Ennepetal. Nach überwundener Krankheit feiert Michael Eckhardt seinen 75. Geburtstag und blickt auch auf die aktuellen Entscheider in Ennepetal.

„Wo ist denn unser Michael?”: Diese Frage wurde im vergangenen Jahr bei Treffen von Vereinen gestellt. Selbst am Heimatabend in Voerde konnte er nicht dabei sein. Mit ihm fehlte seine Fröhlichkeit, sein Lachen. Die gute Nachricht: Ehrenbürgermeister Michael Eckhardt, der am Dienstag (26. März) 75 Jahre alt wird, ist „wieder auf dem Damm“, wie man hier sagt, wenn eine Erkrankung nicht mehr das Leben gängelt. Er freute sich sehr, auf den Urlaub in dieser Osterwoche mit seiner Frau Edda und Tochter Simone samt Familie am Reschenpass in Österreich. „Leider kann unser Sohn Stefan nicht mitfahren“, sagen Edda und Michael Eckhardt bedauernd, als diese Zeitung das Ehepaar kurz vor der Reise besuchte.

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Michael Eckhardt hat eine seltene, steile Karriere hinter sich: Vom Praktikanten in der Stadtverwaltung zum Bürgermeister. Der Sohn eines Schneidermeisters, der so gerne Musiker geworden wäre, schrieb auch Geschichte. Eckhardt war der erste hauptamtliche Bürgermeister Nordrhein-Westfalens. Gewählt wurde er 1998 noch vom Rat der Stadt, weil der damalige Stadtdirektor Dieter Funke Ennepetal in Richtung Hagen verließ. Bei den späteren Direktwahlen (1999 und 2004) siegte er jeweils mit einem deutlichen Vorsprung. 2009 ging er in den Ruhestand.

Was macht Michael Eckhardt als Pensionär? Er gibt keine Ratschläge für die Akteure im Rathaus. „Früher war alles besser“, sagt er nicht. Und Mitglied einer politischen Partei ist Michael Eckhardt auch nicht geworden, obwohl der damalige Fraktionschef der CDU, Walter Faupel, ihm die Bürgermeisterkandidatur antrug und ihn auch im Wahlkampf förderte. Michael Eckhardt war und blieb unabhängig.

Voerder Ehrennachtwächter

Doch für die Bürger Ennepetals arbeitet er immer noch, ehrenamtlich und engagiert in verschiedenen Gremien; so im Kuratorium der Stiftung Industriemuseum und im Kuratorium der Johannesstiftung der Evangelischen Kirchengemeinde Voerde. Als sich vor einigen Jahren der Verein „Voerderleben“ gründete, war er ein guter Ratgeber. Noch heute ist er dabei. Im Heimatverein Voerde möchte man ihn nicht missen. Im traditionsreichen Voerder Schützenverein wirkt er seit seiner Jugendzeit mit, trug auch die Königswürde, seine damals schwangere Frau Edda repräsentierte als Königin.

Kurz vor Stadtgründung geboren

Michael Eckhardt erblickte wenige Tage vor der Gründung der Stadt Ennepetal (1. April 1949) das Licht der Welt. Seit seiner Geburt lebt er im elterlichen Haus am Dr.-Siekermann-Weg.

Bevor er hauptamtlicher Bürgermeister wurde, war er Erster Beigeordneter in der Stadtverwaltung. Insgesamt 43 Jahre stand er in Diensten der Stadt.

Für sein Engagement wurde Michael Eckhardt oft geehrt: So wurde er der 25. Ehrennachtwächter in Voerde, erhielt eine hohe Auszeichnung des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe, wurde Ordensträger „Freude und Frohsinn“ der KG Hippendorf in Gevelsberg. Der Brauchtums- und Kirmesverein Haspe ehrte ihn mit dem „Hasper Bolzen“. In weiteren Organisationen ist er Ehrenmitglied. Gerne plaudert er von seinen Erlebnissen, wie er Ehrenoffizier der Belgischen Armee wurde, wie er mit dem Tandemfallschirm beim Pfingstturnier im Bremenstadion landete und wie er nachts einige Zeit mutterseelenallein im Aufzug des Rathauses festsaß und das auch noch im Funkloch.

Was musste er sich als Bürgermeister alles anhören, als sich Aldi auf dem Kirmesplatz in Voerde ansiedeln wollte. Die Voerder fürchteten um ihre traditionsreiche Kirmes. Was passierte? Aldi ließ den mit tiefen Löchern versehenen und oft verstaubten Platz neu gestalten, mit eingebauten Rohren für Wasser und Strom. So erhielt Voerde einen modernen Kirmesplatz, auf dem auch der Wochenmarkt zum Treffpunkt wurde. Aldi finanzierte die Arbeiten. Wenn für die Kirmes die Schausteller alles aufgebaut haben, schließt die Filiale für mehrere Tage. Michael Eckhardt hat das vertraglich mit dem Discounter geregelt. „Heute sind alle glücklich darüber“, sagt der ehemalige Bürgermeister.

Einsatz für „Tour der Hoffnung“

Fast in jedem Ortsteil hat er seine Spuren hinterlassen, denn schon als junger Beamter war er beauftragt, Grundstücke für das heutige Industrie- und Gewerbegebiet Oelkinghausen und für die Umgehungsstraße in Milspe (Neustraße) zum Erwerb zu bekommen. Schon vor Jahren zitierte Eckhardt in einem Vortrag vor der Kolpingfamilie Milspe den Philosophen und Theologen Kierkegaard: „Das Leben kann nur in der Rückschau verstanden werden, aber gelebt werden muss vorwärts.“

Vorwärts geht es auch in diesem Jahr. Die „Tour der Hoffnung“, für die er viele Jahre in den Fahrradsattel stieg und auch in der heimischen Region Spenden für krebskranke Kinder sammelte, macht im Sommer Station in Ennepetal. Dann ist er wieder dabei. „Mit ganzem Herzen“, sagt er. Wenn seine Frau Edda als Vorsitzende des Henri-Thaler-Vereins helfende Hände braucht, dann ist der Ehemann und Bürgermeister a. D. zur Stelle.

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Doch fast staatsmännisch geht es bei ihm einmal im Jahr zu. Wenn eine Gruppe von Soldaten aus der Ennepetaler Patenstadt Vilvoorde anlässlich der Voerder Kirmes nach Ennepetal kommt, empfängt er sie in seinem Haus am Dr.-Siekermann-Weg. Dann werden im Garten die Stadtfahnen von Vilvoorde und Ennepetal gehisst. Dazu wird die belgische Nationalhymne abgespielt. Nach diesem Ritual wird es immer fröhlich – und man hört das Lachen von Michael Eckhardt.