Matthias Büscher sicher.
Enttäuscht zeigte sich allerdings Oliver Funke (CDU) ob des aus seiner Sicht viel zu langen Bearbeitungszeitraums. „Der Brandschutzbedarfsplan ist viel copy und paste mit Standardphrasen“, kritisierte Funke. Aus den Reihen der Feuerwehr habe er viele Beschwerden erhalten. Und mit Blick auf die Hilfsfristen und Schutzziele forderte er eine halbjährliche Evaluation, „um zu sehen, ob es funktioniert“, damit man möglicherweise gegensteuern könne. Unterstützung erhielt Funke von Gisbert Herrmann (SPD): „Jeder Einsatz, der gefahren wird, muss überprüft werden und die Gründe für das Nichterreichen müssen sofort dokumentiert werden.“
Einstimmig empfahl der Hauptausschuss dem Rat, den Brandschutzbedarfsplan zu verabschieden.
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