Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal. Redaktionsleiter Stefan Scherer meint: Es liegt in der Händen der demokratischen Parteien, Vertrauen zurück zu gewinnen und die AfD zu stoppen.
Rumms! Diese Schelle ins Gesicht der demokratischen Parteien sitzt nach der Europawahl auch im Ennepe-Ruhr-Kreis. Die AfD hat die Grünen überholt und will im kommenden Jahr auch in den Stadträten und im Kreistag mehr Einfluss gewinnen. Unter dem Deckmantel der demokratischen Legitimation bringen sich diejenigen in dem politischen System in Entscheider-Positionen, die es zerstören wollen. Die Freiheit eines jeden Einzelnen und der Frieden, der seit 79 Jahren in Deutschland währt und vor allem auch durch die Europäische Union geschützt wird, sind in ernsthafter Gefahr, wenn der Einfluss der AfD eine gewisse Größe erreicht.
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Wählen die Menschen die rechtspopulistische Partei, weil sie Hass und Hetze tatsächlich als Alternative begreifen? Ich bin mir sicher: Nein. Einerseits offeriert die AfD für komplexe Probleme einfache Lösungen - das klingt immer attraktiv, auch wenn die Umsetzung noch so unmöglich ist. Andererseits ist dies ein deutliches Zeichen dafür, dass die Parteien, die auf den Werten unseres einzigartig-guten Grundgesetzes arbeiten, die Menschen nicht mehr erreichen. SPD, CDU, Grüne und FDP lösen die Probleme der Menschen nicht mehr, sie bieten keine Auswege für das Gefühl, dass im eigenen Umfeld etwas nicht stimmt, man sich deshalb nicht mehr wohl fühlt. Zumindest geschieht dies nicht mehr in dem Maße, wie noch vor ein paar Jahren.
Hier ist vor allem mit Blick auf die Wahl der Bürgermeister und Stadträte im kommenden Jahr die Kommunalpolitik in Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal mehr denn je gefordert, die Protestwähler der AfD wieder zu entreißen. In allen drei Südkreisstädten haben im Vergleich zum restlichen EN-Kreis überdurchschnittlich viele Menschen die AfD gewählt, Ennepetal ist sogar die Hochburg der neun Städte. Es geht nun vor allem darum, verloren gegangenes Vertrauen zurück zu gewinnen, die Lebenswelt und die Probleme der Menschen vor Ort zu erkennen und anzugehen.
Wenn sich Menschen abends am Ennepetaler Busbahnhof oder in Gevelsberg am Nirgena und rund um den Ennepebogen nicht sicher fühlen und sich diese Situation seit Jahren nicht verändert, wenn die Schwelmer Politik den CDU-Chef auf den Sparkassen-Vorstandssessel klüngelt, wenn Bürgerbeteiligungen leicht als Feigenblätter zu identifizieren sind, nur um Fördergelder zu generieren, aber nicht auf die Menschen in der Stadt zu hören - dann sind all dies Enttäuschungen, die einen nach dem anderen in die Arme der radikalen Parteien treiben.
Natürlich spielt die Bundespolitik eine ganz gewichtige Rolle bei diesem Wahlausgang, aber so unmittelbar wie direkt vor Ort haben die Politikerinnen und Politiker an keiner anderen Stelle die Chance, die Menschen davon zu überzeugen, dass sie antreten, damit es den Bürgerinnen und Bürgern besser geht. Stellen Sie sich dieser Aufgabe im Sinne unserer Demokratie.
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