Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal. So erlebte der einzige heimische Europa-Kandidat, der Gevelsberger FDP-Mann Niclas Bauermeister aus Gevelsberg, den Wahlkampf und die Wahl.

Während bei der CDU und der AfD nach der Europawahl auch im Ennepe-Ruhr-Kreis die Sektkorken knallen, heißt es für SPD und Grüne nach der saftigen Klatsche: Wunden lecken. Die einzige Ampel-Partei, die ihr Ergebnis im Vergleich zur vergangenen Europawahl im Jahr 2019 halten konnte, war die die FDP. Zugegeben: Mit knapp über sechs Prozent kein politisches Schwergewicht, aber immerhin die einzige Partei, die für den Ruhrgebietswahlkreis einen Kandidaten aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis ins Rennen schickte: den 24-jährigen Gevelsberger Niclas Bauermeister.

So hat Schwelm gewählt

So hat Gevelsberg gewählt

So hat Ennepetal gewählt

Niclas Bauermeister, der seit knapp drei Jahren auch Vorsitzender der FDP in Gevelsberg ist, trat gegen CDU-Amtsinhaber Dennis Radtke aus Bochum an, der bereits seit einigen Jahren die deutschen Farben in Brüssel vertritt. Die Kandidatur hatte er nicht von langer Hand geplant. „Nachdem wir uns in Gevelsberg mit der FDP komplett neu aufgestellt hatten, bin ich vom Kreisvorstand gefragt worden, ob ich mir eine Kandidatur vorstellen könnte. Ich habe zugesagt.“

Dabei war schon vor dem Wahlkampf klar, dass er keinen Zweitwohnsitz in Belgien wird anmelden müssen. Denn: Niclas Bauermeister landete auf Platz 146 der FDP-Liste. Zur Einordnung: Die gesamte Bundesrepublik Deutschland stellt überhaupt nur 96 Plätze im Europäischen Parlament. „Mir haben die Wochen im Wahlkampf dennoch Spaß gemacht und ich würde mich jederzeit wieder für eine solche Kandidatur entscheiden.“

Erschreckendes AfD-Ergebnis

Mit Blick auf das Wahlergebnis im Ennepe-Ruhr-Kreis sagt er: „Das Ergebnis der AfD ist erschreckend. Mit 17,3 Prozent hat sie zudem in Ennepetal das höchste Ergebnis im Ennepe-Ruhr-Kreis erzielt. Auch die knapp viereinhalb Prozent für das Bündnis Sarah Wagenknecht zeigen, dass die Gesellschaft politisch nach außen driftet. Populismus ist aber keine Alternative.“ Zwischenzeitlich waren die Prognosen für die AfD sogar noch deutlich höher, in Ennepetal stieß die SPD die Rechtsextremen erst mit der Auszählung der letzten Wahlbezirke vom zweiten Platz hinter der CDU.

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Mit Blick auf seine eigene Partei zeigt sich Niclas Bauermeister zufrieden: „Wir haben das Ergebnis von der vergangenen Europawahl fast halten können, liegen deutlich über dem Bundesschnitt.“ Besonders freue ihn, so sagt er, dass in seiner Heimatstadt Gevelsberg die Liberalen mehr geholt haben als im Schnitt im Ennepe-Ruhr-Kreis.

Seinen ersten Wahlkampf als Kandidat hat der Gevelsberger positiv in Erinnerung behalten. „Wir haben zwar überdurchschnittlich viele zertsörte Plakate gehabt, aber unter dem Strich habe ich keine ernsthaften Anfeindungen erfahren“, sagt er. Da habe er von anderen Parteien und auch aus den eigenen Reihen andere Rückmeldungen erhalten. Der 24-Jährige bereichtet davon, dass viele auf ihn und seine ebenfalls noch recht jungen Parteifreundinnen und -freunde zugekommen seien, um sich ernsthaft zu informieren. „Einige haben deutlich gemacht, dass sie auf keine Fall die FDP wählen werden. Gleichzeitig haben sie uns aber dafür gelobt, dass wir uns als junge Leute für eine demokratische Partei engagieren.“

Hat er selbst denn jetzt Blut geleckt und könnte sich mit einer Karriere als Berufspolitiker abfreunden? „Ich finde, dass man so etwas nicht planen kann und planen sollte“, sagt der Gevelsberger, der in Wuppertal Wirtschaft und Politikwissenschaften studiert. „Ich will nichts über das Knie brechen, würde aber noch einmal kandidieren. Ob es dann vielleicht an anderer Stelle etwas wird, muss man sehen.“ Diesmal ist es nichts geworden, doch das war dem Gevelsberger von Beginn an klar.

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