Gevelsberg. Radweg-Dilemma in Gevelsberg: Im Klosterholztunnel darf nur von Mai bis Ende Juli gearbeitet werden. Das sorgt für Ärger
„Kein Dixi-Klo weit und breit“, sagt Georg Schäfer, Arbeiter habe er in den ersten zwei Wochen im Mai auch noch nicht gesehen. Seit Mitte, Ende Mai sei dort zwar etwas mehr Bewegung, Schäfer hatte sich aber mehr erhofft. Er betont: „Eigentlich sollte am Klosterholztunnel in Gevelsberg schon ab Ende April eine Baustelle eingerichtet sein, damit es nach dem 1. Mai sofort losgehen kann.“ Menschen sollten im Tunnel längst werkeln, denn sie haben aus Fledermausschutzgründen immer nur ein kleines Zeitfenster - vom 1. Mai bis zum 31. Juli. Der Vorsitzende vom Fachforum Radverkehr ärgert sich, weil die wenige Zeit, die ohnehin nur da ist, nicht gut genutzt werde. Er befürchtet, dass es nun die nächste Verzögerung beim Radweg gibt, den Straßen NRW in Gevelsberg seit Jahren baut.
Der zuständige Landesbetrieb zeigt sich ebenfalls nicht zufrieden mit dem derzeitigen Verlauf. Auf Nachfrage dieser Zeitung heißt es: „Auch aus unserer Sicht ist das beauftragte Unternehmen nicht mit genügender Kapazität vor Ort tätig. Wir haben die Baufirma bereits aufgefordert, diesen Zustand zu ändern.“ 2021 wurden die Arbeiten im 350 Meter langen Tunnel begonnen. Dabei gab es auch Überraschungen. Ein beschädigter Entwässerungskanal wurde gefunden, die Verrohrung musste erneuert werden. Mittlerweile wurde die Decke mittels einer Metallkonstruktion abgehängt und an einer Seite eine Wand eingezogen. Durch diese Trennung sollen die Fledermäuse nicht von Radfahrern gestört werden und die Tiere im Tunnel ihr eigenes Habitat haben.
Seit 2021 wird im Bauwerk gearbeitet
Was jetzt noch fehlt, sind die technischen Einbauten für den Tunnel und die abschließenden Arbeiten am Fledermausbauwerk. Im April teilte der Landesbetrieb mit, dass dort zudem noch etwa 100 Nistkästen aufgehängt werden sollen. Der Klosterholztunnel ist nicht das einzige Bauwerk, das sich in dem Streckenabschnitt zwischen Im Hedtstück und dem Gevelsberger Bahnhof West befindet. Alle Bauwerke wurden in den vergangenen gesichert und saniert. Erst, wenn die Arbeiten am Klosterholztunnel abgeschlossen sind, soll am Radweg selbst gearbeitet werden.
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Im Januar wurde der Landesbetrieb zum sechsten Geburtstag des Radweges eingeladen. Ein ironisch gemeintes Fest, das vor allem den Ärger in Gevelsberg zum Ausdruck bringen sollte. Seit sechs Jahren, sagt Georg Schäfer, werde an dem Teilstück gearbeitet. Klar, der Klosterholztunnel sei am aufwändigsten, aber hier sieht Schäfer besonders Versäumnisse. „Anfang Mai standen dort zwei Autos. Man wollte wohl nachschauen, ob der Tunnel noch da ist“, sagt Schäfer und lacht. Zwei Wochen später sah er endlich einen Hubwagen, doch bewegt worden sei er bisher kaum. Er ärgert sich darüber, dass sich die Arbeiten am Radweg schon so lange hinziehen, gerade beim Klosterholztunnel sei ganz früh klar gewesen, dass es kompliziert werde.
Ende 2017 sei auf der Sitzung des Beirates der unteren Naturschutzbehörde des EN-Kreises entschieden worden, dass es die Fledermausschutzzeit gibt und dass nur drei Monate im Jahr dort gearbeitet werden dürfe. Georg Schäfer sagt: „Obwohl die Auflagen frühzeitig bekannt waren, hat Straßen NRW erst 2021 mit dem Bau der Fundamente für den Fledermausschutz begonnen. Hat man beim Landesbetrieb so lange für die Planung gebraucht? Eine architektonische Meisterleistung ist es sicherlich nicht geworden: Ein rechteckiger Kasten passt unter ästhetischen Gesichtspunkten schlecht unter ein Gewölbe.“
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Im April hieß es noch, dass in diesem Jahr die Ausschreibung für den Bau der Trasse erfolgen werde. Damit ist gemeint, dass endlich der Asphalt auf die Teilstrecke aufgebracht wird. Die Arbeiten seien aufwändig, Stützmauern, Rampen und auch kleine Gewässer müssten passiert werden, teilte der Landesbetrieb mit. Nach Informationen unserer Zeitung soll der Abschnitt frühstens 2026 fertig werden.
Wie es mit dem Silscheder Tunnel und dem Hangschluchtwald weiter geht? In der Niederschrift des Ausschusses für Kreisentwicklung, Wirtschaft, Verkehr, Demografie und digitale Infrastruktur der Sitzung vom 15. Mai wird der Sachstand aufgezeigt, der vom Landesbetrieb in dieser Sache in Richtung Ennepe-Ruhr-Kreis gegeben wurde: „Dieser Abschnitt stellt umweltfachlich und artenschutzrechtlich hohe Ansprüche an die Planung. Aktuell finden für den Silscheder Tunnel Abstimmungen für weitere Gutachten statt. Auf dieser Basis sollen die Optionen für die weitere Planung abgewogen werden.“ Georg Schäfer dazu: „Ich bin empört, wie knapp und vage Straßen NRW seine Informationen selbst gegenüber dem EN-Kreis hält.“