Schwelm. . Von Schwelm auf die Metal-Bühne: Die Band “Rebattered“ tritt am 3. August beim Wacken Open Air, dem weltgrößten Metal-Festival, auf - eine riesige Chance für die Musiker um Sänger Sven Weidemann. Allerdings werden sich die Thrash-Metaller auch selbst einige Konzerte ihrer Lieblingsbands anschauen.
Sven Weidemann rinnt der Schweiß in Bächen am Körper hinunter. Der Schwelmer Sänger gibt seit Stunden hochkonzentriert Vollgas am Mikrofon seiner Band „Rebattered“. Die fünf Männer üben wie besessen für etwas, das als alles, was sie in ihrem Musikerleben bisher gemacht haben, übersteigt: Sie treten beim weltgrößten Metal-Festival auf, dem Wacken Open Air.
Ihr Musikstil: progressiver Thrash-Metal. Für diejenigen, die in der Welt der harten Töne nicht zu Hause sind heißt das: laut, schnell, aggressiv und gleichzeitig technisch ausgesprochen anspruchsvoll nach dem Vorbild der Genre-Spitzen Machine Head und Pantera. Die Band existiert zwar seit 2002, nimmt aber erst seit dem vergangenen Jahr mit etlichen Auftritten im In- und Ausland richtig Fahrt auf. Jetzt folgt der Höhepunkt in Wacken.
Band freut sich auf Treffen mit Vorbildern
„Wir werden am Samstag, 3. August, auf der Wet-Stage auftreten, zu allen Bereichen Zugang haben und vielleicht auch einige unserer Vorbilder treffen“, sagt Gitarrist Stefan Weber. Das Zelt ist mit 6.350 Quadratmetern Fläche eines der größten Event-Zelte weltweit und bietet mehr als 5000 Gästen Platz. „Rebattered“ geben dem Publikum fast zur besten Zeit ab 19.10 Uhr kräftig auf die Ohren.
Ihre Musik gleicht einer Dampfwalze, die Texte sind aggressiv gehalten, die ruhigen Momente reduzieren sich auf Verzierungen. „Für uns ist das Ventil, Ausgleich und Gemeinschaft“, sind sie sich einig. Legen sie die Instrumente auf die Seite, sieht ihr Leben fast schon spießig und gar nicht nach Metal aus. Außendienstler bei einer Krankenkasse, Sachbearbeiter bei einer Druckerei, Referendar am Gymnasium, Veranstaltungstechniker und Musikmanager – das Geld für ihr teures Hobby müssen sich alle anderweitig verdienen.
Schwelmer wollen einige Konzerte besuchen
Daran wird auch Wacken vorläufig nichts ändern. Denn: „Wir bekommen Essen, Trinken, freies Campen und die Chance unseres Lebens, unsere Musik bekannt zu machen“, sagt Sven Weidemann. Bereits am Mittwoch vor dem Auftritt packen sie den Bus mit ihrem Merchandising und werden von einer Produktionsfirma begleitet, die für das öffentlich-rechtliche Fernsehen eine Dokumentation über die Truppe aus dem Metal-Untergrund dreht.
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Starten werden sie das Festival damit, dass sie selbst Konzerte besuchen und feiern. Denn: Trotz VIP- und Backstage-Pass sind sie alle in erster Linie Fans. „Nach und nach reduzieren wir aber den Alkohol und schlafen länger“, sagt Schlagzeuger Jan Hinzmann. „Es wäre ja vollkommen dämlich, wenn wir derart akribisch proben und uns dann die ganze Arbeit durch einen Kater zunichte machen. Wir müssen topfit auf die Bühne“, ergänzt Stefan Weber. Denn auch wenn alle fest im Berufsleben stehen und sich niemand irgendwelchen Illusionen hingibt, ist der Traum vom Rockstar – zumindest in Teilzeit – noch nicht ganz ausgeträumt.
Veranstalter von der aktuellen EP begeistert
Wacken, wo sich auch die Talent-Späher der Plattenfirmen tummeln, ist eine gewaltige Chance, dem einen Schritt näher zu kommen. Diese Chance ist ihnen nicht zugeflogen. Sie haben ihre aktuelle EP „We Eat People“ beim Veranstalter abgegeben, der war begeistert und signalisierte den Metallern, die zwischen 29 und 40 Jahre alt sind: „Ich will Euch haben.“
Seitdem pflügen die vier Wuppertaler mit dem Schwelmer Sven Weidemann am Mikrofon wie besessen durch ihr Programm. An einem Wochenende rinnt der Schweiß auch mal fast 20 Stunden lang.