Gevelsberg. Rettungshunde im Trainings-Einsatz: Auf dem Dieckerhoffgelände Gevelsberg suchen sie nach Verschütteten.
Das eigene Kind kommt nicht vom Spielen nach Hause, demenzkranke Angehörige verschwinden plötzlich oder eine Gasexplosion bringt ein Haus zum Einsturz und begräbt die Bewohner unter den Trümmern. Alles Szenarien, die von einem auf den anderen Augenblick Realität werden können. Dann ist Hilfe notwendig, um die Menschen schnell zu finden. Da kommen sie ins Spiel: die Rettungshundestaffeln. Die derzeit riesigen Schuttberge auf dem Dieckerhoff-Gelände in Gevelsberg sind ideal für ein Training unter erschwerten Bedingungen, um auf den Fall der Fälle vorbereitet zu sein.
Lesen Sie auch:
Gevelsberg: Attacke auf Behindertenwohnheim der AWo
Straßenausbaubeiträge abgeschafft: Wer trotzdem zahlen muss
Ennepetal: 63 Wohnungen auf ehemaligem Fabrikgelände geplant
Die Hunde wetzen die Trümmerberge hinauf, schnüffeln, suchen nach Menschen, die sich hier irgendwo verbergen. Wenn sie jemanden gefunden haben, bleiben sie stehen und bellen. „Wenn es ernst ist, muss alles funktionieren“, sagt Katrin Wübbecke. Die Gevelsbergerin hat vor etwa drei Jahren dabei geholfen, die Rettungsstaffel Rheinland ins Leben zu rufen. Hund und Mensch müssen aufeinander eingespielt sein. Sie sagt: „Ohne Training geht es nicht.“ Katrin Wübbecke ist dankbar dafür, dass der Grundstücks-Eigentümer Stephan Höckmann das Okay gegeben habe. Dass sich gemeinsam mit der Gruppe Ruhrgebiet dort sogar gleich zwei Rettungshundestaffeln auf der ehemaligen Industriebrache austoben konnten und üben, Leben zu retten.
Entscheidend sei, dass sich kein Mensch bei dem Rettungseinsatz selbst in Gefahr bringt. Die Hunde übernehmen die lebensrettende Aufgabe. Sie sind leicht und brechen nicht so leicht ein, wenn sie auf den Trümmerbergen unterwegs sind. Sie sind geschickt und spüren Menschen anhand ihres Geruches auf und gelangen an Stellen, die für Menschen unerreicht sind. Wenn sie anschlagen, werden die Rettungskräfte aktiv, wissen dadurch, wo genau sie suchen müssen.
„Die Polizei oder die Feuerwehr zieht uns bei Fällen hinzu“, sagt Wübbecke und betont, dass die Rettungsstaffel aber für jeden aktiv wird, wenn man Hilfe braucht, auch für Privatleute. „Wenn die Polizei es nicht von sich aus anspricht, kann man durchaus selbst danach fragen“, sagt die Gevelsbergerin und erklärt, dass die Rettungsstaffel rund um die Uhr alarmiert werden kann und das auch kostenlos. Erst vor wenigen Tagen waren die Hunde bei Hilden im Einsatz und haben einen Wald nach einem Vermissten abgesucht. „Wir haben die Person aber leider nicht gefunden“, sagt Wübbecke. 50.000 Quadratmeter in einer halben Stunde kann ein Hunde absuchen. Babypuder hilft dabei. „Dadurch kann ich sehen, aus welcher Richtung der Wind weht. Gegen den Wind kann ein Hund die Witterung am besten aufnehmen.“
Das Einsatzgebiet der Rettungsstaffel Rheinland, in der sich Katrin Wübbecke engagiert, ist ebenfalls groß. Der Ennepe-Ruhr-Kreis gehört dazu, das Rheinland, die Eifel und auch das Ruhrgebiet. Auf dem Gelände in Gevelsberg sind die Bedingungen für das Training geradezu ideal. Von den Gebäuden auf der Industriebrache sind nur noch Trümmer übrig, die sich über die gesamte Fläche auftürmen. Einige Mitglieder verstecken sich dort - und werden auch im entlegensten Winkel schnell entdeckt. „Für den Hund gibt es dann eine Belohnung. Ein Stück Fleischwust oder einen Ball, das, woran der Hund Freude hat“, erklärt die Gevelsbergerin, die mit ihrem schwarzen Labrador-Mischling Pauline ein gutes Team bildet. Katrin Wübbecke sagt, jeder Hund könne ein Rettungshund werden. Er dürfte nur nicht zu schwer und sollte freundlich sein, außerdem muss er Spaß an der Sache haben.
Und man selbst sollte für das Hobby brennen. Erste-Hilfe-Kurse, Orientierungs- und Funkkenntnisse sowie Einsatztaktik werden immer wieder aufgefrischt. Dazu ist die Gevelsbergerin etwa zehn Stunden auf dem Übungsplatz. Ist Tag und Nacht in Rufbereitschaft. Sie ist froh, einen Arbeitgeber wie im Hotel Alte Redaktion in Gevelsberg zu haben, der es ihr ermöglicht, auch während der Arbeitszeit zu einem Einsatz zu fahren. Doch so viele sind es gar nicht. Rettungshundestaffeln könnten noch viel häufiger dazu geholt werden, ist sich Katrin Wübbecke sicher.
Zwar würden diese Staffeln über staatliche Instanzen alarmiert und arbeiten durchweg gemeinnützig, der Verein finanziert sich jedoch ausschließlich über Spenden. „Wir müssen Ausrüstung wie Schutzkleidung, Helme und GPS- und Funkgerät selbst kaufen.“ Eine schwierige Situation. Der so wichtige Verein ist oftmals selbst auf Unterstützung angewiesen, um anderen helfen zu können. Denn wenn der Ernstfall eingetreten ist, dann sind alle froh, dass es die Rettungshundestaffel gibt.
+++ Nichts mehr verpassen: Bestellen Sie hier unseren Newsletter aus Ennepetal, Gevelsberg und Schwelm +++