Ennepetal. NRW-Stiftung gibt bis zu 55.000 Euro für die Sanierung. Ehrenamtliches Engagement in Ennepetal war für Förderung entscheidend
Schon das Gebäude ist imposant: die roten Backsteine, die lang gezogene Fassade. Doch die wahren Schätze befinden sich im Inneren der ehemaligen Firma Kruse. Hunderte Exponate, die an die Industriegeschichte erinnern. Und Menschen, die sich darum kümmern und deren Geschichte so am Leben erhalten. Und genau das würdigt die NRW-Stiftung mit einem Förderbescheid, der vieles im Industriemuseum möglich macht. Geld, das es nur gibt, weil die Ehrenamtlichen in Ennepetal so engagiert sind.
Franz-Josef Lersch-Mense gehört zum Vorstand der NRW-Stiftung und ist aus Bonn angereist, um den Förderbescheid zu überreichen. Bis zu 55.000 Euro gibt es für die Sanierung des Daches des Museums. Er hat Bilder dabei, von den Rissen in den Bitumenbahnen, weiß von den Eimern, die im Obergeschoss aufgestellt sind, um das eindringende Wasser zumindest ein wenig aufzuhalten. „Die Feuchtigkeit zieht trotzdem in das Mauerwerk und auch in die unteren Geschosse“, sagt er. Es müsse schnell gehandelt werden.
Doch das ist nicht der Grund, warum die Stiftung die Sanierung bezahlen will. Es seien die Menschen, die sich so in Ennepetal einbringen, die das Gremium überzeugten. „Die Ehrenamtlichen sind die Grundlage für unsere Entscheidung“, sagt der Mann aus Bonn und zeigt sich begeistert davon, dass die alten Maschinen noch laufen, dass die Ehrenamtlichen zeigen, wie damit produziert wurde und wie viel Zeit und Energie sie in ihre Arbeit stecken.
„Wir haben eine Kooperation mit der SIHK“, sagt Anke Velten-Franke. Auszubildende könnten sich in Ennepetal anschauen, wie früher geschmiedet wurde. Velten-Franke ist in der Museums-Stiftung engagiert, kümmert sich um viele Dinge, die für den Erhalt des Museums wichtig sind. Zum Beispiel auch darum, dass das Industriemuseum außerschulischer Lernort ist. „In den 50er Jahren hatten wir noch mehr als 30 Schmieden in der Stadt“, sagt Prof. Reinhard Döpp, der Vorsitzende des Förderkreises. Jetzt seien es nur noch drei. Er sagt: „Zukunft braucht Herkunft“, und macht damit deutlich, was die Motivation der Ehrenamtlichen ausmacht, warum es ihnen so wichtig ist, die Industriekultur der jüngeren Generationen näherzubringen.
An Pfingstsonntag mit Sonderprogramm geöffnet
Zwischen April und November laden sie immer am ersten Sonntag im Monat zum Tag der offenen Tür ein, machen mit beim Tag des offenen Denkmals und sind auch am kommenden Sonntag, 19. Mai, dabei, wenn der internationale Museumstag gefeiert wird. Von 11 bis 14 Uhr sorgen die Ehrenamtlichen für Programm.
In der kommenden Woche soll der Zeitplan mit den Handwerkern stehen, damit das Dach noch in diesem Sommer saniert werden kann. Franz-Josef Lersch-Mense ist begeistert davon, wie sehr alles in Schuss und gepflegt sei. Als Nächstes sei die Hebeanlage dran, sagt Ludger Döpp, der mit im Vorstand des Förderkreises ist. Er erklärt, dass sowohl die ehemalige Fabrikhalle als auch das Schieferhaus nicht an die Kanalisation angeschlossen sei, die Maßnahme sicherlich 10.000 Euro kosten wird.
„Man muss immer dran bleiben“, sagt Anke Velten-Franke und erzählt, dass mit der Vermietung im Industriemuseum begonnen wurde, um Geld für Erhaltungsmaßnahmen zu erwirtschaften. Doch viel bliebe nicht übrig, da auch immer viel in den Saal investiert werden müsse. Auch hier bringen sich die Ehrenamtlichen ein, helfen bei den Vorbereitungen und bei der Umsetzung von Veranstaltungen, wie der Hochzeitsmesse, Kunstausstellungen und dem Kreativ-Markt zur Weihnachtszeit. Wer einen Kindergeburtstag feiern will, oder eine Sondervorführung nach Absprache erleben möchte, dann ist das auch möglich. Im Industriemuseum kann man auch heiraten. Das Team aus Ehrenamtlichen besteht aus etwa 80 Menschen, etwa 15 bis 20 seien derzeit aktiv.
Ob es genug Helferinnen und Helfer gibt? „Wir können noch mehr gebrauchen“, sagt Anke Velten-Franke. Denn die meisten der Aktiven sind älter, können körperlich nicht mehr so. Es gebe für jeden etwas zu tun, auch Kleinigkeiten helfen. „Man muss hier nicht mehrere Stunden in der Woche verbringen.“ Jede einzelne Stunde helfe. Natürlich seien Helferinnen und Helfer bei der Mitmach-Gießerei oder der Schmiede immer willkommen, sagt sie. Auch für die Aufbereitung der Maschinen, der Katalogisierung, für Büro-Arbeiten, für den Social-Media-Auftritt im Internet oder das Museums-Café. Es braucht einiges, um ein Museum dieser Größenordnung ausschließlich durch das Ehrenamt zu betreiben.
Franz-Josef Lersch-Mense freut sich, dass die NRW-Stiftung dabei helfen kann, das Backsteinhaus aus dem Jahre 1895 auch für zukünftige Generationen zu erhalten. Es steht unter Denkmalschutz, ebenso wie das Schieferhaus, das noch einmal etwa 100 Jahre älter ist. Er erklärt, dass sich das Stiftungsgeld aus Spenden, Mitgliedsbeiträgen und Lottoerträgen zusammensetzt, die der Landtag zur Verfügung stellt. Unterstützt werden damit viele Projekte im Land, für die sonst kein Geld da wäre.
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Bürgermeisterin Imke Heymann macht während der Übergabe des Förderbescheids deutlich, wie dankbar sie für die Unterstützung ist. Sie spricht vom Industriemuseum als Kleinod und bedankt sich auch bei den Ehrenamtlichen, die dafür seit Jahren kämpfen. „Diese Summe hilft wirklich“, sagt sie und bedauert, dass die Stadt nicht in der Lage gewesen sei, mehr zu helfen, außer hier und da um Löcher zu stopfen.
Nach der Übergabe des so wichtigen Förderbescheids geht die Gruppe ins Industriemuseum. Stolz wird gezeigt, was hier aufgebaut und was in diese Zeit gerettet wurde. „Dieses Museum ist beispielhaft für die Industriekultur“, sagt Franz-Josef Lersch-Mense. Er hat schon viele Einrichtungen im Land gesehen. Doch diese sei besonders. Aus vielen Gründen.
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