Ennepetal. Kaum jemand hat so viel für die Stadt Ennepetal geleistet, wie Volker Rauleff, der zum 75. Geburtstag auf sein Wirken zurückblickt.
Wenn er auf Betriebstemperatur ist, kann er sich in Sitzungen herrlich aufregen, Zwischenrufe platzieren, laut seine Meinung kundtun, aber auch fast feinfühlig bei politischen Mitbewerbern um Vertrauen bitten. Er ist ein Urgestein der Ennepetaler Kommunalpolitik mit geradem Rücken, klaren Prinzipien und viel Anstand, der von Gegnern und Mitstreitern gleichermaßen respektiert und überwiegend auch gemocht wird. Was kaum jemand glaubt: Am Dienstag, 21. Mai, wird Volker Rauleff nun schon 75 Jahre alt.
Der SPD-Politiker, der im Jahre 1969 in die Partei eintrat, gehört seit 1979 dem Rat der Stadt an. Gratulationen erhielt er schon vor einigen Tagen von seinen Fraktionskolleginnen und -kollegen. Volker Rauleff, der Patron von Hasperbach, wie er genannt wird, führt nämlich gleichzeitig zum Geburtstag bereits seit 30 Jahren die Fraktion, lotste sie durch stürmische Zeiten und feierte mit ihr auch manchen Erfolg in seiner Heimatstadt.
Der Vize-Chef der Fraktion, Niko Schöneberg, und die Fraktionsgeschäftsführerin, Anita Schöneberg, ehrten ihn im Rathaus im Rahmen einer Fraktionssitzung. Dazu waren Rauleffs Frau Ingrid, Schwiegertochter Katja Rauleff und Enkelin Doro gekommen, denn eines ist der Sozialdemokrat auch immer schon gewesen: ein Familienmensch. Die muss allerdings oft auf ihn verzichten, seit er vor 30 Jahren den Fraktionsvorsitz übernahm nach dem plötzlichen Tod von Hans Kelm den Vorsitz der Fraktion. Mit Profil und Weitblick führte er die Ennepetaler SPD-Fraktion so gut, dass er schon vor zehn Jahren die Ehrenmitgliedschaft erhielt.
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Standen die Ennepetaler Sozialdemokraten noch nach der Wahl von 2015 der damaligen CDU-Bürgermeisterin Imke Heymann als politische Gegner gegenüber, so ist Imke Heymann seit der Kommunalwahl 2020 die Bürgermeisterin der CDU und der SPD und jetzt ohne Parteibuch. Volker Rauleff hatte das maßgeblich möglich gemacht.
Verantwortung trug und trägt er in mehreren Bereichen. Er war stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Klutertwelt. In seiner Amtszeit wurden das Freibad saniert und die Kluterthöhle attraktiver gemacht. Derzeit gehört er auch dem Verwaltungsrat der Sparkasse an Ennepe und Ruhr an. Auch außerhalb der Politik hat sich Volker Rauleff für die Mitbürger eingesetzt, so viele Jahre als Aufsichtsratsvorsitzender der Baugenossenschaft „Die Voerder“ und 25 Jahre als 1. Vorsitzender des TuS Haspetal. Der Verein ernannte ihn zum Ehrenvorsitzenden.
Roma sichern ihm einen Eintrag in die Geschichtsbücher
Volker Rauleff erblickte in Hagen das Licht der Welt und wurde Kraftfahrzeugmechaniker, arbeitete zunächst als Drahtzieher und Schlosser, wurde schließlich bei den Deutschen Edelstahlwerken in Hagen Sicherheitsfachkraft und Abteilungsleiter Personalwesen. Dass er Ennepetaler wurde, verdankt er seiner Frau Ingrid. Er lernte die junge Voerderin auf der Kirmes kennen - auf dem Hagener Höing an der „Raupe“. Da funkte es. Der Hagener wurde Ennepetaler und später ein Mann, der die Geschicke seiner Wahlheimat maßgeblich mitgestaltet.
Das ist wohl auch in die Stadtgeschichte eingegangen: Als eine große Gruppe von Roma-Familien mit mehr als 100 Menschen im Jahr 2014 Häuser an der Hagener Straße bezog, gab es zunächst große Befürchtungen in Teilen der Bevölkerung in Hasperbach. Schließlich waren genau diese Familien bereits in Duisburg durch schlechtes Benehmen und Kriminalität in die Schlagzeilen geraten.
Doch was passierte in Hasperbach? Volker Rauleff ging vorurteilslos auf die Menschen aus Osteuropa zu, traf sich regelmäßig mit dem Oberhaupt der neuen Mitbewohner im Tal, Missstände sprach er klar, aber wertschätzend an, machte ebenso keinen Hehl daraus, was nicht funktionierte. Aber am Wichtigsten: Er war Hilfsperson, Ansprechpartner und Vertrauter der Roma. Als die Menschen schon längst weiter gezogen waren, wurde Volker Rauleff 2015 mit dem Ennepetaler Friedenspreis für sein Engagement ausgezeichnet. Er hatte im wahrsten Sinne des Wortes für Frieden in der Stadt gesorgt. Zwei Jahre später wurde er vom Bundespräsidenten mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.
Sich selbst schätzt Volker Rauleff so ein: „Ich bin ungeduldig und mit manchen Bestimmungen auf Kriegsfuß. Dagegen sind mir Begegnungen mit Menschen wichtig!“ Seinen Geburtstag feiert er zu Hause hoch oben im Hochhaus Mühlenstraße 4 mit einer wunderschönen Aussicht auf das grüne Hasperbach. „Wer kommt, der ist willkommen“, sagt er einladend. Ob er im Herbst des kommenden Jahres noch einmal für den Rat der Stadt kandidiert? „Ich hab mich noch nicht entschieden“, sagt er und lächelt etwas verschmitzt.
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