Schwelm. Die neue Drehleiter ist ein wesentliches Puzzle-Teil, um die Schwelmer Feuerwehr zu modernisieren. Das ist aber erst der Anfang.
Der Modernisierungsbedarf bei der Schwelmer Feuerwehr ist gigantisch. Wache und Gerätehäuser entsprechen längst nicht mehr geltenden Gesetzen und Vorschriften, die Ausrüstung ist an einigen Stellen veraltet, die Fahrzeuge in die Jahre gekommen. Doch nicht zuletzt, um die Feuerwehr als Ehrenamt und auch im harten Kampf um hauptamtliche Feuerwehrleute attraktiv zu halten, unternehmen Verwaltung und Politik Anstrengungen wie seit vielen Jahren nicht mehr, um den Modernisierungsstau, den sie selbst produziert haben, abzubauen. Eine elementar wichtige Anschaffung: Die nagelneue Drehleiter, die ab Juni ihren Dienst aufnehmen soll.
Das mehr als eine Million Euro teure Technikwunder, das den Verantwortlichen bei der Wehr ein stolzes Lächeln auf das Gesicht zaubert, steht dabei auch symbolisch dafür, wie die Feuerwehr in Schwelm teilweise über viele Jahre mit B-Lösungen auskommen muss. Denn bereits im Jahr 2015 musste die Drehleiter immer wieder in aufwendige Reparaturen, sie war einfach zu alt. Über Wochen musste für jeden Einsatz, bei dem sie benötigt wurde, eine Drehleiter aus den Nachbarstädten nach Schwelm gerufen werden. Als Ersatz übernahm die Stadt Schwelm ein ausrangiertes Fahrzeug der Herdecker Feuerwehr, das auch schon einige Jahre auf dem Buckel hatte, bis das originäre Schwelmer Fahrzeug nach aufwendiger Reparatur wieder in den Dienst genommen werden konnte.
Nun also – nach zweieinhalbjähriger Planungsphase – die offizielle Übergabe des Fahrzeugs, auf dem Schwelmer Feuerwehrleute schon seit einigen Monaten in der Bedienung geschult werden, bevor sie bald damit in den Einsatz gehen. Die Feuerwehr der Kreisstadt hat die top moderne Drehleiter zum Jahreswechsel beim Lieferanten Rosenbauer abgeholt. Warum die Schulung so aufwendig ist und nicht vergleichbar mit dem Auslaufmodell? Dazu später mehr. Richtig ist: Die Drehleiter fährt aktuell sehr viel durch die Stadt, das sind ausschließlich Fahrten, bei denen sich die Feuerwehrleute mit dem Gerät und seiner Technik vertraut machen.
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Mit der Übergabe endet ein mehr als zweieinhalb Jahre dauerndes Projekt, das seitens der Feuerwehr von einer Arbeitsgruppe unter Leitung von Brandoberinspektor Mike Reuter vorangetrieben wurde. Die Arbeitsgruppe spezifizierte die Anforderungen an eine Drehleiter, die über Jahre die Sicherheit der Bevölkerung schützen soll, begleitete das Ausschreibungsverfahren und den Bau des Fahrzeuges und führte schlussendlich die Abnahme beim Lieferanten durch. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe waren auch die Ersten, die umfangreich beim Hersteller im Umgang mit dem Neufahrzeug und seinen Möglichkeiten geschult wurden. Sie sind nun diejenigen, die den weiteren Feuerwehrangehörigen den Umgang mit der neuen Drehleiter beibringen.
Immobilien sollen folgen
Markus Kosch, stellvertretender Leiter der Feuerwehr, ging bei seiner Fahrzeugvorstellung auf die Leistungsfähigkeit der neuen Drehleiter im Vergleich zum mehr als 22 Jahre alten Vorgängermodell ein. Das neue 16 Tonnen schwere Fahrzeug verfügt beispielsweise über einen erweiterten Rettungskorb mit einer Traglast von bis zu 500 Kilogramm oder fünf Personen. Eine deutliche Leistungserhöhung gegenüber dem vorhandenen Korb des Altfahrzeugs.
„Hiermit wird die Rettung von Personen deutlich verbessert und auch sicherer gestaltet, weil neben mehr Platz und Tragfähigkeit größere Zugänge zum Rettungskorb bestehen“, teilt die Wehr mit. Während sich viele Details im Vergleich zum Vorgängerfahrzeug geändert haben, erweitert aber vor allem eine besondere Erweiterung das Einsatzspektrum der Drehleiter erheblich: Am letzten Leiterteil ist ein sogenanntes Knickelement installiert. Mit diesem können die Einsatzkräfte beispielsweise zurückliegende Gauben oder Gebäudeteile sicher erreichen, was bislang über das Drehleiter-Fahrzeug kaum möglich war.
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Dadurch werden Fenster erreicht, bei denen das bislang unmöglich war, so dass neue Fluchtwege aus den Flammen für die Menschen, die in ihren Wohnungen gefangen sind, entstehen. Markus Kosch machte klar, dass das neue Fahrzeug die Möglichkeiten und die Sicherheit bei der Rettung von Bürgerinnen und Bürgern deutlich erhöht, die Bedienung aber auch deutlich komplizierter wird – daher die umfassenden Schulungen. Kosch dankte Rat und Verwaltung, dass sie das Geld für das neue Gerät zur Verfügung stellten. Gleichwohl blieb ihnen mit Blick auf die Sicherheit der Bevölkerung auch keine andere Möglichkeit.
Keine Kompromisse beim Schutz der Bürger
Auch Stephan Langhard ging auf die Wichtigkeit der Beschaffung und die Bedeutung guter Ausstattung der Feuerwehr ein, damit diese im Einsatzfall erfolgreich helfen kann. Umso mehr freute sich Langhard, auch in Zeiten schwieriger Haushaltssituationen keine Kompromisse beim Schutz der Bürgerinnen und Bürger zu machen und modernstes Gerät in Schwelm bereitstellen zu können. Wenn alles nach Plan verläuft und die Schulungen der Drehleitermaschinistinnen und -maschinisten abgeschlossen sind, soll sie ab Juni 2024 dann auch im Einsatzdienst eingesetzt werden.
Das ist aber noch lange nicht das Ende der notwendigen Investitionen. Denn nicht weniger wichtig ist der Neubau der Feuerwehrgerätehäuser am Winterberg sowie in Linderhausen und natürlich der Hauptwache, die am Ochsenkamp entstehen soll. Die Bauten werden zusammen mittlere zweistellige Millionen-Summen verschlingen. Doch auch sie sind unerlässlich, um die Anforderungen an eine zeitgemäße Feuerwehr zu erfüllen. Bis sie gebaut sind, werden allerdings auch hier noch einige Jahre vergehen.