Ennepetal. Ziemlich heiter ging es zu beim Kirmes-Empfang der Ennepetaler Bürgermeisterin zu Ehren des neuen Voerder Ehrennachtwächters Harry Hirsch.
„Ja klar, wer denn sonst?“ Das habe sie gedacht, als sie davon hörte, dass Harry Hirsch zum neuen Voerder Ehrennachtwächter gewählt worden, sagte Bürgermeisterin Imke Heymann beim Empfang, den sie dem neuen Würdenträger bereitete. Mit dem ehemaligen Dorfsheriff („der er ja eigentlich noch immer ist“) hätten die Voerder Vereine eine tolle Wahl getroffen.
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Die etwa 200 geladenen Gäste verbrachten einen vergnüglichen Sonntagmittag in der „Rosine“. Imke Heymann lobte den Ehrennachtwächter in den höchsten Tönen. „Harry steht zu hundert Prozent zu seiner Familie – was will man eigentlich mehr von einem Ehemann und Vater?“ Sie ging auch darauf ein, dass der Hirsch eigentlich ein Löwe sei – unter diesem Sternzeichen wurde er geboren. Löwen würden das Rampenlicht lieben und die Bewunderung ihrer Mitmenschen sei das größte Kompliment, sagte die Bürgermeisterin und fügte an: „Aber im Löwen steckt immer auch ein schnurrendes Kätzchen...“ Der neue Voerder Ehrennachtwächter sei in allem, was er tut, authentisch, und ein herzlicher Mensch, der seine Mitmenschen nie aus den Augen verliert, so Heymann. Sie bedachte auch Harry Hirschs Ehefrau Anne mit einem Blumenstrauß.
Dem Standesbeamten den Führerschein abgenommen
Der neue Ehrennachtwächter plauderte ein wenig aus dem Nähkästchen, wie er mit seiner Frau zusammengekommen sei. „Ich habe sie ja beim Zocken gewonnen.“ Beim Doppelkopfspiel („Das ist das Spiel der Schutzleute, denn dafür braucht man vier Mitspieler – also zwei Streifenwagenbesatzungen“) habe ihr Bruder ein Bild von ihr gezeigt und dazu noch gesagt: „Sie sieht nicht nur gut aus, das Haus von unseren Eltern hat 47 Zimmer und ein Schwimmbad“ Er habe vergessen zu erwähnen, dass der Vater Hausmeister in einer Schule war. „Er hat verloren und weil Spielschulden Ehrenschulden sind, hat er mir dann seine Schwester übertragen.“ Beim Bestellen des Aufgebots habe der Standesbeamte, der alle Angaben aufnahm, recht sparsam geguckt, als er den Bräutigam sah. „Ich hatte ihn in paar Tage zuvor mit Widerstand zur Ader gelassen und ihm den Führerschein weggenommen“, so Hirsch. Die Trauung habe dann ein Vertreter übernommen. Ungeachtet dessen sei er im kommenden Jahr mit seiner Anne schon 40 Jahre verheiratet, sagte Harry Hirsch voller Stolz und Freude.
Der neue Ehrennachtwächter dankte seiner Vorgängerin Anke Althoetmar-Rümenapf, die ihm zuvor noch einmal viel Glück und Freude im neuen Amt gewünscht hatte. „Sie hat große Fußabdrücke hinterlassen. Ich hoffe, dass ich sie ausfüllen kann und genauso viel Spaß habe wie sie.“ In einem kurzen Exkurs ging er auf die Geschichte der Nachtwächter ein und zitierte, was Hermann Hirschberg, der zum dritten Voerder Ehrennachtwächter ernannt worden war, schon vor 20 Jahren aufgeschrieben hat. So datiere die erste Erwähnung eines Nachtwächters in Voerde aus dem Jahr 1725. Den Ehrennachtwächter als Symbolfigur der Kirmes gibt es übrigens seit dem Jahr 1986.
Dass es in der „Rosine“ viel zu lachen gab, lag auch an Sia Korthaus. „Ich freue mich, dass ich zum dritten Mal die Überraschung bei diesem Empfang bin“, meinte die Kabarettistin, Sängerin und Schauspielerin, die in Rüggeberg aufwuchs und am Reichenbach-Gymnasium ihr Abitur machte. Von der allumfassenden Fürsorge ihrer Mutter berichtete sie und erntete viel Verständnis zahlreicher einschlägig erfahrener Gäste. Verhätschelte und überempfindliche Kinder nahm sie aufs Korn („In ein paar Jahren ist es möglich, eine Bank nur mit einer Nuss und einem Glas Milch zu überfallen“), ebenso Shoppingtouren und Billigflieger: „Die Sitze unbequem, das Personal unfreundlich, das Essen nicht so lecker – wären die Preise nicht so niedrig, könnte man glatt meinen, man fährt mit der Deutschen Bahn.“ Auch aus ihrem Tagebuch von 1982 las sie vor. Offenbar spielte das Essen für sie damals eine große Rolle, denn vom zweiwöchigen Spanien-Urlaub erfuhr man im Wesentlichen den Speiseplan.
Auf recht dünnem Eis unterwegs war Thomas Biermann, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse an Ennepe und Ruhr. Der guckte auf die Gevelsberger Kirmesfreunde, die beim Empfang zu den Gästen zählten, und meinte: „Sie wollen drei Wochen vor der Gevelsberger Kirmes gucken, wie man eine perfekte Kirmes auf die Beine stellt.“ Biermann, der selbst Gevelsberger ist, überreichte dem Ehrennachtwächter einen kleinen Goldbarren. Im vergangenen Jahr habe seine Vorgängerin als erste einen solchen Barren erhalten, berichtete er. Seitdem sei der Goldpreis um 20 Prozent gestiegen.
Musikalisch gestaltete die Stadt- und Feuerwehrkapelle unter Leitung von Klaus Rauhaus den Empfang. Von Abba über Udo Jürgens bis Queen reichte das Programm, und auf Wunsch des Ehrennachtwächters boten sie zum Abschluss die weltbekannte Dudelsackmelodie „Highland Cathedral“ – ohne Dudelsack, aber besonders dynamisch.
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