Fröndenberg. . Bernd und Andrea Molitor aus Fröndenberg fahren ein E-Auto. Welche Erfahrungen machen sie damit?
Als Folge des Diesel-Skandals hat das Thema E-Mobilität Konjunktur. Bernd und Andrea Molitor haben bereits praktische Erfahrungen mit einem Strom-Auto. Jürgen Overkott sprach mit der grünen Ratsfrau.
Warum haben Sie sich für den Umstieg auf ein E-Auto entschieden?
Andrea Molitor: Einen kleinen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten ist uns wichtig. Nach der Umrüstung unserer Heizungsanlage auf eine umweltfreundliche Erdwärmepumpe war das Elektroauto eine konsequente Folge. Mit dem Auto mobil sein ohne CO2 freizusetzen. Dabei versuchen wir auch möglichst viel regenerativ erzeugten Strom zu laden.
Welche Rolle spielte dabei der Kaufpreis?
Sicherlich sind die Anschaffungskosten für ein E-Auto höher als bei einem Benziner oder Dieselfahrzeug. Die Verbrauchskosten sind allerdings deutlich geringer. Auch die Inspektionskosten sowie die Kosten für Verschleißteile sind ein Bruchteil gegenüber einem Verbrennerfahrzeug. Der vermeintlich höhere Kaufpreis amortisiert sich schon nach einer gewissen Zeit. Wichtig war uns wie bereits gesagt, umweltfreundlicher unterwegs zu sein.
Wo laden Sie das Fahrzeug auf?
Wir laden sowohl zuhause an unserer eigenen Ladestation, als auch bei den hiesigen und den umliegenden Stadtwerken. Gelegentlich auch, wenn wir weiter weg fahren, bei anderen Anbietern.
Wie kommen Sie mit der relativ kleinen Reichweite zurecht?
Das ist eine interessante Frage, ist doch unter anderem die Reichweite der Knackpunkt für viele, sich kein E-Auto anzuschaffen. In Anbetracht unserer täglichen Fahrrouten von circa 60 bis 80 Kilometer kommen wir mit der Reichweite unseres E-Autos (120 bis 150 Kilometer) super klar. Nachladen ganz bequem zuhause nebenbei oder unterwegs an einer öffentlichen Ladesäule. Dabei kann man Dinge erledigen und geht gegebenenfalls ein paar Schritte mehr zu Fuß.
Wie planen Sie eine längere Fahrt?
Hier stellt sich vor Fahrtantritt immer die Frage, wo kann ich rechtzeitig nachladen, um nicht stehen zu bleiben? Wir nutzen daher für weitere Touren bislang einen Elektrorouten-Planer aus dem Internet, um die Lademöglichkeiten entlang der Route zu kennen. Dabei ist neben der Reichweite auch wichtig auf die verschiedenen Ladearten beziehungsweise Bezahlmöglichkeiten zu achten. Die Ladezeit planen wir ein und nutzen sie für eine Kaffeepause oder einen kleinen Spaziergang oder...
Wie fühlt sich das Fahren an?
Es macht einfach Spaß, und es ist ein entspannteres Fahren. Die gute Beschleunigung aus dem Stand heraus gibt zudem ein Sicherheitsgefühl. Besonders erstaunt uns immer wieder die gute Energierückgewinn bei den Gleit- und Bremsvorgängen. Dies macht bei Fahrten außerhalb der Autobahn oft bis zu 20 Prozent aus.
Hat Sie anfangs die Tatsache irritiert, dass das Auto fast lautlos unterwegs ist?
Es war schon ungewohnt, nahezu lautlos unterwegs zu sein, vermissen tun wir die Motorgeräusche aber nicht.
Welche Nebenkosten sind bisher angefallen – und was fiel weg?
Wir fahren das Auto seit gut zweieinhalb Jahren. Bisherige Kosten neben dem Strom: jährliche Inspektion von circa 100 Euro. Soviel kostet schon der Ölwechsel bei einem Verbrenner. Das macht sich in den Folgejahren im Vergleich noch deutlicher bemerkbar. Teile die nicht da sind, können nicht verschleißen. So gibt es keine Zündkerzen, keinen Anlasser, keine Wasserpumpe, keinen Keilriemen, keinen Auspuff, keinen Katalysator und selbst die Bremsen verschleißen langsamer.
Welche Nachteile haben Sie entdeckt?
Da wir das Auto überwiegend auf Kurzstrecken beziehungsweise aus den Weg zur Arbeit fahren, deckt es dabei nahezu ganz unseren Mobilitätsbedarf. Für weite Strecken kommt meistens unser Erdgasauto zum Einsatz. Problematisch sind vielmehr die unterschiedlichen Bezahlmethoden beim Laden.
Was wünschen Sie sich von Wirtschaft und Politik?
Mehr Ehrlichkeit beim Vergleich mit Autos mit Verbrennungsmotoren, damit Verbraucher nicht weiter verunsichert werden. Kommunen sollten stärker mit gutem Beispiel vorangehen und ihren Fuhrpark entsprechen mit E-Autos ergänzen. Den Stadtwerken kann ich empfehlen weitere Anreize zu geben, zum Beispiel durch günstigeren Elektroladestrom zu Hause, weil man häufig und am bequemsten zu Hause lädt. Für 10 000 Kilometer Fahrleistung benötigt man circa 1500 kWh. Wünschenswert wäre sicherlich auch ein einheitliches Bezahlsystem an den Ladesäulen zu installieren.
>> INFO: LADESÄULEN
Am Rathaus in Fröndenberg gibt es eine einzige Stromtankstelle im Stadtgebiet. Eingerichtet wurde sie von den Stadtwerken Fröndenberg.
Freischaltung per SMS durch vorher registriertes Mobiltelefon. Die Stadtwerke registrieren – wie es im Netz heißt – schnell und unbürokratisch Mobilnummern.
Die Säule hat vier Ladestecker: ein Mal Typ 2 22 kW; ein Mal Typ 2 11 kW; zwei Mal Schuko. Die Ladestation ist rund um die Uhr nutzbar.
In Menden stehen ebenfalls Ladesäulen: http://www.stadtwerke-menden.de/e-laden