Fröndenberg. . Adolf Ulmke war der Motor der Kulturschmiede – vor allem in Krisenzeiten. Jetzt wird sein „Kulturtempel“ 10.
Zehn Jahre Kulturschmiede: Die Geschichte von Fröndenbergs guter Stube ließe sich leicht als Zahlenkolonne erzählen, als angewandte Mathematik, aus der am Ende ein Gebäude entstand. Viel spannender indes ist die Geschichte des Mannes, der bei dem Projekt längst nicht alles in Bewegung setzte, ohne den aber alles nichts wäre. Es ist die Geschichte von Adolf Ulmke. Norbert Muczka vom Förderverein der Kulturschmiede erzählt sie.
Willy Brandt nach Fröndenberg gelotst
Um zu verstehen, wie war der Sattler aus Fröndenbergs ältestem Wohngebäude in der Stadtmitte drauf war, muss Norbert Muczka weit zurückgehen, bis in die mittleren Sechziger.
Adolf Ulmke war ein Pohlbörger im besten Sinn. Alle kannten den Sattler. Wichtiger indes war, dass auch der Handwerker alle kannte. Wenn er ein Ziel hatte, fand er einen Weg. So wollte er den damaligen Regierenden Bürgermeister von Berlin nach Fröndenberg lotsen; es war kein Geringerer als Willy Brandt. Ulmke gehörte zum Fanfarenzug Fröndenberg, der damals den Fußballern beim Endspiel um die Deutsche Meisterschaft in der damals noch geteilten Stadt den Marsch blieb. Er nutzte den Aufenthalt frech zu einem Gastspiel vor Brandts Wohnhaus und lud ihn ins Ruhrtal ein. Der spätere Kanzler kam tatsächlich. 1966 war es so weit. Ulmke war beeindruckt – und trat, wie sich Muczka erinnert, 1970 in die SPD ein.
Anbau sollte her
Mit derselben Leidenschaft verfolgte Ulmke den Bau der Kulturschmiede. Das Kettenschmiedemuseum wurde 1999 eröffnet. Der Verein „Kultur für Uns“ nutzte zunächst einen kleinen Raum, in den maximal 90 Personen passten. „Das Gebäude“, erzählt Muczka, „musste erweitert werden, damit Kulturveranstaltungen kostendeckend organisiert werden konnten.“ Ein Anbau sollte es richten.
Ulmke fand das klasse. Seine Pläne hatten aber zunächst mit Kultur wenig zu tun. „Er wollte eine Schützenhalle“, gesteht Muczka, „heute können wir’s ja sagen.“
Von Schützenhalle zur Bürgerhalle
Daraus wurde bekanntlich nichts. Aus einer Schützenhalle wurde eine Bürgerhalle. Dortmunder Architektur-Studenten um die verstorbene Professorin Verena Dietrich legten im Jahr 2000 erste Entwürfe hin. Zu Beginn standen Kosten von anderthalb bis zwei Millionen Euro im Raum. Fröndenbergs Politik nahm Abstand von dem Mammut-Ding. Es ging dann auch eine Nummer kleiner, wie der Entwurf von Architekt Gerd Wessels zeigte, der schließlich die Grundlage des Antrags auf öffentliche Zuschüsse bildete. Kosten: eine halbe Million.
Probleme mit dem Controling
Dabei blieb es nicht. Im Rückblick betrachtet war der Bau der Kulturschmiede die Bonsai-Version der Elbphilharmonie. Aus der halben Million, zunächst solide durchgerechnet, wurden am Ende 757 000 Euro. „Es gab“, räumt Muczka ein, „Probleme mit dem Controling.“
Krisen-Stimmung in der Stadt. Woher nehmen, wenn nicht stehlen? Damals schlug die Stunde des schlitzohrigen Adolf Ulmke. Muczka: „Er ging Klinken putzen.“ Der umtriebige Unternehmen sammelte großzügige Spenden von vermögenden Fröndenbergern und kleine zinslose Kredite aus der Bürgerschaft. Am Ende wurde der Fehlbetrag ausgeglichen.
Besucherzahlen steigen
Die Kulturschmiede wurde am dritten Oktober-Wochenende vor zehn Jahren mit einem dreitägigen Spektakel eingeweiht. Inzwischen ist Fröndenbergs feine Adresse aus dem Stadtleben nicht mehr wegzudenken. Die Besucherzahlen steigen. Muczka schätzt, dass binnen zehn Jahren 50 000 Menschen bei Kulturveranstaltungen waren. Dazu kommen weitere 30 000 Teilnehmer an privaten und gewerblichen Veranstaltungen.
Unterm Strich läuft der Betrieb so erfolgreich, dass die Kulturschmiede alle Verbindlichkeiten beglichen hat. „Wir haben“, sagt Muczka, „alle Kredite zurückgezahlt. Seit zwei Jahren sind wir schuldenfrei.“