Ennepetal. Rockfans aus ganz Deutschland und den Niederlanden kamen für „One More Song“ nach Ennepetal. Warum die Zukunft der Veranstaltung ungewiss bleibt.
Die „Christmas Rock Night“ in Ennepetal war über 40 Jahre hinweg eine feste Veranstaltungsgröße in der christlichen Rockmusikszene - nicht nur in Deutschland, sondern auch über die Landesgrenzen hinaus. Noch heute ist die Erinnerung daran für viele Fans lebendiger denn je, wie am vergangenen Wochenende beim „One More Song“-Festival zu erkennen war. Sieben christliche Rockbands unterschiedlicher Generationen und Stile präsentierten sich am 27. April beim Konzert, das als Zugabe zur ursprünglichen Rock Night gedacht ist, im Haus Ennepetal.
Zum mittlerweile zweiten Mal blickten Veranstalter, Künstler und Besucher dabei auf die 40-jährige Geschichte der „Christmas Rock Night“ zurück, die 2019 zum bis dato letzten Mal stattfand. Zuhörer aus ganz Deutschland und den Niederlanden ließen sich die Veranstaltung nicht entgehen. Viele von ihnen sind langjährige Fans und mit der Rock Night groß geworden. Wer vor 20 oder 30 Jahren hier im kargen Zweimann-Zelt übernachtete, bei Verwandten auf der Couch schlief oder frierend am Bahnhof auf den ersten Zug wartete, kam dieses Mal komfortabel im Camper oder gönnte sich ein Hotel.
Das Besondere: Legendäre Szenegrößen kehrten an diesem Abend zurück. Sänger Nicky Regelink, der vor gut zehn Jahren die holländische Ska-Band Make Up Your Mind auflöste, überraschte das Publikum mit der Ansage: „Wir haben zusammen gesessen und gesagt, sollten wir jemals ein Reunion-Konzert spielen, dann auf der Christmas Rock Night“ Das sei auf einem Treffen der Musiker kurz vor Weihnachten gewesen. „Wir haben es dann selbst kaum glauben können, drei Tage später erhielten wir eine E-Mail mit der Einladung nach Ennepetal.“
Auftritt nach 40 Jahren Bandpause
Gleich zu Beginn des Abends überreichte Martina Westermann für den CVJM Rüggeberg eine Fotocollage an Bürgermeisterin Imke Heymann, um damit zum 75. Stadtjubiläum zu gratulieren und sich für die vielen Festivaljahre im Haus Ennepetal zu bedanken. Die Collage stammt von dem Kölner Fotografen Joachim Clüsserath, der seit 26 Jahren jedes Festival mit hunderten von Fotos dokumentiert hat.
Zwei der Bands warfen am Samstag einen ganz langen Blick zurück. Die Hannoveraner Band Semaja stand schon auf dem Plakat der allerersten „Christmas Rock Night“ 1980. Nach 40 Jahren Bandpause waren sie jetzt erstmals wieder zusammen auf der gleichen Bühne. Auch Jerusalem aus Schweden spielte schon in diesem Saal, als das Gebäude gerade erst wenige Jahre eröffnet war. Bandchef Ulf Christiansson (74) hat die Band vor 49 Jahren in Göteborg gegründet und sagte dem Publikum: „Ohne Christ zu sein, würde ich heute hier nicht mehr stehen.“
Damit meinte er nicht nur das Überwinden einer lebensbedrohenden Krankheit, sondern seine Lebensperspektive voller Zuversicht und seinen Zusammenhalt in der Familie. Heute spielt in der Gruppe auch sein jüngster Sohn Philip. Die Hardrocker im feinsten Deep-Purple-Sound mit satten Orgelklängen und wilden Gitarren-Soli sind ein Team aus mehreren Generationen.
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Die Schotten „The Electrics“ rissen mit ihrem Celtic Rock das begeisterte Publikum mit und auch „Split Level“ ließen noch einmal ihren wilden Gitarren-Rock im Stil der frühen U2 durch das Haus Ennepetal klingen. Beide Bands beamten die Besucher zurück in die neunziger Jahre. Einige Momente faszinierten das Publikum besonders, zum Beispiel als die „Sweet Sorrows“ als Überraschungsgast Unterstützung von Eric Clayton von „Saviour Machine“ bekamen und gemeinsam „Hallelujah“ von Leonard Cohen sangen. „Treue ist ein tolles Ding.“ Die Bemerkung eines Gastes aus Frankfurt nahmen die Veranstalter als Dankeschön und Kompliment für ihre langjährige Konzertarbeit.
Großer Aufwand für Veranstalter
Mit der „CRN Reunion“ unter dem Motto „One More Song“ hatten die Veranstalter des CVJM Rüggeberg 2023 einen Neustart der beliebten Rock Night gewagt. Schon damals traten von insgesamt sieben Bands sechs auf, die es eigentlich gar nicht mehr gibt. Sie hatten sich aus alter Verbundenheit zum Ennepetaler Festival noch einmal zusammengefunden.
Ob es nach der zweiten Auflage von „One More Song“ noch eine weitere geben wird, lässt der CVJM bewusst offen, wie Mitorganisator Detlev Westermann auf Nachfrage der Redaktion erklärt. „Das war jetzt eine besondere Sache, die wir dank der guten Kontakte zu den Bands machen konnten“, so Westermann. Er spricht allerdings von einem großen organisatorischen Aufwand. Gleichzeitig ist unklar, wie lang das Haus Ennepetal als Veranstaltungsort noch zur Verfügung steht.
Detlev Westermann möchte nicht ausschließen, dass es in Zukunft eventuell ein anderes Format geben wird. Was und wie, das könne er zu diesem Zeitpunkt nicht sagen. Relativ sicher ist er sich nur, dass es die zweitägige, ursprüngliche „Christmas Rock Night“ nicht mehr geben wird. Dafür sei der Aufwand zu groß.
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