Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal. Die Unfallbilanz 2023 für den Ennepe-Ruhr-Kreis liegt vor: Es gab 511 Verletzte und 5 Tote. Alle Hintergründe und Zahlen.

Wer auf den Straßen im Ennepe-Ruhr-Kreis unterwegs ist, der fährt im Vergleich der 47 Kreise im Land verhältnismäßig sicher. Die Kreisunfallstatistik verzeichnete 6938 Unfälle im Jahr 2023. Nur im Kreis Siegen/Wittgenstein krachte es noch weniger. Dennoch: Fünf Menschen starben.

Die meisten Unfälle, mit 45 Prozent fast die Hälfte, passierten, während des Abbiegens oder beim Wenden. Danach geht es um geklaute Vorfahrten (26 Prozent). An dritter Stelle geht es um Geschwindigkeit. Bei 13 Prozent der Unfälle waren die Unfallverursacher entweder zu schnell oder mit nicht angepasster Geschwindigkeit unterwegs. Auch wenn Tempoverstöße nicht Hauptursache für Unfälle sind: Hierbei passieren meisten die schwersten Unglücke. Zwei ereigneten sich in Gevelsberg.

87 Unfälle mit Motorrädern

Im März verlor ein 37-Jähriger die Kontrolle über sein Motorrad und kollidierte mit einer Leitplanke an der Wittener Straße. Er starb noch am Unfallort. Auch bei dem 33-Jährigen, der mit seinem Motorrad im Juni auf dem Berchemallee verunglückte, kam jede Hilfe zu spät. In beiden Fällen geht die Polizei davon aus, dass unangepasste Geschwindigkeit zu den tragischen Unfällen führte. Auch in Breckerfeld starb ein Krad-Fahrer. Der 24 Jahre alter Hagener kam im Mai ums Leben, als er mit seinem Motorrad auf der L 699 von der Fahrbahn abkam. Bei drei der fünf tödlichen Unfällen waren Motorradfahrer betroffen.

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Insgesamt nahm die Polizei 89 Unfälle im vergangenen Jahr im Kreisgebiet auf, an denen Motorräder beteiligt waren, 2022 waren es 111. Laut Verkehrsunfall-Statistik spielt aber nicht nur die Geschwindigkeit eine Rolle bei Unfällen mit Motorrädern, sondern auch ein zu geringer Abstand zum voraus fahrenden Fahrzeug.

Verstärkte Kontrollen

Mit Rasern habe der Ennepe-Ruhr-Kreis kein Problem, sagt Direktionsleiter Mario Klein. Von den 660 Geschwindigkeitsüberwachungen, die im vergangenen Jahr stattgefunden haben, habe es lediglich eine Verstoßquote von 10 Prozent gegeben. Und nur ein Prozent der Überprüften habe mehr als 15 Km/h mehr als erlaubt auf dem Tacho gehabt. Landrat Olaf Schade kündigte an, dass es zu jeder Zeit und an jedem Ort, Geschwindigkeitsmessungen geben kann - und das unangekündigt. Der Landrat glaubt, dass die flächendeckende Geschwindigkeitsüberwachung eine Rolle dabei spielt, dass die Zahlen so gering seien. Und man werde auch weiter aktiv bleiben - mit verstärktem Technikeinsatz. Direktionsübergreifende Sondereinsätze, Prävention und Überwachungen von Verstößen seien ebenfalls entscheidend. Handyverstöße gebe es leider immer noch zu viele.

Gute Aufklärungsquote

Bei der Betrachtung der Statistik sei es wichtig, die Corona-Jahre auszuklammern, da es weniger Betrieb auf den Straßen gab, teilt Mario Klein mit. Wenn man die Unfallzahlen mit 2019 vergleicht, werde ein starker Abfall der Unfallzahlen deutlich. Von 7298 auf nun 6938 Unfälle. Beim Vergleich der 47 Kreise im Land wird die Anzahl der Verkehrsunfälle ins Verhältnis zur Einwohnerzahl gesetzt.

Die gute Nachricht: Rund 58 Prozent der Unfallfluchten wird von der Polizei aufgeklärt. „Auch mit dieser Zahl sind wir im Land auf den vorderen Rängen“, erklärt Landrat Olaf Schade. 2023 wurden 1402 Unfallfluchten verzeichnet. Bei Unfällen mit Personenschaden konnten 58,2 Prozent der Verursacher ermittelt werden, bei reinen Sachschäden liegt der Wert bei 36,7 Prozent.

Und noch einige Zahlen aus der Statistik: Im Nordkreis gibt es immer mehr Unfälle mit Radfahrern als im Südkreis, da dieser topografisch günstiger liegt. Und die Zahl der verunglückten Fußgänger sinkt im Vergleich. 2019 waren es noch 98 im Jahr 2023 waren es 85.

Auch die Unfallhäufungsstellen nimmt die Polizei tagtäglich in den Blick. In Schwelm gibt es mehrere Bereiche, in denen es auffällig häufig zu einem ähnlichen Unfall kam: Die Kreuzung Wupperstraße/Beyenburger Straße ist seit 2013 im Fokus der Kreispolizei, die Carl-vom-Hagen-Straße zur Zufahrt McDonald ist seit 2020 auf der Beobachtungsliste. 2021 ist der Bereich Berliner Straße, Ecke Prinzenstraße dabei, ein Jahr später kam die Kreuzung Brunnenstraße/Hauptstraßen und Milsper Straße hinzu. 2022 wurden vermehrt Unfälle an der Hattinger Straße, und zwar im Bereich der Tankstelle aufgenommen, sowie an der Ecke Kaiserstraße/Wilhelmstraße. Und seit dem vergangenen Jahr ist auch die Kreuzung Hattinger Straße/Talstraße/Berliner Straße dabei. Hier sollten Autofahrer besonders vorsichtig fahren. Und die Polizei erarbeitet zusammen mit der Unfallkommission des Kreises Maßnahmen, um die Stellen zu entschärfen.

Neuer Blitzer in Gevelsberg

In Ennepetal gibt es laut Mario Klein nur eine Unfallhäufungsstelle: die Kreuzung Neustraße/Milsper Straße, und das seit 2019. In Gevelsberg ist es der Kreuzungsbereich Eichholzstraße und Berchemallee. Hierfür gibt es mittlerweile den Beschluss, dass eine stationärer Blitzer montiert wird. Nach jedem Unfall werde geschaut, wie die Gegebenheiten sind, ob etwas verändert werden kann, um den Bereich sicherer zu gestalten. Neue Ampelschaltungen, neue Straßeneinzeichnung, verstärkte Kontrollen: „Wir werden weiter daran arbeiten, dass unser Kreis noch sicherer wird“, sagt Schade.

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Bei der Zahl der Unfälle gebe es keine Auffälligkeiten, was die Städte angeht. Manchmal passiere eben ein tragisches Unglück: Wie bei den beiden anderen Unfällen, die 2023 im Kreisgebiet tödlich endeten. Auf der Silscheder Straße in Sprockhövel, unweit des Gevelsberger Stadtgebietes, wurde im Juni eine Frau überfahren. Sie verstarb noch am Unfallort. Auf der Haßlinghauser Straße kam ein 27-Jähriger mit seinem Auto nach von der Fahrbahn ab und fuhr gegen einen Baum. Er starb im Krankenhaus.