Gevelsberg. Millionen investiert: Firma Schäfer und Flottmann schafft es, als Gevelsberger Familienunternehmen in der internationalen Wirtschaft mitzuhalten.
Wenn Konrad Flottmann durch einen Supermarkt geht, geht er nicht einfach nur einkaufen. Er schaut sich an, wie die Butter verpackt ist, wie die Joghurtbehälter im Karton aussehen, wie gut die Pappe gefaltet und wie die Ware darin präsentiert wird. „Ich kann nicht anders“, sagt er und lacht. Er ist seit neun Jahren Geschäftsführer der Firma Schäfer und Flottmann und ist dafür verantwortlich, dass Lebensmittel in den passenden Transportverpackungen landen. Dafür baut das Gevelsberger Familienunternehmen ganz spezielle Maschinen und liefert sie von Silschede aus in die ganze Welt.
Er darf zwar nicht offiziell sagen, für welche Produkte das Unternehmen die Verpackungsmaschinen baut. Das unterliegt nämlich einer Geheimhaltungsklausel. Fest steht: Es sind viele namhafte Hersteller, die weltweit agieren. Und für jeden einzelnen Kunden entwickelt das Unternehmen in Silschede eine eigene Maschine. Um noch mehr Platz für die Montage zu schaffen, investierte das Familienunternehmen Millionen in eine neue Fertigungshalle. Ein wichtiger Grundstein für die Zukunft.
Konrad Flottmann hat 2015 das Unternehmen von seinem Vater Heinrich übernommen, der den Betrieb zuvor 30 Jahre lang leitete. Jetzt sitzen beide im Konferenzraum, begrüßen am Tag der Einweihung der neuen Halle viele Ehrengäste. Unter ihnen Bürgermeister Claus Jacobi, den Wirtschaftsförderer der Stadt Gevelsberg, Dietmar Grimm, Mitglieder der Teilhaberfamilie Schäfer und der Familie Flottmann, den Architekten der Halle, Klaus Lange aus Schwelm, und Christian Rommel, der mit seinem Ingenieurbüro Schlingheider die Technik einrichtete.
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Vor allem aber sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an diesem Tag eingeladen, zu einem Festakt und einem üppigen Buffet. Konrad Flottmann sagt, dass viele Menschen an dem Erfolg des Unternehmens beteiligt seien, dass in Gevelsberg als Wirtschaftsstandort einiges möglich gemacht wird. Ein entscheidender Faktor für den Erfolg sei aber, dass Schäfer und Flottmann ein Familienunternehmen ist. „So können wir flexibler sein und noch besser individuelle Lösungen für die Kunden entwickeln“, sagt Konrad Flottmann. Ein Garant für den internationalen Erfolg.
Der neue Anbau bietet deshalb nicht nur mehr Platz für die Entwicklung der Maschinen, sondern auch einen großzügigen Aufenthaltsbereich für die Belegschaft, eigene Küchen für die einzelnen Bereiche in der Firma, Umkleideräume und viel Wohlfühlambiente. Auch als Dankeschön und Zeichen der Wertschätzung, und um noch bessere Arbeitsbedingungen zu schaffen.
Etwa 100 Mitarbeiter hat das Unternehmen, das vor 73 Jahren von Fritz Schäfer und Heinrich Flottmann, dem Großvater von Konrad Flottmann, gegründet wurde. Erst überholten sie zunächst nur Verpackungsmaschinen, dann entwickelten sie selbst welche. „Jetzt ist das Unternehmen Weltmarktführer“, sagt Bürgermeister Claus Jacobi bei seiner Laudatio und lobt das Familiäre in dem Unternehmen und gleichzeitig die Professionalität.
„Ohne unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wären wir nicht so erfolgreich“, sagt Konrad Flottmann. Sie machten es möglich, dass das Gevelsberger Unternehmen gegen große Konkurrenz bestehen könne und sie auch hinter sich lasse. Ein Großprojekt, das die Gevelsberger lange beschäftigte, liegt in Kansas. Sämtliche Maschinen in diesem Werk, die die meistverkaufte Margarine-Marke in den USA in Kartons verpacken, kommen aus Gevelsberg.
Sechs bis zwölf Monate dauert es, bis eine Maschine ausgeliefert werden kann, die meisten sind formatflexibel. Für die Joghurtbecher bedeutet das, sie können in unterschiedlicher Anzahl verpackt werden. Die Gevelsberger haben ebenfalls eine Maschine für eine Grillsoße in den USA entwickelt, die 12.000 Flaschen pro Stunden mit einem Papier einwickeln kann. Auch ein Sonnenschutz aus Pappe für Bierkästen in der Karibik kommt aus Gevelsberg. Die Liste der Kunden ist lang.
„Die Auftragslage ist gut“, sagt Konrad Flottmann. Der Umsatz im Jahr 2023 betrug 15 Millionen Euro. Die Summe sei in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen und auch die Zahl der Mitarbeiter. „Die Investition dient vor allem der Optimierung der betrieblichen Abläufe“, sagt der Geschäftsführer und betont, dass auch in die Ausbildung investiert wird. In diesem Jahr wurden drei statt zwei Azubis angestellt, um die Fachkräfte selbst auszubilden, um das Wissen, das das Unternehmen im Laufe der Jahrzehnte gesammelt hat, weiterzugeben. Konrad Flottmann freut sich, im Supermarkt all die Waren zu sehen, die von einer Gevelsberger Maschine überall auf der Welt verpackt wurden und doch wieder in Gevelsberg landen.