Fröndenberg. Fröndenberger SPD begrüßt fünf neue Mitglieder beim 100. Geburtstag. Festredner Michael Groschek analysiert Krise der Bundespartei
100. Geburtstag feierte die Fröndenberger SPD am Samstag. Die aktuelle schwere Zeit der Bundespartei fand dabei ebenso Beachtung wie erfreulichen Entwicklungen im Ortsverband.
„Darauf können wir schon stolz sein“, freute sich der Fröndenberger Stadtverbandsvorsitzende Kurt Potthoff am Samstagnachmittag im Gespräch mit der Westfalenpost. Im Rahmen der Feier konnten die Sozialdemokraten auch Neumitglieder in ihren Reihen begrüßen. Fünf sind es insgesamt. Bei knapp 100 Mitgliedern im Stadtverband sei das prozentual durchaus beachtlich.
Zwei der Neumitglieder waren auch zum Festakt in die Kulturschmiede gekommen unter den insgesamt gut 50 Gästen. Es sind Elisabeth und Willi Schnieder.
Dass die SPD in Deutschland aktuell eine schwere Zeit durchmacht, viele Wahlniederlagen erleidet und auch in aktuellen Umfragen weit unter gewohnten Ergebnissen steht, vor allem aber auch durch häufige Wechsel an der Spitze kein gutes Bild abgab, das wissen die beiden nur zu gut. „Wir wollen mit dem Beitritt deshalb sagen: ,Jetzt erst recht’“, erzählt Elisabeth Schnieder.
Brandt als prägende Figur
„Ich habe eigentlich immer sozialdemokratisch gewählt“, so Willi Schnieder, was seine Gattin bestätigt. „Ich bin mit Willy Brandt aufgewachsen“, erzählt diese von ihrer politischen Sozialisation. Und jetzt, wo beide den wohlverdienten Ruhestand genießen, wollen sie das mit der Mitgliedschaft deutlicher nach außen hin zeigen. „Eigentlich bräuchte die SPD aber auch neue junge Leute“, sagt Elisabeth Schnieder.
Ihr Mann engagiert sich im Fröndenberger Heimatverein. Ein weiteres politisches Engagement biete sich da ebenfalls an. Und so ist Willi Schnieder von den Sozialdemokraten vor kurzem als Sachkundiger Bürger für den Ausschuss für Kultur, Tourismus und Stadtmarketing vorgeschlagen und auch gewählt worden.
Aus den Händen von Kurt Potthoff erhielt das Ehepaar Schnieder am Samstag das rote Parteibuch ebenso wie ein Fläschchen Fröndenberger Kettenwasser. „Um Euch an die Kette zu legen“, sagte der Stadtverbandsvorsitzende mit einem leichten Grinsen, in der Hoffnung auf lange Treue der beiden Neumitglieder.
Ex-Minister analysiert knallhart
Der Festredner zum 100. Jubiläum der Fröndenberger Sozialdemokraten war Michael Groschek. Der 62-Jährige vom Niederrhein war von 2012 bis 2017 in NRW im Kabinett von Hannelore Kraft Minister für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr sowie von 2017 bis 2018 Landesvorsitzender der SPD.
Groschek streifte in seinen Worten die wechselvolle Geschichte der Partei. Lobte auch, gerade angesichts der Krise der Bundespartei, die Entwicklungen und das Engagement vor Ort. „Unsere erfolgreichen Bürgermeister und Lokalpolitiker sind der Anker von dem, was wir noch Volkspartei nennen.“
Die aktuelle Situation analysierte er, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. „Wir wechseln die Vorsitzenden wie andere Leute ihren Hemden. Wir sollten nun zur Besinnung kommen.“ Dafür gab es Applaus von den Zuhörern.
Große Zahl an Bewerbern
Seine Aussagen bezüglich eines Fortbestehens der Großen Koalition, die ja seitens der Sozialdemokraten demnächst auf den Prüfstand gestellt wird, kann man so deuten, dass er für einen Verbleib in der Regierung plädiert. „Die Partei braucht Klarheit, wo sie hin will. Wir dürfen nicht den Eindruck vermitteln, nur mit uns selbst beschäftigt zu sein. Die Menschen sind daran nicht interessiert, sondern wollen, dass wir die im Koalitionsvertrag festgelegten Projekte abarbeiten.“
Und dieser enthalte doch einen sehr großen Anteil sozialdemokratischer Herzensangelegenheiten, in Relation etwa zum viel schlechteren Wahlergebnis gegenüber der Union. Die große Zahl an Bewerbern für den Parteivorsitz begrüßte Groschek.