Gevelsberg. Der Gevelsberger Timo Ziemann hört einen lauten Knall. Nur Sekunden später kämpft er um das Leben eines schwer verletzten Mannes.
Es sind Minuten, die in einem Leben alles verändern können, die alles entscheiden. Wie bei dem Unfall auf der Hagener Straße, bei dem ein 94-Jähriger in Gevelsberg schwer verletzt wurde, weil er einen anderen Fahrer übersah. Es ging gut aus, weil Glück im Spiel war und Ersthelfer vor Ort, die in diesen wichtigen Minuten alles richtig machten.
Als Timo Ziemann den lauten Knall hört, ist der Unfall schon passiert. Laut Polizeimeldung beabsichtigte ein 94-Jähriger mit seinem BMW von der Grünewaldstraße nach links auf die Hagener Straße, in Fahrtrichtung Ennepetal, abzubiegen. Dabei übersah er jedoch den Pkw eines 24-jährigen Gevelsbergers, der mit seinem Mercedes-Sprinter die Hagener Straße in Fahrtrichtung Hagen befuhr. Die Airbags lösten aus, die Situation an diesem Montagmorgen ist chaotisch.
Tiefe Schnittwunde im Arm
Timo Ziemann sieht nach dem Knall aus dem Fenster seiner Wohnung und läuft zur Straße. Er ist bei der Freiwilligen Feuerwehr in Haspe, weiß, dass jetzt jede helfende Hand zählt. Der 94-Jährige wurde in der Zwischenzeit von Passanten aus seinem Wagen geholt, hat ein paar Schrammen und sitzt auf einer Treppe. Er scheint, als ob bei ihm nichts weiter passiert sei. „Ich habe ihn mir dann genau angeschaut und gesehen, dass er am Arm eine tiefe Schnittwunde hat“, sagt Timo Ziemann. Eine Verletzung, die unbehandelt mehr als gefährlich sein kann. Der Gevelsberger beginnt, ihn zu verbinden.
In dem Moment kommt Stephan Breger an der Unfallstelle vorbei. Ein Zufall. Der stellvertretende Feuerwehrchef war dienstlich unterwegs und wurde ebenfalls zum Ersthelfer, noch bevor die Einsatzkräfte ankommen. Er sichert erst einmal die Unfallstelle ab, um die Menschen zu schützen, meldet das Lagebild und unterstützt dann beim Druckverband. „Ich war froh, dass sich schon jemand um den Verletzten kümmerte“, sagt er. Timo Ziemann habe nicht nur alles richtig gemacht, er habe ihn auch tatkräftig in seiner Arbeit unterstützt. Hilfe, die entscheidend sein kann. Wenn man als Ersthelfer vor Ort ist, wenn jemand lebensgefährlich verletzt ist.
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„In solche einer lebensgefährlichen Situation kann man nichts falsch machen“, ermutigt Breger Ersthelfer, aktiv zu werden. „Denn tot ist tot.“ Wenn man hilft, gibt es wenigstens eine Chance. Mit einer Ausnahme: Entscheidend sei, dass man sich nicht selbst in Gefahr bringt. Und wenn man nicht die Möglichkeit habe, zu helfen, weil man zum Beispiel kein Blut sehen kann oder die Situation nicht aushält, dann kann aber jeder zumindest den Notruf wählen. „Das kann und sollte jeder tun“, sagt Stephan Breger.
Man kann nichts falsch machen
Blut sehen kann Timo Ziemann, da habe er Glück. Sein Bruder sei da anders. Er würde gerne zur Berufsfeuerwehr, weil ihm die Arbeit der Freiwilligen Wehr so viel Spaß macht. Die Voraussetzungen dafür hätte er, er habe eine Ausbildung in einem handwerklichen Beruf und sei älter als 18 Jahre. Und eine gute Bewerbung ist sein Einsatz an der Hagener Straße allemal. Vor dreieinhalb Jahren ist der Gevelsberger der Freiwilligen Wehr in Haspe beigetreten, vorher war er bei der DLRG.
Auch wenn er an diesem Montagvormittag ruhig bleibt und weiß, was zu tun ist: Das Herz des 35-Jährigen schlägt trotzdem etwas schneller, als er so plötzlich mittendrin ist im Unfallgeschehen. Er erzählt seine Geschichte, weil er immer wieder Menschen sieht, die nicht helfen. Denen möchte er die Angst nehmen und sie motivieren.
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Nichts zu unternehmen, einfach nur zuzuschauen, das sei das Einzige, das man falsch machen könnte. Er würde es gut finden, wenn alle verbindlich einmal im Jahr einen Ersthelfer-Kurs machen müssten, damit es mehr Ersthelfer gibt, die wissen, was zu tun ist, die die Einsatzkräfte unterstützen. Weil das Leben retten kann.
Und selbst wenn es keine Verletzten geben würde, Ersthelfer seien auch dann enorm wichtig. Wenn sie mit den Opfern reden, ihnen Zuspruch geben und in diesem traumatischen Augenblick für einen da sind. Denn es kann jeden treffen, zu jeder Zeit. Und dann sind nicht nur Feuerwehr und Polizei für einen da.
Timo Ziemann bleibt bei dem Senior, bis dieser im Krankenwagen liegt und bis die Tochter des Unfallopfers vor Ort ist. „Ersthelfer sind für uns als Feuerwehr wichtig“, sagt auch Stephan Breger. Sie können in den ersten wichtigen Minuten entscheidend sein.